Worauf Recruiter bei deiner Bewerbung besonders achten (und was ihnen nicht wichtig ist)
Verspreche nichts, was du nicht halten kannst, sagt Franziska, Recruiterin bei Jobmensa. Mit Max sprach sie über den Weg vom passenden Stellenangebot, über die perfekte Bewerbung bis hin zum Vorstellungsgespräch und gibt dabei wertvolle Tipps aus erster Hand, wie man seinem Wunschjob ein ganzes Stück näher kommt.
Franzi ist Recruiterin im Team Köln bei Jobmensa. Bei ihr kommen die Aufträge der Kunden an, die sie dann mit den passenden Studenten besetzt. Vom Lagerhelfer in den Semesterferien, der sich sein Urlaubsgeld verdienen will, bis hin zur Werkstudententätigkeit in einem Großkonzern ist alles dabei, um den Lebenslauf und die eigene Geldbörse aufzupolieren. Dabei kümmert sie sich um so gut wie alles. Sie erstellt die Anzeige die man dann bei Jobmensa sieht, führt die Interviews – meist natürlich am Telefon – und ist dann auch erste Ansprechpartnerin für die Studenten. Wir haben Franzi nach Tipps und Strategien für eine zielführende Bewerbung im Traumjob befragt.
Franzi, zunächst vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst für unser Interview. Bevor ich eine Bewerbung schreiben kann, muss ich erst mal ein passendes Stellenangebot finden. Wo sollte ich suchen und was gibt es im Vorfeld zu beachten?
Ich bin ja ebenfalls ein großer Fan von diesem „Neuland“. Okay, Spaß bei Seite. Den größten Teil der Recherche sollte man heutzutage eigentlich im Internet verbringen. Es gibt genügend bekannte und branchenübergreifende Portale und natürlich Jobmensa. Aber auch die Webseiten der Unternehmen, die für einen interessant sind, sollte man bei seiner Suche keinesfalls vernachlässigen. Hier findet sich meist ein entsprechender Reiter, oft auch einfach „Karriere“ genannt. Wie jedes größere Unternehmen schalten natürlich auch wir unsere Jobs bei jobmensa.de, auf der STUDITEMPS-Homepage oder auf unserer Facebook-Seite. Je nachdem lohnt sich auch der Kauf einer Tageszeitung. Klingt etwas antiquiert, aber gerade Verwaltungen und Großkonzerne veröffentlichen immer noch Anzeigen in der Zeitung. Auch ein Blick in Fachzeitschriften oder entsprechenden Internetforen kann je nach Job sinnvoll sein. Ruhig ein bisschen über den Tellerrand schauen, auch Freunde und Kommilitonen fragen, wie sie an Ihren Job gekommen sind. Möglichkeiten gibt es wirklich viele.
Für welche Art der Bewerbung sollte man sich entscheiden?
Das kommt ganz darauf an, was tatsächlich gewünscht ist. Die Online Bewerbung ist natürlich sehr praktisch. Es geht schneller, und ist um einiges günstiger. Aber es gibt durchaus noch Unternehmen, die gerne noch etwas postalisch geschickt bekommen. Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man immer anrufen. Der Anruf, wenn er geschickt eingesetzt wird, kann wirklich zum Pluspunkt eines Bewerbers werden, auch hier kommt es immer auf die Art der Stelle an.
Jobmensa-Tipp: Unsere kostenlosen Mustervorlagen für das Anschreiben und den Lebenslauf.
Was genau meinst du mit dem Anruf?
Hier gilt die Faustregel: Ist in der Anzeige ein direkter Ansprechpartner und eine Durchwahl hinterlegt, lohnt sich ein Anruf vorab, ist oft sogar gewünscht. Diesen sollte man allerdings auch als ersten Test sehen. Besonders wenn eine kontaktfreudige aufgeschlossene Person gesucht wird, muss man dementsprechend selbstbewusst am Telefon auftreten. Gerade in Bereichen wie Vertrieb, Service oder Marketing kann man diesen Anruf wie einen Teaser für die eigene Bewerbung sehen. Auch erleichtert es einem den Einstieg in der Königs-Disziplin – dem Anschreiben. Ein Satz zu Beginn wie: “Sehr geehrte Frau Müllermaierschmidt, vielen Dank für das nette Telefonat vom…” klingt doch viel besser als, “hiermit bewerbe ich mich…”, oder?
