Neue Studie: Studenten sind geldgeil und ich-bezogen! Stimmt das?
Das Bildungswesen unterliegt seit Jahren gewaltigen Schwankungen. Hochschulreformen kommen und gehen. Eben noch Diplom, heute Master. Studiengebühren mal da, mal nicht. Bafög höher, Inklusion rein, Wehrdienst weg – es ist, man muss es einfach mal so sagen, gewaltig was los in der Bildungsbude Deutschland. Beinahe soviel, dass man sich als angehender Akademiker schon fast nach legislativer Entschleunigung sehnen muss. Fuß vom Gas, Politik, die Kurve naht!
Versuchen wir also, der schwindenden akademischen Gemütsruhe durch die Suche nach hergebrachter Normalität und Konstanz im Bildungswesen zu mehr Ausgeglichenheit zu verhelfen. Und was böte sich an? Was wäre so ein zeitloser Klassiker? Genau, das studentische Image, denn mit szenetypischen Klischees wie „faul“, „versoffen“, „schläfrig“ oder „hedonistisch“ sind wir ja schließlich groß geworden. Und wurde den Studierenden ehedem nicht so was wie Sozialverträglichkeit im Geiste und ein Hang zu zivilem Ungehorsam nachgesagt? Zumindest in eigener Sache?
Aktuelle Studie übt Kritik am studentischen Selbstbild
Weit gefehlt, resümiert eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), denn nicht nur das Studium, sondern auch der Student selbst scheint einfach nicht mehr das zu sein, was er einmal war. Dem Titel der Publikation entsprechend wurden hierzu bundesweit Tausende Hochschülerinnen und Hochschüler zu „Studiensituation und studentischen Orientierungen“ befragt – konkret zu Themen wie Jobperspektive, Studienfachwahl, Wünschen, Forderungen und politischen Einstellungen.
Und, was denkt Ihr? Wie tickt der Student von heute? Wie ist er so drauf? Trommelwirbel! Spannung! Tusch! Nun, im Grunde ist er auch heute ganz in Ordnung. Er schießt, kratzt und beißt nicht. Hat einen klaren Kompass für sein Leben, will Familie, Freizeit und gutes Geld. Soweit jedenfalls die positive Lesart. Aber es gibt auch eine negative, und die wird derzeit von führenden Bildungspolitikern recht lautstark vertreten.
Egoisten auf dem Vormarsch
Der Befund: Studenten geraten vermehrt unter Ich-Verdacht, haben also ein schwindendes Gefühl für Gemeinsinn und pflegen ein mittlerweile massives politisches Desinteresse. So sagt heute im Grunde nur noch jeder dritte Student, dass ihm das politische Tagesgeschäft nicht irgendwo am A…vorbeigeht. Es ist ein wissenschaftlicher Befund, der natürlich keinem Bildungspolitiker wirklich gefallen kann.Aber: Wer sich nun über diesen neuen studentischen Zeitgeist beklagt, verkennt schlichtweg die kausale Realität. Denn letztlich hat es sich der Staat ein Stück weit selbst zuzuschreiben, dass die bildungspolitischen Volten der jüngeren Vergangenheit auf studentischer Seite zu einem Mentalitätswandel geführt haben. So kann es eigentlich nicht ernsthaft verwundern, dass die politisch gewollte Verschärfung des Wettkampfes um die besten Studienplätze und Abschlüsse auf studentischer Seite zu mehr Ich-Bezug und Ellenbogen führt. Genauso nachvollziehbar ist, dass vor dem Hintergrund gestraffter Stundenpläne und ambitioniert kontingentierter Semesterzahlen die Zeit für das politische Buch am Abend oder die Demo am Wochenende deutlich geschrumpft ist.
Jobmensa meint: Was soll die Kritik? Jede Zeit hat genau die Studenten, die sie verdient.
Bilder: PathDoc/shutterstock.com
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