“Studiert nicht in Deutschland”: 8 Gründe, warum ein Finne nie wieder hier studieren würde
Juuso Nisula ist nicht zufällig an der Uni Köln gelandet. Der finnische Student, der bereits ein Auslandssemester in China absolviert hat, hatte sich ganz bewusst und nach reiflicher Überlegung für ein Masterstudium in Deutschland entschieden. In seinem Blog zieht er nach einem Jahr eine traurige Bilanz und rät seinen Lesern: “Studiert nicht in Deutschland”.
Der junge Finne schwärmt vom Kölner Karneval, dem Rhein und den offenen Menschen. Über sein Studium als ausländischer Student im Bereich Finance an der Uni Köln fällt sein Urteil allerdings weit weniger positiv aus: “Das typische Bild, dass du von Deutschland hast – von Effizienz nahe der Perfektion – mag auf den Audi deines Nachbarn zutreffen, nicht aber auf die Ausbildung hier.” Diese acht Dinge laufen an der deutschen Hochschule seiner Meinung nach gewaltig schief:
1. Die Lehrmethoden
Vorlesungen seien ein einziger Dauermonolog des Dozenten. Der Sinn von begleitenden Übungen bestehe lediglich darin, die Lösungen der Übungsaufgaben zu bekommen. Juuso schlägt stattdessen vor, die Lösungen online bereit zu stellen. Dann bliebe mehr Zeit für Diskussionen und Fragen.
2. Die Benotung
Klausuren, Klausuren, Klausuren. Entsetzt stellt Juuso fest, dass seine Leistungen bis jetzt an nichts anderem gemessen wurden. Referate, Lerngruppen, Feedback oder in irgendeiner Form selbstständiges Denken? Fehlanzeige. Stattdessen: Kurzfristiges Auswendiglernen vor der Prüfung um anschließend alles wieder zu vergessen. Besser wären regelmäßige Hausaufgaben, Essays und Fallstudien, so Juuso.
3. Die Prüfungen
In den Klausuren werde nicht abgefragt, ob und wie gut der Student den Prüfungsstoff wirklich verstanden hat. Es gehe vielmehr darum zu testen, ob man extrem viele einfache Fragen in sehr begrenzter Zeit beantworten könne. Der Gegenvorschlag: Statt viele Fragen in 60 Minuten, lieber einige wenige, dafür kniffligere Fragen stellen. Das führe zu einem tieferen Verständnis des Stoffs.
4. Ausweischaos
Der Studentenausweis in Papierform ist nach kurzer Zeit zerfleddert und ohne mitgeführten Personalausweis sowieso nicht zu benutzen. Für die Bibliothek muss ein extra Ausweis her, in der Mensa wird wieder mit einer anderen Karte bezahlt und sogar für Klausuren gibt es einen speziellen Ausweis. Nervig! Besser: Eine Karte für alles. Das wird in Köln, räumt Juuso ein, im nächsten Semester sogar eingeführt.
5. Immer Ärger mit dem Prüfungsamt
Klausuren werden ausgerechnet in der köllschen Karnevalshochburg auf Karneval gelegt, E-Mails nicht beantwortet und Studenten unfreundlich behandelt. Beim Überschreiten von Deadlines ist das Prüfungsamt gegenüber den Studis erbarmungslos, nur um sich dann selbst an keinerlei Fristen zu halten. Die vorgeschlagene Lösung: Das Prüfungsamt komplett abschaffen – oder zumindest dazu bewegen E-Mails zu benutzen.
6. Technik: Uni 2.0
Die Onlinesysteme der Uni Köln seien ein absolutes Chaos. Hausarbeiten müssten ausgedruckt statt einfach als PDF abgegeben werden. Mehr Fortschritt, bitte! Neben dem Einholen von Nutzerfeedback wünscht sich Juuso vor allem die Übersetzung der Onlinesysteme ins Englische.
7. Räumlichkeiten
Kein durchgehender Zugang zu den Räumlichkeiten des Instituts, wenig Gruppenarbeitsplätze, kaum Computer oder Steckdosen. In den Prüfungsphasen stünden sogar noch weniger Arbeitsplätze zur Verfügung als sonst. Juuso schlägt vor, die Studentenausweis-Karte als Schlüssel zu den Arbeitsplätzen zu benutzen und so den Zugang rund um die Uhr zu ermöglichen.
8. Kommunikation? Fehlanzeige
Die Noten vom letzten Semester, die Prüfungstermine vom kommenden Semester oder Änderungen im Kursangebot – Kommunikation gäbe es an der Uni Köln quasi nicht. “Bitte teilt uns wichtige Informationen rechtzeitig mit, es macht unser aller Leben einfacher”, fordert Juuso daher.
Kommen euch die Probleme des finnischen Studenten bekannt vor? Welche Erfahrungen habt ihr mit der Hochschulbildung in Deutschland oder im Ausland gemacht? Und worüber ärgert ihr euch an eurer Uni? Und wenn ihr mal Abwechslung vom nervigen Uni-Alltag braucht, hat Jobmensa den passenden Studentenjob in eurer Stadt im Angebot.
Bilder: avemario/shutterstock.com
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