Übergangsprofessoren: Wie wir Studenten darunter leiden
An Deutschlands Universitäten sind zahlreiche Lehrstühle vakant. Vertretungsprofessoren halten den Lehrbetrieb oft mehr oder weniger gut am Laufen – und die Studenten leiden unter den Übergangslösungen. Was für die Universitäten massive Budgetentlastungen bedeutet, heißt für uns vor allem: mangelnde Perspektiven sowie Qualität am Lehrstuhl.
Wann werden Vertretungsprofessuren notwendig?
Wenn ein Professor emeritiert wird, in die Wirtschaft wechselt oder zu Forschungszwecken ins Ausland geht, bedeutet das in der Konsequenz einen vakanten Lehrstuhl. Eine Professorenstelle wird jedoch nicht besetzt wie jede andere Stelle in einem normalen Betrieb – bis sich geeignete Kandidaten beworben haben und ausgewählt werden, können nicht nur einige Semester, sondern sogar Jahre vergehen. Damit in der Zwischenzeit nicht der gesamte Lehrbetrieb zum Erliegen kommt, übernehmen Vertretungsprofessoren den Lehrstuhl.
Vertretungsprofessuren – ein zweischneidiges Schwert
Eine Interimsprofessur ist gerade für den wissenschaftlichen Nachwuchs oft eine gute Möglichkeit, um sich im universitären Betrieb zu etablieren. Die Übergangsprofessur kann den Weg in eine Festanstellung an einem Lehrstuhl durchaus weit voranbringen. Dafür zahlen die Professoren jedoch auch einen hohen Preis: häufige Standortwechsel, kurz befristete Verträge und eine Vergütung, die sich oftmals nur auf dem Niveau normaler Lehrbeauftragter befindet. Die Universitäten stört das nicht, denn sie sparen somit ordentlich ein. Immer häufiger werden Übergangsprofessoren gar nicht mehr für ein volles Semester, sondern nur für die Vorlesungszeit eingestellt. In den Semesterferien sind sie dann faktisch arbeitslos. Ein Forschungsbetrieb aufrecht zu erhalten, wird somit quasi unmöglich.
Die Studenten leiden
Für die Studenten bedeuten lang andauernde Übergangsphasen eigentlich nur Nachteile. Wer selbst eine wissenschaftliche Karriere anstrebt und promovieren möchte wird Schwierigkeiten haben, in einem Übergangsprofessor einen geeigneten Doktorvater zu finden. Doch auch im alltäglichen Betrieb bekommen wir Studenten die Übergangsprofessur zu spüren. Es bleibt weniger Zeit für das Verfassen von Haus-, Bachelor– oder Masterarbeiten, wenn man sich nicht sicher sein kann, ober der Berater auch im nächsten Semester noch den Lehrstuhl inne halten wird.
Weiterhin können langfristige Projekte kaum mehr realisiert werden, da beispielsweise weitere Einstellungen am Institut unter der Leitung eines Übergangsprofessors noch schwerer vorgenommen werden können. Auch die Beantragung von Fördermitteln wird stark zurück geschraubt, da die Realisierung ohne einen fest angestellten Professor fraglich ist. Deshalb muss leider in vielen Fällen ein Qualitätsverlust der Lehre und Forschung bei einer langen Übergangsphase mit einem Vertretungsprofessor befürchtet werden, unter dem vor allem die Studenten leiden.
Jobmensa meint: Immer mehr Abiturienten strömen an die Hochschulen und möchten eine akademische Laufbahn einschlagen. Gleichzeitig leidet durch gekürzte finanzielle Mittel und zu viele Übergangsprofessuren die Qualität des Lehrbetriebes an der Universität. Wenn die akademische Ausbildung von uns Studenten den Verantwortlichen tatsächlich so wichtig ist, wie sie immer behaupten, dann sollten auch wieder verstärkt Maßnahmen getroffen werden, welche ein gelungenes Studium und eine wissenschaftliche Karriere möglich machen. Dazu zählt auch eine Sicherheit des Lehrbetriebes in Form von fest angestellten Professoren.
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Bilder: wavebreakmedia/shutterstock.com
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