„Selfie from Hell“ öffnete ihr Türen – Studentin plant nun einen Spielfilm
Meelah Adams studiert Medienproduktion und hat für ihre Bachelorarbeit virale Videos untersucht. Das ist nicht ungewöhnlich. Doch zusätzlich dazu produzierte sie selbst ein Video namens „Selfie from Hell“. Dieser kleine Horror-Kurzfilm ging auf Youtube durch die Decke. Über 13 Millionen Klicks konnte das Video bislang generieren. Meelah landete in der nationalen und internationalen Presse – und das nächste Projekt steht bereits an. Wir konnten Meelah für ein Interview gewinnen.
Kurz zum Inhalt: In „Selfie from Hell“ möchte eine junge Frau ein Selfie von sich machen. Doch beim Betrachten des ersten Fotos geht etwas schief. Auf dem Bild ist eine weitere Person im Hintergrund zu sehen. Nur auf dem Bild. Je mehr Selfies die Frau macht, desto näher scheint die gruselige Gestalt zu kommen…
Die meisten Studenten schreiben ihre Bachelorarbeit literaturbasiert, das höchste der Gefühle sind, je nach Fach, empirische Untersuchungen mit überschaubaren Fallzahlen. Wie bist du auf die ungewöhnliche Idee gekommen, „Selfie from Hell“ statt einer langweiligen Standard-Thesis zum Projekt für deine Abschlussarbeit zu machen?
Unser Studiengang Medienproduktion an der HS OWL ist sehr praxisorientiert. Üblicherweise setzt sich die Bachelorarbeit aus 3 Teilen zusammen, dem theoretischen bzw. schriftlichen Teil, dem praktischen Teil und dem mündlichen Teil in Form des Kolloquiums. Im Laufe meines Studiums und davor habe ich bereits unzählige Kurzfilme gedreht und wollte mein Studium gerne mit etwas Frischerem abschließen. So kam die Idee, in der Bachelorarbeit virale Videos zu untersuchen. Um im praktischen Teil nicht irgendein beliebiges virales Video zu produzieren, habe ich nach einem Bezug gesucht. Der Zombie-Komödie-Roman „Fuck You Zombie“ von Erdal Ceylan, an dem ich mitwirke, war der perfekte Hintergrund für meine Bachelorarbeit. Für den Roman planten wir eh von Anfang an einmal Videos zu Promotionszwecken zu produzieren und so sollte der Clip „Selfie from Hell“ unter anderem auch die Aufmerksamkeit auf das Buch und auf unsere Arbeit generell lenken.
Willst du mit dem Inhalt etwas Bestimmtes kommunizieren, zum Beispiel Kritik am Selfie-Wahn, oder liebst du einfach Horror? Was hat dich inspiriert?
Wir wollten eigentlich nur möglichst viele Menschen damit erreichen und unterhalten. „Selfie from Hell“ wurde einfach mit dem Selfie-Trend ausgestattet, um junge Menschen anzusprechen, die auch bei dem Roman angesprochen werden sollen. So gut wie jedermann hat eine Meinung zu Selfies und kann bei dem Thema mitreden. Das macht es auch so interessant.
Wie haben deine Kommilitonen/dein Dozent auf deine Arbeit reagiert? Bist du in deinem Studiengang jetzt ein kleiner Star?
Die Reaktionen waren durchweg super. Gerade die betreuenden Professoren waren sehr angetan und haben die Arbeit mit einer 1,0 entlohnt. Das Medieninteresse ist ziemlich groß, aber als Star sehe ich mich nicht. Da müsste ich wohl noch einen draufsetzen ;-).
Hast du seitdem schon Jobangebote erhalten? Vielleicht sogar Richtung USA/Hollywood?
„Selfie from Hell“ hat uns einige Türen und Möglichkeiten eröffnet. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, was das konkret ist und wohin die nächste Reise geht.
Was kommt nach dem Studium? Der Master? Oder wirst du vielleicht sogar hauptberuflich Youtube-Videos produzieren?
Für meine Bachelorarbeit habe ich mir viel Zeit gelassen, um es „richtig“ zu machen. Um auf den Master zu verzichten. Ich habe schon genug Ausbildungen abgeschlossen, nun wird es Zeit Geld zu verdienen. Hauptberuflich Youtube-Videos produzieren wäre nicht die schlechteste Möglichkeit. Zudem ist der Spielfilm zu „Selfie from Hell“ geplant.
Der kleine Vorgänger ist ja richtig durch die Decke gegangen – verdienst Du mit deinem viralen Video eigentlich jetzt schon Geld?
