Unternehmen testen die 4-Tage Woche! Werden wir in Zukunft weniger arbeiten?
Die Deutschen sind dafür bekannt fleißig und stoisch ihre Arbeit zu verrichten. In Europa stehen sie auf Platz 1 der höchsten Arbeitsstunden pro Woche. Darauf sind sie stolz – ohne Fleiß schließlich kein Preis. Jetzt kommt eine Studie heraus, die behauptet, dass weniger Arbeit viel produktiver sei als mehr. Einige Firmen machen den Test. Dürfen wir uns schon auf die Vier-Tage Woche freuen?
Wie schön doch die Vorstellung klingt, sich schon Donnerstags aufs Wochenende einstellen zu dürfen. Abgesehen davon, wie viele Wochenendtrips sich plötzlich lohnen würden, macht eine Studie deutlich, dass auch die Produktivität gesteigert werden würde. Einerseits, weil Mitarbeiter mehr Zeit hätten sich zu erholen und Freizeitaktivitäten nachgehen könnten, für die sie an nur zwei Tagen kaum Zeit hätten. Andererseits argumentieren die Forscher, würden Menschen an einem 8-Stunden Tag so gut wie nie die ganze Zeit arbeiten. Oder um es mit dem CEO des Start-Ups Treehouse zu sagen: „You get all day Friday off, instead of pretending like you’re working when you’re not…just remember, you only have 2,000 weekends, and then you die“. Der Manager machte den Testlauf und kürzte seinen Mitarbeitern die Stunden, so dass sie Freitags frei bekamen. Das Unternehmen berichtet durchaus positiv, Mitarbeiter würden weniger unter dem Montags-Blues leiden, effektiver arbeiten und weniger fehlen, weil sie viele Termine, wie Arztbesuche auf den freien Wochentag legen könnten.
Es ist nicht genug Arbeit für Alle da
Und in Deutschland? Auch hier gibt es schon erste Versuche einer kürzeren Arbeitswoche. Auf der Homepage feel-good-at-work.de präsentieren sich Arbeitgeber, die Arbeitsmodelle, wie die 4-Tage-Woche anbieten. Bisher ist die Auswahl jedoch noch sehr überschaubar.
Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass die Diskussion um Arbeitszeit und alternative Beschäftigungsmodelle in Zukunft offener geführt werden wird
Das hat verschiedene Gründe. Zum einen sprechen strukturelle Komponenten des Arbeitsmarktes zumindest theoretisch dafür, in Zukunft den Bedarf an Arbeit unter mehr Menschen aufzuteilen. Die Übernahme vieler Aufgabenbereiche durch Maschinen haben die menschliche Arbeitskraft historisch betrachtet stetig überflüssiger gemacht. Auch Dienstleistungen werden in vielen Bereichen schon von Computern erledigt.
Mehr Freizeit oder mehr Dinge
Der Ökonom John Maynard Keynes prophezeite in den 1930er Jahren, dass die Menschen in 100 Jahren wohl nur noch 15 Stunden die Woche arbeiten müssen, da die Produktivität und die Wirtschaftsleistung so gesteigert würden, dass 40 Stunden nicht mehr nötig seien. Und tatsächlich hatte sich die Arbeitszeit bis in die 70er Jahre stetig verkürzt. Doch bei 40 Stunden blieb sie stehen und da ist sie bis heute. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sie auch in 15 Jahren, also 2030, nicht bei 15 Stunden die Woche liegen.
Warum hat sich Keynes so getäuscht, obwohl die wirtschaftlichen Entwicklungen genau so eingetroffen sind, wie er sie vorhersagte? Warum haben sich die Menschen nicht für mehr Freizeit als für mehr Dinge entschieden?
Keynes appellierte zur damaligen Zeit, naiverweise wie man heute sagen muss, an die Vernunft der Menschen. Er sah nicht die immer weiter steigenden Bedürfnisse, nicht, dass Arbeitnehmer lieber mehr arbeiteten um mehr Geld zu verdienen und Unternehmer ihre Gewinne ungern weiter gaben. Er unterschätzte schlicht eine sehr menschliche Eigenschaft: Gier. Dazu kommt, dass sich die Lebensumstände der unteren Schichten nicht in dem Maße verändert haben, dass diese die Wahl hätten weniger zu arbeiten. Die Löhne haben sich schlichtweg nicht so verteilt, dass diese Frage für jeden ihre Gültigkeit hat.
Work-Life-Balance wird wichtiger – doch nicht für Geringverdiener
Da können Psychologen weiter warnen vor Burn-Out und Depressionen durch Stress, die Mehrheit der Unternehmen verlangen ihren Mitarbeitern auch noch etliche Überstunden ab. Wie sieht die Zukunft der Arbeit also aus? Glaubt man der Studie, müssten Unternehmen schon aus ökonomischer Sicht ihren Mitarbeitern mehr Freizeit lassen. Besonders junge Unternehmen, darunter einige Start-Ups haben den Faktor Work-Life-Balance in ihre Unternehmensphilosophie aufgenommen, auch um die Motivation der Mitarbeiter zu steigern. Ebenfalls ergaben verschiedene Umfragen, dass Geld in dieser Generation nicht mehr oberste Priorität sei. Doch auch diese Argumente gelten lediglich für den gut ausgebildeten Teil der Gesellschaft, wenn nicht die Verteilungsfrage von Löhnen Teil der Diskussion wird. Insgesamt höhere Produktivität hat offensichtlich keinen Einfluss auf die Arbeitszeit. Die 15-Stunden-Woche wird also noch warten müssen. Doch auch dazu hatte Keynes einen Gedanken: „Die lange Sicht ist ein schlechter Führer in Bezug auf die laufenden Dinge“.
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Bilder: fototip/shutterstock.com
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