Westdeutschland? Nein Danke! Immer mehr Studenten zieht es in den Osten
Die meisten Studenten unserer Generation sind nach der Wende 1989/1990 geboren – die Teilung Deutschlands in DDR und BRD haben wir nie aktiv erlebt. Trotzdem bestand jahrelang noch eine Art Mauer: in unseren Köpfen. Nach Ostdeutschland ziehen? In die neuen Bundesländer? Nee, da gibt es doch nur Plattenbau, Arbeitslose und Neo-Nazis. Soweit das Klischee. Doch in den letzten Jahren ziehen vermehrt “westdeutsche” Abiturienten in den Osten, um dort zu studieren. Und das aus guten Gründen! Warum das Studentenleben in den ostdeutschen Städten so attraktiv geworden ist, erfahrt ihr hier.
Die “Wessis” erobern die ostdeutschen Unis
Das nun, 25 Jahre nach der Wiedervereinigung, auch endlich die Mauer in den Köpfen zu fallen scheint, zeigt die seit Jahren steigende Bewerberzahl westdeutscher Abiturienten an Universitäten und Hochschulen in den neuen Bundesländern. Waren es 2008 im Schnitt rund 22 Prozent, die fürs Studium vom Westen in den Osten Deutschlands gezogen sind, waren es im Wintersemester 2014 bereits 35 Prozent. An einigen Hochschulen liegt der Anteil sogar noch deutlich über dem Schnitt: an der “Hochschule für nachhaltige Entwicklung” in Eberswalde beispielsweise kommen 60% der Studenten aus den alten Bundesländern. Zu den steigenden Bewerberzahlen an ostdeutschen Universitäten durch westdeutsche Abiturienten tragen allerdings auch weitere Faktoren bei.
Überfüllte Hörsäle kennt man im Osten nicht
Während in Westdeutschland durch den Doppeljahrgang, die Umstellung auf G8 und den allgemeinen Trend zur Akademisierung die Bewerberzahlen an den Universitäten seit geraumer Zeit immer weiter steigen lassen, hätten die ostdeutschen Universitäten ohne den Zuzug aus dem Westen große Probleme. Durch den demografischen Wandel und die sinkenden Zahlen der Schüler, die das Abitur erlangen, gehen die Bewerberzahlen tendenziell eher zurück. Durch die Studenten aus dem Westen können die Kapazitäten wenigstens auf gleich bleibendem Niveau gehalten werden. Zahlreiche Fächer an den ostdeutschen Universitäten sind daher nicht zulassungsbeschränkt – der Abiturschnitt interessiert bei der Bewerbung also nicht.
Das bedeutet konkret: wer zum Studieren nach Ostdeutschland zieht, kann in vielen Fällen überfüllten Hörsälen und viel zu vollen Seminaren entgehen und hat bessere Chancen auf einen Studienplatz. Kleinere Lerngruppen bedeuten im Umkehrschluss auch häufig: ein persönlicheres Verhältnis zum Dozenten, eine individuellere Betreuung und weniger Anonymität. Gute Voraussetzungen für ein qualitatives Studium. Womit wir beim nächsten Punkt wären.
Ostdeutsche Unis = Qualität!
Doch nicht die geringere Masse allein sorgt für die Attraktivität der ostdeutschen Universitäten. An den Hochschulen im Osten des Landes lassen sich viele hochspezialisierte Fächer studieren und die Universitäten genießen einen guten Ruf. Zwar ist die TU Dresden das einzige ostdeutsche Mitglied der Elite-Initiative, wer jedoch nicht gerade in der Wissenschaft tätig werden möchte, braucht darauf keinen Wert zu legen. Weiterhin floss nach der Wiedervereinigung viel Geld in den Osten, was auch den Universitäten zu Gute kam. So sind viele Hochschulen in modernen Gebäuden untergebracht und mit neuester Technik ausgestattet, während sich im Westen die Studenten an Betonklotz-Universitäten wie Bochum erfreuen dürfen. Die Auswirkungen dieser Studienvoraussetzungen spiegeln sich in Zahlen wieder. Während im Westen rund 82% Prozent der Studenten sich noch ein zweites Mal für ihre Universität entscheiden würden, sind es im Osten 87%. An dieser Stelle hat der Osten den Westen demnach bereits überholt.
Das Studentenleben
Doch all dieser schönen Fakten zum Trotz: wohl kaum einer wird sich für einen Studienort entscheiden, wenn ihn nicht auch die Stadt überzeugt. Fälschlicherweise verbinden viele mit den ostdeutschen Städten noch immer grau in grau, Plattenbau und Tristesse. Dass viele Städte eine wunderschöne Altstadt mit zahlreichen historischen Gebäuden und Kulturstätten besitzen, wird oftmals ausgeblendet. Wer jedoch einmal eine Stadt wie Dresden oder Leipzig besucht hat, wird bestätigen: schöne Ecken gibt es hier en masse. Und das beste daran: in den Altbauwohnungen mit schönem Holzfußboden und Stuck an der Decke zu wohnen ist für Studenten hier bei weitem nicht so utopisch wie in den beliebten westdeutschen Studentenstädten. Denn: die 7 günstigsten Studentenstädte Deutschlands befinden sich alle im Osten. Zahlt man in München im Schnitt 500 Euro für ein WG-Zimmer, ist es im Osten im Schnitt die Hälfte.
Die hohe Anzahl an Studenten zeigt sich auch in der Freizeitgestaltung: nicht nur in Leipzig und Dresden, sondern auch in Halle, Greifswald und Eberswalde lässt sich das Studentenleben mit zahlreichen Kneipen und Clubs genießen. Damit ihr diese Möglichkeiten auch voll ausschöpfen könnt, sucht euch doch einen coolen Nebenjob direkt in eurer Studentenstadt. Egal wo ihr wohnt – die besten Studentenjobs findet ihr bei Jobmensa.
Bilder: Daxiao Productions/shutterstock.com
Das könnte dir auch gefallen:
Neu in der Stadt? Wie deine Studienstadt zur zweiten Heimat wird
Wer neu in der Stadt ist, fühlt sich erstmal als Fremdkörper. Im Jobmensa Magazin verraten wir dir, wie die neue Studienstadt zu deiner zweiten Heimat wird.
Mietpreis-Vergleich: Das sind die günstigsten Uni-Städte
Der immowelt.de Mietpreis-Vergleich von 40 deutschen Studenten-Städten zeigt, wo Studenten besonders günstig wohnen. Zwei Regionen stechen dabei hervor.
Wie finde ich die passende Stadt zum Studieren?
Die Stadt spielt bei der Suche nach dem passenden Studium eine wichtige Rolle. Die Entscheidung fällt den "Neuen" nicht immer leicht.