Was ist denn, wenn man nicht alle Suchkriterien der Stelle erfüllt?
Sind wir mal ehrlich. Natürlich setzt ein Personaler nicht die Minimalvoraussetzungen an, wenn er eine Anzeige schreibt. Dadurch möchte er schließlich den perfekten Kandidaten finden. Ist man der Meinung, man passt trotzdem auf die Stelle und der Job wäre genau das Richtige für einen, dann sollte man sich auch bewerben und das auch genau so verkaufen. Bekommt man den Job nicht, ist ja auch nichts passiert. Gibt es Defizite die man bereit ist aufzuholen, zum Beispiel eine Sprache, kann man auch das noch im Anschreiben vermerken. Oft geht der Job ja nicht direkt morgen los und man kann einen Drei-Wochen-Kurs Business Englisch noch einschieben. Solch Engagement fällt meist sehr positiv auf. Man signalisiert dadurch natürlich auch, dass einem an diesem Job sehr viel gelegen ist. Allerdings gilt auch hier: Verspreche nichts was du nicht halten kannst.
Welches sind die Typischen Bewerbungsfehler, die es zu vermeiden gilt?
Die Liste ist lang. Falsche Adressen, Rechtschreibfehler, Fettflecken auf dem Papier oder die falsche Anrede des Ansprechpartners und der Firma sind leider nicht die Seltenheit. Aber ich versuche mal mich auf die wichtigsten Punkte zu beschränken, beziehungsweise ein paar Tipps zur Fehlervermeidung zu geben.
Der Erste ist: Lass Mama noch mal drüber schauen! Oder Onkel, Tante, Freund, Mitbewohner. Oft sieht man es einfach nicht mehr weil man es schon zu oft gelesen hat, bei sehr geehrter Frau XY, meckert auch die Rechtschreibeprüfung nicht.
Ein Weiterer oft gemachter Fehler ist, zu glauben, dass gute Zeugnisse und ein guter Lebenslauf einen aus der Pflicht nehmen, sich beim Anschreiben Mühe zu geben. Zumindest bei uns in Deutschland ist das Anschreiben immer noch die erste Arbeitsprobe (als solches ist die ganze Bewerbung zu sehen). Man sollte das Anschreiben immer auf den Job und das Unternehmen zuschneidern. Eine Art Mastervorlage und nur die Adresse austauschen ist zwar verlockend, aber nicht zielführend. Überleg doch mal worum es geht: Um den Job, den ich unbedingt haben will! Ein bisschen Mühe darf das schon kosten. Das Anschreiben ist definitiv der anstrengendste Teil der Bewerbung, aber auch die Möglichkeit, sich von der Masse der Bewerbungen abzuheben.
Der Lebenslauf ist ein zentraler Bestandteil einer Bewerbung. Was sind die wichtigsten Punkte für einen guten Lebenslauf?
Wichtig ist, dass das drin steht, was den Arbeitgeber interessiert und es je nachdem auch entsprechend gewichtet wird. Ein Studentenjob der nur dazu diente, seine Urlaubskasse aufzubessern, ist meistens zu vernachlässigen. Anders ein Praktikum, das genau zu der Stelle passt. Hier lohnt es sich, die Aufgaben etwas genauer zu beschreiben. Viele Lebensläufe sind einfach viel zu lang. Es ist mir wirklich egal auf welcher Grundschule ein Bewerber war. Es muss auch nicht jede Klassensprecherposition vermerkt werden. Lückenlos ab dem Schulabschluss und dann gezielt Schwerpunkte gesetzt. Ich gliedere meinen immer nach persönlichen Daten, Berufstätigkeit, Ausbildung/Studium, Schule und Zusatzqualifikationen. Das Aktuellste immer zuerst.
