Sind Studenten etwas Besseres? Aber klar doch! 5 Fälle von akademischer Hybris
Es ist das berühmteste, berüchtigste und verpönteste Vorurteil gegenüber Studenten: die halten sich doch alle für was Besseres. An dieser Stelle muss ich ganz entschieden einschreiten und sagen: ja, das stimmt! Wir Studenten sind die absoluten Obermacker. Bescheidene Zurückhaltung? Scheiß der Hund was drauf! Hier sind 5 natürlich todernst gemeinte Fälle, in denen die akademische Überheblichkeit einen jeden Studenten befällt. Und warum? Einfach weil wir’s können!
Fall Nummer 1: Fernsehabend mit der Familie
Aaaaah, home sweet home. Du und deine Familie haben es endlich mal wieder geschafft, sich zur selben Zeit im Wohnzimmer zu versammeln. Alle sitzen mehr oder weniger harmonisch beieinander. Doch dann wird der Fernseher eingeschaltet, und die Diskussion beginnt. Die jüngere Schwester will unbedingt “Germany’s next Topmodel” sehen, die Mutter merkt an, dass im Zweiten doch auch ein schöner Rosamunde Pilcher läuft, und der Vater schaltet ungefragt auf Auto, Motor&Sport. Du verdrehst genervt die Augen, verziehst dich auf dein Zimmer und fühlst dich total intellektuell, während du auf ARTE die Burgtheateraufführung von Shakespeares “Viel Lärm um Nichts” schaust. Dieses verkommene Fernsehprogramm deiner Familie kannst du deiner Studentenseele nun wirklich nicht zumuten!
Fall Nummer 2: Treffen mit alten Schulkameraden
Du läufst nichtsahnend durch den Supermarkt, auf der Suche nach Goji-Beeren, welche deine eh schon hervorragende Konzentration ins Unermessliche steigern sollen. Da läuft dir mitten im Gang jemand aus deiner Abiturientia entgegen. Nach anfänglichem Rumgedruckse kommt die obligatorische Frage: “Was machst du denn jetzt so?”
Nachdem du nur ein ganz kleines bisschen mit deinem SUPER Studium an einer TOP-Uni rumgeprahlt hast (Also für BWL ist Mannheim ja wirklich DIE Adresse. Da wird wirklich nicht jeder aufgenommen. Die Professoren sind total renommiert, dementsprechend sind natürlich auch die Ansprüche…), kannst du dich dann doch zur Gegenfrage durchringen. “Und bei dir so?”
Deine Bekannte berichtet von ihrer Ausbildung zur Erzieherin, die mache zwar Spaß, aber sei auch sehr anstrengend. Mitleidig und irritiert zugleich nickst du. Anstrengend?! Ein paar Kinder beaufsichtigen und am frühen Nachmittag Feierabend, kann doch so schwierig nicht sein. DU hingegen kommst aus der Uni und musst auch noch 50 Seiten Fachliteratur lesen und ein Referat vorbereiten. DAS ist mal Anstrengung. Kein Wunder, schließlich wartet bereits ein CEO Posten auf dich, oder?
Fall Nummer 3: Fremder, ich bin klüger als du!
Du steigst morgens in die Bahn zur Uni. Mit deiner studentischen Cleverness steuerst du den letzten freien Sitzplatz an. Macht Platz für das Brain, Fußvolk! Kaum hast du dich hingesetzt, kramst du demonstrativ dein Medizinstandardwerk über die Anatomie des menschlichen Körpers aus deiner Tasche hervor. Halloooo, ein zukünftiger Arzt ist anwesend!
In Wahrheit liest du natürlich überhaupt nicht, sondern beobachtest nur, wie die anderen Fahrgäste auf dich beeindruckende Person reagieren. Abfällig registrierst du, dass deine Nachbarin zu deiner rechten “50 Shades of Grey” liest, der Typ gegenüber von dir die BILD und der daneben spielt Candy Crush. Was für Einfaltspinsel.
Fall Nummer 4: Sonntagsessen bei Oma und Opa
Besuch bei den Großeltern. Der Enkel an der Universität, wer hätte sich das je träumen lassen! Nachdem du dich ein wenig hast beweihräuchern lassen, sitzen alle am Tisch. Um deine studentische Überlegenheit zu demonstrieren, versuchst du, eine Diskussion vom Zaun zu brechen.
“Was haltet ihr eigentlich von der Debatte über Sexismus in der Wissenschaft?” Die anderen gucken dich fragend an. Es folgt betretenes Schweigen. Also betest du einen rhetorisch versierten Vortrag über Geschlechterrollen und die Frauenquote herunter, damit auch bloß jeder merkt, wie gebildet du bist. Dann beginnt deine Oma auf einmal auffällig oft in der Küche Nachschlag zu holen, deine Cousins spielen mit dem Besteck, und schließlich wechselt dein Opa geschickt das Thema. Kann denn hier wirklich keiner mit deiner Intelligenz umgehen?!
Fall Nummer 5: Studenten beim Feiern
Es ist Freitag, der Tag unter den Tagen für Studenten. Die Woche voller Entbehrungen (Alkohol) wird hinter sich gelassen – Moment mal, warst du nicht auch am Mittwoch feiern? – egal, das Ende der Woche muss zelebriert werden. Beim Vortrinken mit deinen Freunden besprecht ihr, welche Örtlichkeit ihr heute mit eurer Anwesenheit beglücken wollt. Club A, Club B, Club C?
“Ist in B nicht eine Studentenparty?” – Die Entscheidung ist gefallen. Warum sich in anderen Clubs mit allem möglichem Gesindel rumschlagen, wenn man auch völlig unter sich sein kann? Ansonsten würde man ja womöglich noch jemanden kennenlernen, der am Ende kein Student ist. Und das wäre ja, also wie soll man sagen…das geht nunmal einfach nicht! Also weidest du dich auf der Studentenparty an dem Gefühl, zu einem elitären Kreis zu gehören, den Studentenausweis als Eintrittskarte in die Welt der Reichen und Schönen, kultivierte Leute mit großen Visionen um dich herum… oder Kommilitonen, die sich gerade mit dem Schnaps für nen Euro aus dem Leben geschossen haben und sich nun vor dem DJ-Pult die Seele aus dem Leib kotzen.
Hach, was sind das nur für tolle Leute, diese Studenten!
Aber jetzt mal im Ernst liebe Leute: warum meinen viele, Student zu sein sei so etwas Besonderes? Ist ein Studium mehr Wert als eine Ausbildung oder Lebenserfahrung? Sind Studenten tatsächlich etwas Besseres oder leiden sie an akuter akademischer Überheblichkeit? Wir sind auf eure Meinungen gespannt! Sicher ist – noch ein bisschen cooler fühlt ihr euch mit einem spannenden Nebenjob. Den findet ihr bei Jobmensa!
Bilder: Lolostock/shutterstock.com
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