„Solifonds“ – Wie Unis und Studenten ihre Mitstudenten finanziell unterstützen können
Ein alter Schuh. Das Studium genießt in der Gesellschaft den Ruf des schönsten Lebensabschnitts. Doch wie schön kann sich dieser gestalten, wenn das Geld knapp wird? Für viele Studenten kann alles ganz schnell gehen und schon befinden sie sich in existenziellen Ängsten. „Solifonds“, eine Idee der Justus-Liebig-Universität in Giessen, könnten ein guter Ansatz sein.
Dauerpleite ist vielleicht das bekannteste, studentische Klischee, das es gibt. Leider kommt das nicht von ungefähr, denn als Studierender in Geldnot zu geraten geht schneller, als einem lieb sein kann. Ist beispielsweise die Regelstudienzeit überschritten worden, oder ein Zweitstudium aufgenommen worden, entfallen Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld II komplett.
Ebenso schwierig wird es, wenn man nebenbei arbeitet und dabei selbst kleinste Eurosätze über dem zulässigen Satz verdient. Der Klassiker sind natürlich die “gut verdienenden” Eltern, die einen nach Gesetz unterstützen müssen. Sollte das aus welchen Gründen auch immer nicht zu stämmen sein, interessiert sich unser Gesetz dafür leider sehr wenig. Es sei denn, man möchte seine Eltern verklagen und in andere Geldnöte bringen. Tolle Aussichten.
Geld verdienen gehört zum Studium dazu – ?
Verschiedene Studien belegen, dass finanzielle Aspekte auf die Entscheidung zu studieren oder eben nicht einen sehr hohen Einfluss haben. Wer viel davon besitzt, der überlegt selten zweimal. Andere hingegen zweifeln und entscheiden sich im schlechtesten Fall gegen das Studium, sollten sie das Gefühl haben, sich die Uni nicht leisten zu können.
Geld spielt also eine Rolle, weshalb die meisten Studierenden, die arbeiten, angeben dies aus monetären Gründen zu tun. Praktische Erfahrung spielt ebenfalls eine Rolle, doch es darf bezweifelt werden, dass die Jura-Studentin an der Rewe-Kasse diese Erkenntnisse später praktisch gebrauchen kann. Interessante Studentenjobs mit zum Studium passender Ausrichtung zu suchen, macht also Sinn.
Doch selbst der Nebenjob ist nicht immer die rettende Lösung. Es ist ein Rattenschwanz. Viele, die sich Arbeit suchen, müssen deshalb ihr Studium verlängern. Überschreitung der Regelstudienzeit führt wie bereits erwähnt zur Auflösung des Bafögs. Wenn jetzt noch private Schulden oder ähnliche Probleme auftauchen ist der finanzielle Fall nicht mehr weit.
Die Idee des Solifonds
Ein sympathische Idee hatten hier vor einiger Zeit die Justus-Liebig-Universität Giessen (JLU) und die Technische Hochschule Mittelhessen (THM): Mitstudierende tragen einen sogenannten „Solifonds“. Um diesen umzusetzen wurde der “Förderverein für unschuldig in Not geratene Studierende” von der ASta gegründet. 79 Cent werden pro Student aus dem Semesterbeitrag an der JLU und er THM in den Solifonds gezahlt. Noch hinzu addiert werden Fördergelder des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Nach Angaben der Universität stehen mittlerweile jährlich rund 70.000 Euro zur Verfügung.
Das ist schon ordentlich. Nach Angaben der Verwaltung werden jährlich 200 Anträge für Hilfen aus dem Solifonds individuell bearbeitet. Durch Einmalzahlungen, Darlehen und kurzfristige Notfallstipendien wird Studierenden so ermöglicht, wieder einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Ein Auffangbecken, also.
Und das für maximal drei Monate. Wer durch den Solifonds unterstützt werden möchte, der muss Auskunft über seine finanzielle Situation geben und die Kontoauszüge der letzten drei Monate vorzeigen. Außerdem muss sich der Betroffene einverstanden erklären, dass Einblicke in seine Schufa-Daten vorgenommen werden.
Natürlich gibt es feste Vergaberichtlinien – im Giessener Fall auf 20 Seiten dokumentiert. Bei 200 Anträgen im Jahr ist das auch richtig so. Wir finden die Idee gut und nachvollziehbar. In Universitäten wie Heidelberg, Lübeck oder Osnabrück gibt es mittlerweile auch ähnliche Formate, was zeigt: Die Universitäten und ihre Studenten haben verstanden, dass „miteinander studieren“ auch „gegenseitig helfen“ heißt.
Bilder: William Perugini/shutterstock.com
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