Studieren in Bonn – zwischen Schlössern und jeder Menge Grün
Mein letztes Semester an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn bricht an – und doch ist das nicht unbedingt ein Grund zur Freude. In zehn Semestern habe ich mein Studium hier in Bonn immer genossen. Wer würde auch nicht gerne zur Uni gehen, wenn die Vorlesungen nicht nur in einem sondern gleich zwei Schlössern stattfinden und die Universität selbst zur Teilnahme am Bonner Rosenmontagszug einlädt? Bonn ist längst nicht das verschlafene Provinznest, für das es oft gehalten wird – man muss nur wissen, wo man suchen muss – und das möchte ich euch hier erzählen.
Bonn macht es seinen Einwohnern – ob alteingesessen oder neu zugezogen – leicht, sich heimisch zu fühlen. Mit offener, rheinischer Mentalität wird hier jeder willkommen geheißen, und das Stadtbild selbst tut sein Übriges dazu, sich schnell wohl zu fühlen: Häuser im Jugendstil, zwei Schlösser in der Innenstadt, viel Grün und der malerische Rhein, der sich mitten durch die Stadt schlängelt. In Bonn habe ich mich auf den ersten Blick verliebt, und von da an wurde es nur noch besser.

Die Uni selbst trägt ebenfalls dazu bei, indem sie ihren Studenten das rheinische Brauchtum näher bringt. In welcher anderen Uni wird man schon zur aktiven Teilnahme am Rosenmontagszug eingeladen? Seit Jahren schon hat sie eigens für diesen rheinländischen Brauch einen eigenen Wagen, auf dem verkleidete Studenten, Dozenten und sogar der Rektor selbst gemeinsam durch Bonn ziehen und Süßigkeiten und gute Laune verbreiten. Veranstaltungen wie diese tragen selbstredend auch dazu bei, die Studenten untereinander zu vernetzen, und so dauerte es nicht mal eine Woche, ehe ich in meinem ersten Semester Freundschaften schloss, die bis heute Bestand haben. Doch auch darüber hinaus erhielt ich stets freundliche Antworten, als ich mich in meinem ersten Semester orientierungslos an ältere Kommilitonen wandte.
Da Bonn keine Campus-Uni ist, sondern sich die einzelnen Fakultäten über das Stadtgebiet verteilt befinden, bleiben die Studierenden ebenfalls meist unter sich, da man sich kaum zufällig über den Weg läuft. Beliebte Treffpunkte der Studierenden sind – neben den universitätseigenen Cafés – bei schönem Wetter die Hofgartenwiese sowie der „Alte Zoll“, wo es zu studentenfreundlichen Bier und Bretzeln gibt – den Rheinblick gibt es gratis dazu. Während der kalten Jahreszeit zieht vor allem Bonns uriger Weihnachtsmarkt im Stadtzentrum die Studierenden an.
Innerhalb der einzelnen Fakultäten gilt meist der Grundsatz: Je kleiner das Studienfach, je besser die Organisation. Aber selbst an der großen, philosophischen Fakultät, die ich besuche, habe ich noch immer einen freundlichen Koordinator gefunden, der mich davor bewahren konnte, ernsthaft in die Bredouille zu geraten. In Studiengängen mit ein großen Zahl Studierender ist man oft darauf angewiesen, vieles selbst zu organisieren, während man in kleineren Fächern regelrecht an die Hand genommen und optimal betreut wird.

Kulturschätze wo man hinsieht
Bonn verfügt im Grunde über zwei Hochschulen, zum einen die Rheinische-Friedrich-Wilhelms-Universität, zum anderen die Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, die ihren Sitz jedoch in Sankt Augustin hat. Darüber hinaus bietet Bonn bildungstechnisch eine Vielzahl an Museen jeder Art, viele Theater und natürlich darf in der Geburtsstadt Beethovens auch die Musik nicht zu kurz kommen. Moderne Musik gibt es selbstredend ebenfalls reichlich, besonders beliebt ist die jährlich stattfindende Konzertreihe „Bonner Kunstrasen“. Wer lieber drinnen bleiben möchte, besucht das „Woki“, das Kino mit den studentenfreundlichen Preisen. Generell kommt in Bonn keine Langeweile auf. Kulturell hat die Stadt mehr zu bieten als ich in fünf Jahren Studium mitnehmen konnte, doch auch darüber hinaus kann man gut ausgehen.

