Wohnungsnot macht erfinderisch
Als ob der Studienbeginn nicht schon stressig genug wäre – Kurse wählen, Freunde finden, Ämter abklappern. Jetzt kommt für viele Studenten ein noch viel grundlegenderes Problem dazu: Die Wohnungsnot! So schlimm wie dieses Jahr war es noch nie. Doch bekanntlich macht Not, und somit auch Wohnungsnot erfinderisch. Wir zeigen euch die skurrilsten und kreativsten Notlösungen der Studenten. Erstis haben es im Wintersemester 2014 wirklich schwer. Ein Drittel sucht länger als einen Monat nach einem WG-Zimmer oder einem Platz im Wohnheim. Doch nicht einmal 10 Prozent aller Studenten finden einen. Das liegt mitunter daran, dass die Anzahl der Studenten stark gestiegen ist. Im Moment sind 2,9 Millionen eingeschrieben, auf die aber gerade mal rund 187.000 Wohnheimsplätze kommen. Ja, richtig – das ist viel zu wenig! Viele Institutionen, aber auch die Studenten selbst kommen deshalb auf die unglaublichsten Ideen.
Wohnen in der Sporthalle
Schlafen auf dem Trampolin und das Sprossengerüst als Kleiderstange? Ganz so schräg ist es zum Glück nicht. Fabian, 20, muss nicht wie es klingt, zwischen Sportgeräten schlafen. Er teilt sich ein kleines Gästezimmer der Uni-Sporthalle Konstanz mit einem anderen Wohnungssuchenden. Die Tage bis zur festen Bleibe zählt er mit einem Adventskalender. Den nächsten will er aber erst wieder zu Weihnachten öffnen.
Grusel-Wohnung in einem leeren Krankenhaus
Ob Burgen, Schulen, Kirchen oder wie in Sebastians Fall, ein leeres Krankenhaus in Berlin – eine niederländische Firma vermietet leer stehende Gebäude für wenig Geld. Mit der Aktion „Bewacht durch Bewohnung“ will die Firma Vandalismus und die Verrottung der Gebäude verhindern, und lässt dafür sogenannte „Hauswächter“ einziehen. Es gibt aber einige Regeln: keine Nägel, kein Streichen, längere Besuche müssen angemeldet werden. Doch dafür wohnt Sebastian für einen Spottpreis in einem 90 m² großen Zimmer und hat seinen eigenen Klinik-Park. Von seinem Zimmer zur Küche fährt er meistens mit dem Skateboard. Diese Weitläufig- und auch Einsamkeit muss man mögen. Eins steht jedoch fest: das ist nichts für schwache Nerven.
Die Abflussrohre des Wohnheims als persönlicher Wecker
Damit die Düsseldorfer Studenten nicht unter der Brücke, oder in Bankfilialen schlafen müssen, stattet ein Wohnheim seine Kellerräume mit Feldbetten aus und macht daraus ein Auffanglager für Wohnungssuchende. Auch in Köln hat dieses Modell Fuß gefasst und ist seit 2014 sehr beliebt bei Erasmus-Studenten. Seit 5 Wochen wohnt Jannik, 21, schon in den Kellerräumen in Düsseldorf und kennt sich mittlerweile bestens mit den Abflussrohren aus, die direkt durch den Schlafsaal verlaufen. Abgesehen von den Geräuschen die davon ausgehen, sorgt auch das allmorgendliche Weckerkonzert von 10 verschiedenen Weckern zu unterschiedlichen Uhrzeiten dafür, dass die „Kellerkinder“ bloß nicht genügend Schlaf bekommen.
„Ach damals, Kindchen…“ – in der WG mit Oma
„Wohnen für Hilfe“ heißt das etwas andere Wohnprojekt. Es funktioniert ganz nach dem Prinzip Geben und Neben, und bringt zwei Generationen unter ein Dach. Lisa, 20, hilft ihrer 88-jährigen Mitbewohnerin im Haushalt, und zahlt dafür weniger Miete.
Aber nicht nur das, neben dem berühmten Eintopf von Omi bleibt auch eine ausgedehnte Erzählstunde nicht aus. Lisa findet den Generationenaustausch interessant, aber hat Zweifel, dass sie ihr Studentenleben auf diese Weise richtig auskosten kann. Jeden Abend vor 10 ins Bett – dafür ist sie einfach noch zu jung. Für weise Ratschläge und frisch gekochte Marmelade hat sie jetzt aber immerhin jemanden gefunden!
Stillgestanden – einschlafen! Dort wohnen, wo früher Soldaten schliefen
In Heidelberg wurde eine ehemalige Kaserne zu einem Wohnheim umgebaut. Trotz neu gewonnenem Wohnbereich ist das Leben in der Kaserne alles andere als normal. Der 19-jährige Thomas findet besonders skurril, dass er jeden morgen an bewaffneten Soldaten vorbeikommt. Um die Ecke steht nämlich eine noch bewohnte US-amerikanische Kaserne. Außerdem ist das ganze Haus eher improvisiert: Die Größenverhältnisse der Räume sind ungleich, die Küche ist ungewöhnlich groß und die Matratzen passen nicht in die Bettgestelle. Aber im Vergleich zu anderen Zuständen, sind das ja doch eher Luxusprobleme.
Camping im Uni-Forum
Nicht aus Wohnungsnot, sondern aus Protest schlugen mitten auf dem Konstanzer Campus 15 Studenten ihre Zelte auf. Damit wollen sie auf die Wohnungsnot in der Stadt am Bodensee aufmerksam machen und erreichen, wie gewünscht, Studenten, Dozenten und Passanten.
Man sieht also: auch mit Camping-Kocher und Öllampen lässt sich die ein oder andere Nacht überstehen.Zum Glück gibt es aber bereits einige Initiativen, die verhindern, dass Studenten unter freiem Himmel schlafen müssen. Übrigens ist das nicht nur in Deutschland so. Auch in der Schweiz wurde ein Bunker mit Feldbetten ausgestattet und auf einem Campingplatz mietete das Studentenwerk einige Bungalows, die als Notunterkünfte genutzt werden können.
Für alle Suchenden gilt also: Kopf hoch, ihr seid nicht allein! Und alle, die schon eine Bleibe gefunden haben, ihr dürft euch sehr, sehr glücklich schätzen!
Bilder: GaudiLab/shutterstock.com
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