Perfektes Hochschulchaos! Aktuell bleiben 15.000 Top-Studienplätze unbesetzt.
Die Studienplatzvergabe in Deutschland bleibt ein Reizthema: Allen Reformbemühungen zum Trotz stauben auch zum Sommersemester 2015 Tausende „freie Stühle“ vor sich hin – wovon gerade zulassungsbeschränkte Fächer betroffen sind. Aktuellen Zahlen zufolge bleiben bis zu 15.000 der heiß begehrten Studienplätze offen.
Manchmal muss man sich wirklich fragen, was das alles noch soll. Da wurde die viel gescholtene „Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen“ (kurz: ZVS) vor wenigen Jahren geschlossen, um durch eine deutlich leistungsfähigere Instanz ersetzt zu werden – und dann das: Die als alternative Lösung mit viel Vorschusslorbeer ins Leben gerufene „Stiftung für Hochschulzulassung“ kriegt es scheinbar auch nicht gebacken. Mehr noch, das Chaos ist aktuell, gefühlt zumindest, noch ein bisschen größer als zu Zeiten der ZVS. Riecht nach Vollverarsche.
Grotesk: NC geknackt – und doch kein Studienplatz
Die jüngst medial bekannt gewordenen Zahlen lassen jedenfalls keinen Zweifel daran, dass es zuweilen auch gut gemeinte Ansätze nicht schaffen, das hochschulpolitische Dickicht aus Föderalismus und einem guten Schuss Ignoranz zu durchbrechen – zulasten der Studierenden, natürlich. Dass dabei ausgerechnet heiß begehrte Studienplätze mit Numerus Clausus (NC) in riesiger Stückzahl vom Vergabechaos der neuen Stiftung betroffen sind, kann gleich in mehrfacher Hinsicht als desaströs bezeichnet werden:
- Das Gros der Schülerinnen und Schüler in Deutschland rackert seit Jahren mit vollem Einsatz, um das Abitur in Rekordzeit (G8 statt G9) und mit Topnoten („Sonst wirste nix!“) zu vollenden. Lohn für die Besten sollte dabei eigentlich das problemfreie Knacken des NC sein. Angesichts 15.000 unbesetzter Top-Studienplätze dürfen sich im Zuge dessen gerade Einserkandidaten getrost ein wenig veräppelt vorkommen.
- Die Wirtschaft schreit seit Jahren lauthals nach Fachkräften. Top ausgebildet, flexibel und vor allem jung sollen sie sein! Wie passt es da ins Bild, dass gerade bei der Vergabe ökonomischer Schlüsselfächer solch ein Mist passiert? Denn Anwärter für die frei gebliebenen NC-Studienplätze gäbe es deutschlandweit mehr als genug.
- Nicht nur Schülern, sondern auch Studierenden wurde in den zurückliegenden Jahren viel zugemutet. Etliche Bildungsreformen zielten direkt auf die zeitliche Straffung vorberuflicher / akademischer Bildung ab. Hieß zuletzt: Viel Stress und Leistungsdruck aufseiten des Nachwuchses. Welchen Eindruck macht es da, wenn die Entscheider solcher Reformen die eigenen Hausaufgaben nur mangelhaft erledigen?
Jobmensa meint: Ihr Reformer – kommt endlich aus dem Quark!
Natürlich hat die Ursachenforschung für das aktuelle Vergabechaos längst begonnen. Und auch hier wiederholen sich leider die Muster – niemand will es gewesen sein. Da ist zu lesen von „falschen Zahlen“, von der Ankündigung einer „deutlichen systemischen Verbesserung bis 2017“ und natürlich von allerlei gegenseitiger Schuldzuweisung. Das volle politische Programm eben, daher lassen wir dem Ganzen an dieser Stelle einfach mal seinen Lauf.
Bilder: Matej Kastelic/shutterstock.com
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