Es gibt zahlreiche Kneipen und Cafés, wobei sich bei Studenten vor allem das „Café Blau“ in der Innenstadt großer Beliebtheit erfreut. Wer allerdings jeden Abend feiern gehen will, ist auf die Zuganbindung nach Köln angewiesen. Das Bonner Nachtleben ist eher mau, daher sind die Fachschaftspartys umso beliebter. Vor allem für den „Bauernschwoof“ der Agrarwissenschaftler lohnt es, für die Tickets Schlange zu stehen – und das muss man stundenlang, wenn man bei der legendären Party nicht fehlen will. Stärkung nach der Party gibt’s bei Bonns Mini-Pizzeria Cala-Dor. Tagsüber speist es sich wunderbar am alten Zoll, gleich am Universitätshauptgebäude, mit Blick auf den Rhein.
Bonns Mensen bieten jedoch ebenfalls eine vielfältige Auswahl, egal ob Veganer oder „fleischfressende Pflanze“. Vor allem die Hauptmensa kann mit bis zu acht verschiedenen Menüs aufwarten, deren Preisspanne von 90 Cent bis zu etwa 5 Euro reicht. Da ist für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei und auch qualitativ können sich die Mensen durchaus sehen lassen. Und so ist es hier vor allem zur Mittagszeit immer voll. Auch Abends wird ein kleines Menü angeboten, das sich allerdings bei weitem nicht so großer Beliebtheit erfreut, wobei auch hier warme Küche geboten wird. Zusätzlich wartet jede Fakultät mit mindestens einem Café auf, indem es neben Heißgetränken auch kleine Snacks und Suppe gibt.
Studieren in Bonn – einfach schön
Dergleichen gestärkt lässt sich der Alltag an der Universität gut überstehen. Wobei – manchmal ist es gar nicht so leicht, in Bonn zu studieren. Es gibt so unendlich viel, dass von den Lehrbüchern und den Vorlesungen ablenken könnte. Sitzt man beispielsweise in der Bibliothek, verführt die Glasfront mit einem Panorama-Blick auf den Rhein und das Siebengebirge. Und auch vor den beiden Schlössern, in denen die philosophische und Teile der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät untergebracht sind, laden die vielen Grünanlagen viel eher zum Entspannen als zum Lernen ein. Das Poppelsdorfer Schloss ist umgeben vom botanischen Garten: Voller exotischer und schöner Pflanzen. Auch auf der Hofgartenwiese vor dem Universitätshauptgebäude ist immer etwas was: Ob bloß zum relaxen zwischen den Vorlesungen, morgendlichen Sportübungen, gemütlichem Beisammensitzen bei Freunden – hier ist immer was los. Und kommt man alleine – nun, wer weiß, einsam ist man dort nie lange. Wer lieber fern der Uni entspannen will, findet in den Rheinauen, bekannt auch für Festivals wie „Rhein in Flammen“ ein Plätzchen für sich. Schön ist Bonn im Grunde überall: Kein Ort in der Altstadt, an dem man sich nicht gemütlich in ein Café setzen könnte.

Trotz der vergleichsweise kleinen Stadt ist die Uni recht groß. So gibt es freilich die klassischen Studiengänge, darüber hinaus aber auch viele kleinere Fächer, in denen man sich spezialisieren kann. Besonders für ihre vielen internationalen Studiengänge mit doppeltem Abschluss ist Bonn bekannt. Hierzu bestehen zahlreiche Kooperationen mit anderen Universitäten wie St. Andrews, Paris-Sorbonne oder Florenz. Und so ist Bonn eine multikulturelle Stadt, Studenten aus der gesamten Welt kommen hierher und bereichern das Stadtbild. Das Studium wird größtenteils online organisiert, Vorlesungen, Prüfungen und manches mehr können über BASIS angemeldet werden: Das bereitet anfangs oft Kopfschmerzen, doch hat man das System einmal verstanden, funktioniert es sehr intuitiv und erleichtert den Alltag enorm.
Vom Leben und Arbeiten
Das Studium und Feiern will selbstredend finanziert sein, denn bereits seit einigen Jahren steigen die Lebenshaltungskosten in Bonn. Aktuell liegen sie bei circa 700€ im Monat. Für ein Zimmer im Studentenwohnheim sollte man sich früh genug registrieren, erhältlich ist es für gut 350€. Die Zahl der Plätze in den Bonner Studentenwohnheimen ist jedoch groß und wird durch die Universität stetig erweitert, sodass ein Großteil der Studenten hier lebt. Auch WGs erfreuen sich großer Beliebtheit, vor allem in den Jugendstilhäusern der Südstadt, wo man für kleines Geld mit großem Flair leben kann. Generell sind besonders die zentral gelegenen Stadtteile wie Poppelsdorf, Nordstadt, Südstadt und Weststadt beliebt, die Studentenwohnheim sind jedoch über die gesamte Stadt verteilt, immer jedoch in der Nähe der verschiedenen Fakultäten. In jedem Fall gilt aber, früh mit der Suche zu beginnen, denn egal ob Wohnheim oder WG: Wohnraum ist begehrt.
Zum Glück ist es auch nicht schwierig, einen Job zu finden. Der beliebteste Studentenjob „Kellner“ steht natürlich auch hier bei vielen Restaurants, Cafés und Kneipen weit oben auf der Beliebtheitsskala. Durch die schier unendliche Anzahl an Museen, sind diese beliebte Arbeitgeber für Studenten. Auch einige der größeren Firmen wie Haribo, die Post oder die Telekom bieten Studenten die Chance auf Jobs und begehrte Praktika. Ein Job ist in Bonn somit schnell gefunden, meist durch Aushänge in Cafés, oder am schwarzen Brett der Universität. Der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) vermittelt Jobs, Wohnungen, Sprachtandems und vieles mehr. Doch auch die Universität selbst dient als Arbeitgeber, viele Studenten verdienen ihr Geld als studentische Hilfskraft bei den Dozenten, in den Bibliotheken oder verschiedenen Verwaltungsbüros wie dem Prüfungsbüro. Diese Stellen sind jedoch jeweils auf zwei Jahre begrenzt, um möglichst vielen Studierenden die Möglichkeit zu bieten, sich ihr Studium auf diese Weise zu finanzieren. Zu zusätzlichen Einnahmequellen wie BAFöG werden die Studierenden ebenfalls informiert.

Darüber hinaus werden viele Stipendien, sowohl seitens der Universität, als auch durch die Regierung und die Kirchen, geboten. Besonders beliebt sind die vielen Stipendien, die zu Auslandssemestern zur Verfügung gestellt werden. Da steht einem erfolgreichen Studium im schönen Bonn doch nichts mehr im Weg.
Unsere Autorin Nadine Vogelsberg (25), studiert seit 2010 an der Universität Bonn. Aktuell schreibt sie an ihrer Master-Arbeit im Studiengang „Deutsch-Italienische Studien“. Zwei Mal hat sie Auslandssemester absolviert – und jedes Mal freute sie sich nach ihrer Rückkehr wieder auf das schöne Bonn.
Bilder: Nadine Vogelsberg
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