Studienplatz per Losverfahren: Chance oder Chaos?

28.08.2019

BewerbungStudium
Author: Anna
Autor*inAnna
Studierender bearbeitet Bewerbung am PC und macht Notizen

Per Losverfahren zum Studienplatz – das bedeutet fast immer: Hunderte Bewerber*innen, die allesamt darauf hoffen, ihr Wunschfach an der bevorzugten Uni studieren zu dürfen. Nervenaufreibend, hängt doch nicht weniger als die eigene Lebensplanung davon ab. Doch selbst wenn du den Sechser im Lotto erwischt hast und dein Studium wie geplant antreten kannst, warten zahlreiche weitere Herausforderungen auf dich. Ist die Zusage im Losverfahren nun das große Glück oder eine große Last? Warum werden Studienplätze überhaupt verlost? Und wie läuft das Verfahren eigentlich ab?

Studienplatz im Losfahren: Was ist der Hintergrund?

Das Restplatzverfahren kommt zum Einsatz, da sich eine Vielzahl von Abiturient*innen für diverse Studiengänge bzw. an mehreren Unis bewirbt. Nach der Zusage können sie naturgemäß nur ein Angebot wahrnehmen. Oder bereits eingeschriebene Studierende entscheiden sich vor Semesterbeginn spontan um. Dadurch werden einige Restplätze verfügbar, die nicht allein über das Nachrückverfahren besetzbar sind. Da die Unis jedoch für mehr Studierende auch entsprechend höhere Fördergelder erhalten, sind sie natürlich daran interessiert, ihre Kapazitäten voll auszuschöpfen. Daher gibt es diverse Vergabeverfahren für Restplätze. Diese gestalten sich wie eine Lotterie – jeder hat ein Los und aus der Masse der Bewerber*innen wird gezogen. Der Numerus Clausus (NC) oder andere Faktoren sind nicht mehr relevant.

Wo schaue ich nach Restplätzen für meinen Studiengang?

Du dachtest, die reguläre Uni-Bewerbung sei kompliziert? Dann hast du noch nie versucht, im Losverfahren die Zulassung für einen Studienplatz zu ergattern! Denn bevor du dich bewerben kannst, musst du zunächst herausfinden, wo überhaupt noch Plätze zu vergeben sind. Hierzu dienen spezielle Studienplatzbörsen – beispielsweise Hochschulkompass’ https://www.freie-studienplaetze.de –, denen die Hochschulen ihre freien Plätze fürs Sommer- bzw. Wintersemester anzeigen können. Für Letzteres ist die Studienplatzbörse im August, September und Oktober geöffnet. Du kannst nach Studienfächern suchen, mit den Ansprechpartnern an den Unis direkt Kontakt aufnehmen und dich innerhalb der Frist für die Verlosung registrieren.

Zum Studienplatz über die Losverfahren von hochschulstart

Darüber hinaus existieren die Clearingverfahren von hochschulstart. Hierbei werden im Anschluss an das Dialogorientierte Serviceverfahren (DoSV) zur ortsübergreifenden Studienplatzvergabe zwei separate Verlosungen durchgeführt. Über das hochschulstart.de-Portal kannst du jeweils für maximal zwölf Studienplätze eine Bewerbung einreichen. Deine Teilnahme ist unabhängig davon, ob du schon einen Platz hast – und durch deinen Antrag im Clearingverfahren läufst du auch nicht Gefahr, ihn wieder zu verlieren. Wichtiger Hinweis: Bist du bereits beim DoSV registriert, musst du dich über dein bestehendes Benutzerkonto anmelden. Zweitaccounts sind nicht erlaubt!

Klick für Klick zum Uniglück: ab in die Untiefen der Websites

Und was geschieht, wenn die Unis nicht teilnehmen bzw. ihre verbleibenden Plätze nicht melden? Dann hast du noch die Möglichkeit, dich durch die teils recht komplexen Internetseiten der Universitäten zu klicken. Unter den Stichworten „Losverfahren” oder „Restplatzvergabe” kannst du fündig werden. Denn: Nach wie vor führen viele Hochschulen eigene Vergabe- und Losverfahren für Studienplätze durch. Die Recherche kann sich auszahlen. Aber Achtung: Die Bewerbungsfristen weichen je nach Uni voneinander ab. Umso entscheidender ist es, die Termine im Auge zu behalten.

Welche Probleme bringen die Losverfahren mit sich?

Nach der Verlosung entspannt in die Vorlesung? Nicht wirklich – selbst wer den Jackpot knackt und sich gegen Hunderte Mitbewerber*innen durchsetzt, hat noch längst nicht alle Hürden überwunden. Da die Restplatzvergabe teilweise bis ins Semester hineinreicht, kann es sein, dass du zu Beginn der Vorlesungszeit einiges verpasst. Während sich die anderen Erstis schon etwas im Uni-Alltag eingefunden haben, werden die Nachrücker ins kalte Wasser geworfen. Du musst dich um Seminarplätze kümmern, hast unter Umständen bereits die Vorkurse versäumt … und eventuell noch kein eigenes Dach über dem Kopf. Gerade in beliebten Hochschulstädten wie Hamburg, Berlin, München oder Köln, aber auch Tübingen ist der Wohnungsmarkt sehr hart umkämpft. Eine zusätzliche Herausforderung in der ohnehin intensiven Vor-Uni-Zeit!

Zusätzlicher Druck auf dem Weg zum Studienplatz

Wie du also siehst, kann der im Losverfahren errungene Studienplatz Schwierigkeiten mit sich bringen – denn vor dem eigentlichen Studienbeginn steht die Organisation. Zuweilen ist die Folge sogar psychischer Stress. Manche Gewinner*innen haben das Gefühl, sie müssten den anderen Studierenden oder Professor*innen beweisen, dass sie ihren Platz auch verdient haben und hängen sich deshalb besonders rein. Schließlich möchte man nicht jemandem den Studienplatz wegnehmen, der seine Sache vielleicht besser gemacht hätte. Engagement und Motivation in allen Ehren – geht man jedoch permanent über seine Grenzen, droht im schlimmsten Fall ein Burnout. An dieser Stelle lässt sich sagen: Hab ruhig mehr Selbstvertrauen! Dass du nicht in der ersten Vergabephase eine Zusage erhalten hast, sagt nichts darüber aus, wie erfolgreich du dein Studium absolvieren wirst. Nach dem Abschluss lachst du wahrscheinlich über die Sorgen und Nöten der ersten Tage.

Ist ein Restplatz eine große Last oder das große Los?

Klar, das Losverfahren kostet Zeit und Nerven, ist ein immenser bürokratischer Aufwand. Der Semesterstart verläuft in der Regel bei Weitem chaotischer als bei den anderen Erstis. Aber am Ende wirst du als glückliche*r Nachrücker*in sagen können: Es hat sich definitiv gelohnt. Denn nachdem die ersten Anlaufschwierigkeiten gemeistert sind, wird dir klar: Ich habe das große Los gezogen und bin für meinen Wunschstudiengang zugelassen! Im Optimalfall noch in der tollen Stadt, in der du schon immer leben wolltest – keine weitere Überbrückungszeit oder ein Studium, auf das du keine Lust hast.

Fazit: Das Losverfahren für den Studienplatz ist kein Zuckerschlecken, der gewonnene Restplatz an der Universität dann aber doch das große Los – und nicht ohne Grund so begehrt. Ergreife also deine Chance!

Und noch ein Tipp in eigener Sache: Das große Los kannst du auch bei der Jobsuche ziehen – und zwar ganz leicht mit Jobmensa! Schau doch mal in unserer Jobbörse vorbei.