Werden wir immer ärmer? Mitt-Zwanziger haben weniger Geld als vor 30 Jahren
So gut ausgebildet wie noch nie, so ehrgeizig wie noch nie und so flexibel wie noch nie: man sollte meinen die Generation der Millenials (geboren in den späten 80ern und frühen 90ern) hätte die besten Voraussetzungen für den Start in den Arbeitsmarkt und ein gutes Gehaltsniveau. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein, denn eine neue Studie ergab nun: die jungen Erwachsenen von heute haben weniger Geld zur Verfügung als noch vor 30 Jahren. Was die Studie genau ergab und wodurch dieses Ergebnis zustande kam, erfährst du hier.
Die Studie im Detail
Für die Studie hat der britische Guardian die Zahlen der Gehaltsdatenbank LIS ausgewertet, welche zuvor die Informationen aus acht verschiedenen Ländern verglichen hatte. Dazu zählten neben Deutschland auch Australien, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Italien, Spanien und die USA.
Aus den Zahlen resultierte, dass das verfügbare Einkommen, also jenes, welches für den reinen Konsum übrig bleibt, im Falle der Millenials teils weit unter dem Gesamtdurchschnitt des Landes von vor 30 Jahren liegt.
Konnten junge Erwachsene vor 30 Jahren noch ein Einkommen erzielen, welches über dem jeweiligen Landesdurchschnitt lag, liegen sie nun meist darunter.
Die Länder im Vergleich
Vergleicht man die Ergebnisse der verschiedenen untersuchten Länder, kommt Deutschland noch ganz gut weg. Während das verfügbare Einkommen der Millenials in Großbritannien nur um zwei und in Kanada um vier Prozent gesunken ist, reiht sich Deutschland mit 5 Prozent dahinter ein.
Es folgen Frankreich und die USA, in welchen die jungen Erwachsenen mit acht beziehungsweise neun Prozent weniger Geld als vor 30 Jahren auskommen müssen.
Besonderes dramatisch sehen die Zahlen bei unseren europäischen Nachbarn Spanien und Italien aus. Die jungen Erwachsenen in diesen Ländern stehen im Vergleich zu vor 30 Jahren mit satten zwölf beziehungsweise ganzen 19 Prozent weniger Geld da. Ganz schön happig.
Lediglich in Australien nehmen die Gehaltsverhältnisse eine positive Wendung: nicht nur steigt das verfügbare Einkommen der Rentner, sondern auch die Mitt-Zwanziger dürfen sich über satte 27 Prozent mehr verfügbares Einkommen freuen als noch vor 30 Jahren.

Worauf ist diese Entwicklung zurückzuführen?
Die Gründe dafür, dass die jungen Erwachsenen heute mit weniger Geld auskommen müssen als noch ihre Eltern, sind verschieden. Zum einen wurden die Millenials besonders schwer von der Finanzkrise 2008 und der sich daraus ergebenden Situation des Arbeitsmarktes betroffen.
Weiterhin sind in den letzten Jahren die Gehälter oftmals nur im Bereich der Top-Verdienste angestiegen, der Niedriglohnsektor war von einem Anstieg jedoch weitestgehend ausgenommen.
Außerdem müssen die Zahlen nicht zwingend nur auf das Einkommen als solches zurückzuführen sein. Beispielsweise kann auch eine Verschuldung in jungen Jahren oder der spätere Berufseinstieg der Millenials durch ein vorangegangenes Studium zu einem niedrigeren Verdienst in den Mitt-Zwanzigern beitragen. Die jungen Erwachsenen ziehen darüber hinaus immer mehr in die Großstädte, die Landflucht lässt die Mieten in den Metropolen in die Höhe schnellen. Somit bleibt weniger Geld für den privaten Konsum übrig.
Die Folgen für die Gesellschaft
Da im Gegensatz zu den Millenials das verfügbare Einkommen für andere Altersschichten, insbesondere die der Mitt-Sechziger und der Mitt-Siebziger, also der Rentner, erheblich zugenommen hat, werden von Experten bereits massive soziale Spannungen befürchtet.
Aufgrund der konträr verlaufenden Entwicklungen befürchte er einen fehlenden Zusammenhalt in der Gesellschaft, so Angel Gurría von der OECD zum Guardian. Seit der Finanzkrise hat sich der Arbeitsmarkt für junge Menschen kaum verbessert und so sei der Jobeinstieg für viele sehr schwer zu bestreiten. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, könnte das Auswirkungen auf die Familienplanung der jungen Erwachsenen und die gesamte Gesellschaft haben.
Bilder: Mirco Vacca/shutterstock.com
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