Welche Unterlagen muss ich der Bewerbung beilegen und wie alt sollen diese höchstens sein?
Man muss sich immer fragen, was bringt mich dem Job näher. Bewerbe ich mich im Bereich Marketing interessiert mein Schülerpraktikum in einem Hotel eigentlich niemanden mehr. Arbeitszeugnisse sollten aber immer lückenlos einsortiert sein. Gerade wenn man viele Praktika, Werkstudententätigkeiten und ähnliches gemacht hat, sammelt sich im Laufe der Zeit einiges an. Als erstes kommt natürlich das Anschreiben, gefolgt vom Lebenslauf. Dann, wenn bereits vorhanden, der berufsqualifizierende Abschluss und entsprechende Praktika. Als letztes sollten die Nachweise über Zusatzqualifikationen folgen.
An der Stelle noch etwas anderes. Bei einer Online-Bewerbung die man per Email verschickt, ist das Anschreiben die Email und der Rest eine Datei, welche man dann am besten “Bewerbung_Position_Name_Datum” nennt. Es ist total großartig nur eine Datei öffnen zu müssen und nicht fünfzehn einzelne für jedes Zeugnis.
Gehören Hobbys in den Lebenslauf?
Ich finde Hobbys teilweise eher schwierig, aber wenn man sie angeben möchte, sollten sie nicht aus der Luft gegriffen sein. Gibt man als Hobby beispielsweise Lesen an, sollte man auch auf die Frage vorbereitet sein, welches Buch man als letztes gelesen hat. Fängt man hier an zu überlegen, kann es sehr schnell peinlich werden. Ich selbst lasse Hobbys in meinem Lebenslauf weg, bereite mich aber auf die Frage in einem eventuellen Interview vor, ob ich welche habe.
Warum ist ein ordentliches Foto tatsächlich so wichtig?
Zunächst einmal, ein Foto ist keine Pflicht mehr. Ich bin auch immer noch ein Fan von guten Bewerbungsfotos, irgendwie gibt es der Bewerbung auch eine persönlichere Note. Entscheidet man sich also eines beizufügen, sollte man auch hier ein paar Punkte beachten.
Direkt vorweg: Auch bei einem Studentenjob bitte bitte bitte keine Urlaubsfotos, Partyfotos oder ähnliches beifügen. Und glaub mir, wir haben hier schon vieles gesehen. Strand und Bierchen, alles schon dagewesen und ein echtes K.O. Kriterium. Ein Bewerbungsfoto muss zwingend professionell sein, man sollte auch darauf verzichten, einen Freund zu bitten eins von einem zu machen. Also macht euch schick, geht zum Fotografen und schaut freundlich und wach in die Kamera. Anziehen sollte man auf dem Foto das, was man bei einem Termin anziehen würde, bei dem man die Firma nach außen präsentiert, also auch wenn es intern keinen Dresscode gibt, ist dies in der Außendarstellung einer Firma oft anders.
Was muss ich nach der Bewerbung beachten?
Klar, wer ist in dem Fall schon geduldig? Aber ein bisschen Zeit sollte man dem Personaler schon geben. Wenn einem die Zeit zu lang ist, darf man schon mal anrufen. Ich habe in meinen Prozessen den Kollegen immer ca. drei Wochen gegeben. Oft ist auch mehr als eine Abteilung an der Entscheidung beteiligt, besonders bei großen Konzernen können die Entscheidungsprozesse sehr lang sein. Wichtig ist es aber in jedem Fall bei einem Anruf freundlich zu bleiben, sonst ist man ganz schnell raus.
Und natürlich auch ganz wichtig: Immer vorbereitet sein, falls man selbst angerufen wird. Ich hatte immer einen Spickzettel dabei. Da stand nur drauf wann ich mich bei wem (Firma/Name Ansprechpartner) um welche Stelle beworben habe. Es macht einfach direkt einen besseren Eindruck, wenn man seinen Gesprächspartner direkt zuordnen kann
Hier gehts zum zweiten Teil: Was du beim Vorstellungsgespräch beachten musst
Bilder: Jobmensa
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