Studentische Versuchskaninchen: Arbeiten als Proband
Wir sind gesund, jung und brauchen die Kohle: viele Studenten arbeiten nebenher als Probanden. Der Job verspricht wenig Aufwand und das schnelle Geld. Aber bietet das Probanden-Dasein wirklich so viele Vorteile? Und wo liegen die Risiken für die Studienteilnehmer? Wir haben das mal für euch gecheckt.
Das schnelle Geld
Klar, auch ich hab schon gegen Bezahlung an verschiedenen Studien teilgenommen. Allerdings hat sich das Ganze hierbei immer auf zehn Minuten Zeitaufwand nach dem Mensabesuch beschränkt und mein bescheidener Lohn war eine gratis Tafel Schokolade. In der Hinsicht bin ich demnach blutige Probanden-Dilettantin.
Denn viele Studenten verdienen sich durch ihr Probanden-Dasein ihren Lebensunterhalt. Die Vorteile liegen für viele auf der Hand: der zeitliche Arbeitsaufwand ist meist gering und es lässt sich in kurzer Zeit viel Geld verdienen. Außerdem kann man spontan entscheiden, wann man an Studien teilnehmen möchte und kann sich somit quasi flexibel seine Arbeitszeiten einteilen.
Die Art der Studien kann dabei völlig unterschiedlich sein. Von einem kurzen Reflexionstest über kognitive Tests und Umfragen für die Psychologie – so weit, so unbedenklich. Das große Geld verdient man bei solchen kleineren Studien jedoch nicht – dafür muss man tiefer in das Geschäft mit den Probanden einsteigen.
Das bedeutet in den meisten Fällen: die Teilnahme an Medikamentenstudien.
Das Geschäft mit der Gesundheit
Nicht mehr ganz so unkompliziert wie bei kleineren Studien läuft es bei Medikamenten-Tests ab. Für die Pharmaindustrie sind Studenten die optimalen Probanden: sie sind jung, meist sehr gesund und haben oft wenig Vorbehalte den Studien gegenüber.
Besonders brisant sind so genannte Phase 1 Studien. Hier wird ein Medikament das erste Mal nach den Tierversuchen an Menschen getestet. So groß wie das Risiko ist hier auch die Bezahlung, nicht selten reicht diese bis in vierstellige Beträge.
Auf die leichte Schulter zu nehmen sind derartige Studien jedoch nicht, denn schnell kann aus dem schnellen Geld dann auch mal eine gesundheitliche Einschränkung werden, wenn mögliche Nebenwirkungen bei einem auftreten.
Gefährlich wird es auch, wenn Studenten sich zu viele Studien in einem zu kurzen Zeitraum zumuten. Wer gar an zwei medizinischen Studien gleichzeitig teilnimmt, riskiert damit ernsthaft seine Gesundheit.
Völlig zu tabuisieren sind die Pharma-Studien natürlich nicht, schließlich werden Tests mit Menschen erst nach einer Zusage durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erlaubt. In den meisten Fällen sind bei den Probanden auch keine langfristigen gesundheitlichen Einschränkungen festzustellen.
Wer jedoch gerade erst an einer Studie teilgenommen hat, gesundheitlich vorbelastet ist oder einfach nur ein mulmiges Gefühl bei der Sache hat, sollte die Finger von diesen Studien lassen. Schnelles Geld hin oder her!
Indikatoren für Seriösität
Um dich bei einer Medikamenten-Studie etwas sicherer zu fühlen, kannst du auf gewissen Indikatoren achten, die für die Seriösität der Studie sprechen.
Zunächst solltest du über alle möglichen Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Die Forscher müssen zudem genau prüfen, ob du als Proband auch wirklich geeignet bist. Verträgt sich das zu testende Medikament beispielsweise mit anderen Mitteln, die du einnimmst? Hattest du kürzlich erst eine langwierige Krankheit?
Ein weiteres gutes Zeichen ist, wenn die Studie durch eine Hochschule oder ein Universitätsklinikum durchgeführt wird. Auch die Begleitung einer ärztlichen Ethikkommission ist ein Zeichen für Seriösität. Im Falle von Komplikationen können sie die Studie abbrechen.
Fazit: Bei kleineren Studien mitzumachen ist oft nicht nur echt interessant, sondern verschafft einem auch ein Scheinchen für zwischendurch. Bei Medikamenten-Tests ist jedoch Vorsicht geboten. Die eigene Gesundheit steht hier über dem Honorar! Nimm an der Studie nur Teil, wenn du ein gutes Gefühl dabei hast und dich gut aufgehoben fühlst.
Bilder: Yulia Grigoryeva/shutterstock.com
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