Sexismus in der Wissenschaft: Sind Frauen im Labor #distractinglysexy?
Frauen im Labor bedeuten Ärger. Das weibliche Geschlecht provoziert romantische Verwirrungen unter Kollegen und bricht bei Kritik vornehmlich in Tränen aus. Zumindest, wenn man Nobelpreisträger Tim Hunt Glauben schenkt. Der renommierte Wissenschaftler entfachte unlängst mit derartigen Äußerungen einen akademischen Shitstorm: Zahlreiche Frauen melden sich seitdem zu Wort und berichten von Sexismus in der Wissenschaft. Was ist dran, an dem Vorwurf? Wie verbreitet ist Sexismus in der Wissenschaft und an der Uni?
Frauen im Labor – #distractinglysexy?
So schnell kann’s gehen. Eben noch gefeierter Krebsforscher und geschätzter Dozent am University College London gewesen, findet man sich nur wenige Sätze später im Zentrum der geballten Ladung weiblicher Entrüstung der Netzgemeinde wieder: „Drei Dinge passieren, wenn sie im Labor sind: Du verliebst dich in sie, sie verlieben sich in dich, und wenn du sie kritisierst, fangen sie an zu heulen“ – seine Äußerung über Frauen in der Wissenschaft nahm Tim Hunt inzwischen zwar wieder zurück, seinen Job kostete sie den 72-Jährigen trotzdem. Über Twitter verbreitete sich sein Fauxpas wie ein digitales Lauffeuer. Unter dem Hashtag #distractinglysexy posteten Frauen von überall auf der Welt ironische Labor-Selfies und wehrten sich so gegen Hunts Vorwürfe: “I made it through these brain dissections without falling in love or crying” und “I fell in love with the microcentrifuge… typical woman in the lab” war darunter zu lesen.
Sexismus in der Wissenschaft: “wieder shoppen gewesen?”
Der öffentliche Aufschrei, den der britische Professor losgetreten hat, macht aber auch deutlich: Sexismus in der Wissenschaft ist verbreiteter als gedacht. Bei SPIEGEL ONLINE etwa berichteten Wissenschaftlerinnen von dummen Sprüchen im Labor, wie “Na, dieses Wochenende schon wieder shoppen gewesen?”, die darauf abzielten, Frauen verbrächten ihre Freizeit im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen im Kaufhaus statt hinter dem Mikroskop.
Familie und Karriere? Fehlanzeige in der Wissenschaft!
Die Wissenschaft ist ein raues Pflaster, wer nicht fleißig publiziert, kann die Karriere vergessen. Besonders schlecht bestellt sei es daher um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Kinder zu bekommen würde als “fehlende Hingabe an die Wissenschaft” und damit als “Karriereende” interpretiert. Schwanger zu werden, sei in den Augen der männlichen Kollegen ohnehin “was Frauen eben so täten”, wird eine weitere Wissenschaftlerin zitiert.
Sexismus an der Uni?
Wir bei Jobmensa fragen uns: Wo fängt Sexismus in der Wissenschaft und an der Uni an? Werden Studentinnen etwa in MINT-Fächern tatsächlich weniger ernst genommen als ihre männlichen Kommilitonen? Oder ist die ganze Sexismus-Debatte total übertrieben? Wir sind gespannt auf eure Meinungen und Erfahrungsberichte!
Bilder: science photo/shutterstock.com
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