Naive Universitätsromantik oder: wie es wirklich läuft
Immer mehr junge Leute strömen an die Universitäten, der Großteil der Abiturienten will nach der Schule direkt an die Uni. Einer der Gründe dafür ist sicherlich die berauschende Vorstellung, die vom Studium gezeichnet wird. Aber wie sieht der Unialltag in der Realität aus?
Naive Universitätsromantik
Ob aus populären amerikanischen Spielfilmen, der Werbung oder Erzählungen von den Eltern – für viele hört sich das Studium nach dem ultimativen Lebensplan an.
“Das wird die beste Zeit deines Lebens, du musst sie genießen, solange du noch studierst!”
Solche oder so ähnliche Stimmen hört man von allen Seiten. Und malt sich dadurch automatisch einen Unialltag aus, in dem man erst mittags aufsteht, ne Pizza isst, ungefähr 1% der Zeit was für die Uni macht und abends feiern geht. Wenn man dann mal in der Uni ist, führt man natürlich anregende Gespräche mit den Professoren, kann sich ausprobieren und findet zu sich selbst. Das Studium als einige Jahre voller Spaß, Flexibilität und ohne große Verpflichtungen eben. Das alles nie wieder so gut werden wird wie im Studium, bekommt man quasi von überall indoktriniert. Als solle man die letzten paar Jahre in Freiheit genießen, bevor der Ernst des Lebens losgeht und man sich gefangen sieht in einem stumpfen Arbeitsalltag.
Graue Realität
Aber wie gestaltet sich das Studium dann tatsächlich? Von Unmengen an Freizeit können sich die meisten Studenten verabschieden. Neben der Zeit, die man in der Uni verbringt, kommt der enorme Aufwand, den man in Eigenregie zu Hause leisten muss. Für jede Veranstaltung können mindestens 90 Minuten an Vor- und Nachbereitungszeit draufgerechnet werden, Sonderaufgaben wie Online-Überprüfungen oder Referate selbstverständlich nicht mit eingerechnet.
Dazu geht ein Großteil der Studenten neben dem Studium arbeiten, um sich das Leben in einer großen Universitätsstadt inklusive astronomisch hoher Mieten überhaupt leisten zu können. Für viele Studierenden bedeutet das im Endeffekt weit mehr als eine 40 Stunden Woche, die man für das Studium und die Arbeit aufbringen muss. Viel Freizeit bleibt da nicht mehr.
Seit der Umstellung auf das Bachelor/Master System ist in der Studienordnung zudem oft kein Platz mehr für tiefgehende Gespräche in den Seminaren – im verschulten System muss der Stoff so schnell durchgepaukt werden wie möglich. Debatten über Inhalte oder kontroverse Diskussionen – Fehlanzeige.
Außerdem plagt viele Studenten eine enorme Zukunftsangst. Finde ich später mit meinem Abschluss einen geeigneten Job? Werde ich genug verdienen? Kann ich eine Familie gründen?
In Zeiten, in denen Flexibilität das oberste Gebot für den Arbeitnehmer ist, bleibt Sicherheit oft auf der Strecke. Ein Fakt, den viele Studenten im Hinterkopf haben und der sie belastet.
Fazit:
Für viele Studenten bedeutet das Studium viel Stress und Druck anstatt ausgiebigem Feiern und Selbstverwirklichung. Die naive Universitätsromantik ist sowieso nur noch bei den wenigsten Studienanfängern vorhanden. Vielmehr zeichnet oft der Rest der Gesellschaft oder die Öffentlichkeit ein verzerrtes Bild vom Unialltag. Es wird Zeit, dass das Studium als eine anstrengende Vollzeitbeschäftigung anerkannt wird.
Nichtsdestotrotz: Natürlich kann man trotzdem im Studium die beste Zeit seines Lebens haben. Man ist jung, lernt tolle Leute kennen und macht viele neue Erfahrungen. Das Studium ist oftmals auch das, was man daraus macht. Vielleicht muss man sich ab und an etwas von dem Druck von außen befreien, um sein Studium zu genießen und wenigstens manchmal die Universitätsromantik leben: inklusive langer Diskussionen, durchzechter Nächte auf Häuserdächern und einen ganzen Tag einfach mal zu verschlafen.
Wie sehen eure Erfahrungen im Studium aus? Wurdet ihr von euren Univorstellungen desillusioniert oder lebt ihr den Studententraum? Wir sind gespannt auf eure Meinungen! Falls ihr neben dem Unistress Ausgleich in einem spannenden Nebenjob sucht, dann registriert euch noch heute bei Jobmensa.
Bilder: Thomas Zsebok/shutterstock.com
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