Schulterklopfen: Warum Eigenlob manchmal doch nicht stinkt
Starten wir diesen Beitrag doch mal mit einer Frage an euch. Angenommen, wir würden euch jetzt und hier spontan fragen, wieso ihr selbst gute, erfolgreiche Menschen seid, was würdet ihr uns antworten? Wie würdet ihr euch fühlen? Selbstreflexion ist nicht leicht und eben doch so wichtig. Aber warum eigentlich?
Selbstlob ja, aber dann keine Freunde?
Wir sind Profis darin, uns selbst zu kritisieren oder sogar zu hassen. Nicht selten kommt es vor, dass sich der eine oder andere damit in ein mentales Loch stürzt aus dem er so leicht nicht mehr empor steigt. Klar, Selbstkritik ist ja auch viel einfacher als sich mal selbst auf die Schulter zu klopfen. Denken wir an Menschen, die prahlen und angeben, schenken wir Ihnen meist Verachtung – weil wir uns selbst nunmal auch nicht so benehmen würden.
Wir oft habt ihr schon erlebt, dass jemand auf euch zu kam und einfach mal mit Eigenlob um sich warf a la “Heute gefalle ich mir wirklich” oder “Das habe ich gestern echt gut hinbekommen”? Wie oft habt ihr selbst so etwas ausgesprochen? Wir halten das fälschlicherweise für eingebildet und arrogant. “Ich find’ mich gut” befindet sich da eher nicht in unserem Repertoir.
Wir – unsere schärfsten Kritiker
Denkt man darüber nach klingt es irgendwie ironisch. Bescheidenheit gilt in unserer Gesellschaft als positive Eigenschaft. Wer sich aber traut sich mal selbst zu loben, der läuft immer Gefahr negative Rückmeldungen zu erhalten oder verächtliche Blicke zu ernten. Eigenlob stinkt – dieser Satz hat sich in unsere Köpfe gebrannt. Viele von uns trauen sich schon gar nicht mehr, sich mal selbst zu feiern. Es ist schon fast wie eine Blockade. Auf die Frage, was wir an uns schätzen fallen uns nach fünf Minuten ein, zwei Dinge ein. Fragt man uns nach unseren Makeln und Fehlern schießen wir eine Liste innerhalb weniger Sekunden zurück. Überspitzt formuliert.
Dabei gibt es so viele Studien, die zeigen, dass sowohl Studierende als auch Arbeitende den Mangel an Anerkennung kritisieren. Anerkennung ist für uns so wichtig. Warum also nicht selbst dafür sorgen?
Lob tut uns gut, also her damit!
Dieser “Selbsthass” ist häufig ein Resultat dessen, dass wir auf andere schauen und uns vergleichen. Meistens gehen wir in den Vergleichen als Verlierer vom Platz. Uns selbst hassen wir dann dafür, für Fehler, Schwächen und Ängste. Wir wissen exakt über uns Bescheid und kennen besser als jeder andere die Gründe für unser Scheitern. Das kann nerven.
Lob und Anerkennung sind wichtig! Wer regelmäßig gelobt wird oder das Glück hat Anerkennung für seine Leistungen zu bekommen, der wird im Umkehrschluss auch motivierter arbeiten, stärkere Leistungen bringen, nach Höherem streben. Nicht zuletzt sollte noch erwähnt werden, dass ein zufriedenes Berufsleben auch physisch und psychisch gesund ist.
Aber wie sollen wir uns selbst loben, ohne, dass uns gleich jemand aus seiner Freundesliste streicht? Es gibt da einen kleinen, sympathischen Trick: Erfolgskalender! Meist besteht unser Leben aus Einkaufszetteln, To-do-Listen und Projektplänen. Warum nicht auch mal die Erfolge dokumentieren? Dafür müsst ihr nichts weiter tun, als – zum Beispiel – testweise zwei Wochen lang eine Liste anzulegen, auf der ihr eurer Geleistetes aus dem Alltag aufschreibt. Alles! Auch die üblichen und selbstverständlichen Tätigkeiten. Schaut drauf, ergänzt die Liste – es wird eurem Selbstwertgefühl gut tun. Bei Gehaltsgesprächen habt ihr so außerdem direkt eine ganze Liste an Stärken und Erfolgen auf Lager, die für euch sprechen.
Wenn Lob eure Aufgabe ist
Mit Blick auf Bewerbungs- oder Gehaltsgespräche ist die Situation, euch mal mit euren Stärken auseinanderzusetzen, also doch nicht. In diesen Fällen seid ihr ja praktisch dazu aufgerufen euer Können zu verkaufen, zu präsentieren und zu demonstrieren. Gefordertes Eigenlob und keiner im Raum, der euch dafür böse anguckt. Was will man mehr? Für viele von uns ist es selbst dann noch schwierig, wirklich selbstlobend aufzutreten. Doch es muss sein und wer sich vorher mit sich selbst ausreichend auseinandergesetzt hat, der wird auch in diese Gespräche mit etwas mehr Mut und Selbstachtung spazieren.
Jobmensa-Fazit: Hand aufs Herz. Jeder von uns steht auf Lob, es ist Balsam für die Seele. Warum also so streng zu sich selbst sein. Es würde Kraft verleihen einfach mal offen damit umzugehen, was wir geleistet und vollbracht haben. Fehler sind menschlich, aber ebenso, dass wir aus ihnen lernen. Ihr werdet feststellen, dass, wenn ihr selbst ein bisschen selbstbewusster durchs Leben geht, ihr auch andere Menschen nicht mehr so kritisch beäugt, während diese sich selbst loben. Es gibt genügend Ungerechtigkeiten auf dieser Welt, wir sollten nicht ganz so strengt mit uns selbst sein und nicht damit anfangen alles Schlechte bei uns zu suchen.
Bilder: ArtFamily/shutterstock.com
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