Geld verdienen kann man einfach so auf YouTube leider nicht. Erst wenn Product Placement im Spiel ist, fließt auch wirklich Geld. Durch die Klickzahlen bei „Selfie from Hell“ können wir gerade einmal unsere Kamera mit Objektiven bezahlen, die wir für unsere weiteren Videos brauchen und gekauft haben.
Mal ganz ehrlich: Hast du mit diesem extremen Erfolg des Videos gerechnet?
Gehofft und darauf hingearbeitet haben wir natürlich schon, aber damit gerechnet nicht. Das ist eben auch so typisch bei viralen Videos: Der Erfolg, die Viralität lässt sich nicht planen, berechnen. Man kann lediglich sein Bestes tun, um die Chancen zu vergrößern und dem Video möglichst viele Möglichkeiten zu bieten, viral werden zu können. Ich habe im Rahmen meiner Bachelorarbeit viel gelesen und recherchiert, dass das möglich ist. Daraufhin haben wir alles gegeben, um viralen Erfolg zu erreichen.
Du hast Medienproduktion studiert. Das klingt erstmal definitiv aufregender als BWL, Jura, Anglistik und Co. War dein Studium wirklich so spannend? Wie läuft das Studium der Medienproduktion so ab? Was macht man da so, wenn man nicht gerade virale Internetphänomene produziert?
In Medienproduktion erhält man den Einblick in alle Bereiche, die mit Medien zu tun haben. So haben wir in den ersten Semestern auch einiges an Theorie pauken müssen, wie Mathe, Medientechnik, Marketing, auch BWL, wenn man sich z.B. selbstständig machen möchte. So haben wir aber auch grob gelernt, wie man eine Internetseite programmiert, Audio aufnimmt und nachbearbeitet, ein Buch in Indesign gestaltet, ein Logo in Illustrator entwickelt, ein Drehbuch schreibt, Fotos macht, in 3D animiert, ein Event organisiert und vieles mehr. Ab dem 3. Semester kann man sich immer mehr spezialisieren und tiefer in den gewünschten Bereich eintauchen. Ich habe meinen Schwerpunkt von Anfang an auf die Filmproduktion gelegt. Das war eine sehr spannende, abwechslungsreiche und schöne Zeit, in der man vom allem etwas lernen kann.
Und was kann man damit mal machen?
Puuh, eben alles im Bereich Medien. Man kann eine eigene Firma gründen, die diverse Lösungen für Filmproduktionen anbietet. Man kann beim Radio arbeiten, in einer Marketingagentur, als freiberuflicher Autor, Reporter, Kameramann, Fotograf, Regisseur, Webdesigner, Illustrator usw. usf.
Nach dem Abi hast du erstmal ganz bodenständig angefangen an der RWTH Aachen Business Administration zu studieren. Heute bist du ausgebildete Schauspielerin und Star eines viralen Internet-Videos. Das passt auf den ersten Blick nicht wirklich zusammen. Wie bist du von BWL zur Schauspielerei und Medienproduktion gekommen?
Naja, ich habe schon als kleines Mädchen davon geträumt, Schauspielerin zu werden. Das ist auch immer bei mir im Hinterkopf geblieben, bis ich mir eines Tages gesagt habe: Jetzt oder nie! Ich will es zumindest probiert haben, um es mir niemals vorwerfen zu müssen. Business Administration war eher der Notfallplan, weil ich mich schnell entscheiden musste. Ich wollte mich im Verlauf des Studiums dann auf Medienmanagement spezialisieren. So weit kam es jedoch nicht, weil ich sehr schnell gemerkt habe, dass ich ein kreativer Mensch und in dem sehr trockenen Bereich komplett falsch bin. Dann habe ich meine Schauspielausbildung gemacht und dabei zusätzlich gemerkt, dass mir das Organisieren von Filmprojekten liegt. Schließlich kam das Studium in Medienproduktion, in dem ich darauf fokussiert habe.
Wie sehen deine nächsten Pläne aus – kommt „Selfiestick from Hell“? „Hipster-Filter of doom“?
Erdal Ceylan und ich wollen auf jeden Fall Filme machen. Es werden weitere gruselige Shorts auf YouTube folgen und der Spielfilm soll in nächster Zukunft hoffentlich umgesetzt werden. Zudem sind wir sehr gespannt, wie der Roman „Fuck You Zombie“ bei den Leuten ankommen wird. Es wäre ein Traum, dieses sehr aufwändige Buch eines Tages auch mal zu verfilmen.
Übrigens: Meelah ist in der Kategorie „Video-Krone“ für die 1LIVE-Krone nominiert. Auf der Website von 1LIVE könnt ihr unter „/krone/voting“ für Meelah abstimmen. Wir drücken ihr alle Daumen, die uns zur Verfügung stehen.
Bilder: Fuck you Zombie/Meelah Adams
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