Mein Ticket zur Karriere: Mehr als nur Kinder schubsen – Soziale Arbeit studieren
Quengelnde Kinder in der Vorlesung, Räucherstäbchen-Duft und Dreadlocks – kaum ein Studiengang ist vorurteilsbehafteter als „Soziale Arbeit“. Wir räumen in unserer Reihe „Mein Ticket zur Karriere“ mit den größten Vorurteilen auf und zeigen dir, dass das Studium der sozialen Arbeit weit mehr ist, als in weiten Hosen kleine Kinder zu bespaßen.
Mama, wie fang ich an?
…mit der Einschreibung. Falsch, eigentlich sollte es damit beginnen, dass du dich intensiv mit deinem angestrebten Studiengang beschäftigst. Was genau lerne ich? Welche Perspektiven habe ich? Was wird von mir erwartet? Wie der Titel schon sagt, lernst Du im Studium der Sozialen Arbeit, sozial zu arbeiten. Sei es in Kindergärten, Schulen, Obdachlosenheimen, auf der Straße, etc.
Du eignest dir die Fähigkeit an, andere Menschen im Leben zu unterstützen oder sie fit für ein „gutes Leben“ zu machen. Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und zu helfen, wenn sie mit Alltagssituationen überfordert sind. Das Berufsfeld eines Sozialarbeiters ist extrem groß, so hast du eine sehr breite Bandbreite an Möglichkeiten, um sozial tätig zu werden.
Nicht vergessen solltest du dabei, dass sozial bedeutet mit Menschen zu arbeiten. Wenn du also nicht so gut mit Menschen kannst, ist Soziale Arbeit vielleicht nicht so das optimale Studium für dich. Falls doch, kannst du dich auf einen abwechslungsreichen Beruf freuen, der dir eine Menge abverlangt, aber auch jede Menge zurückgibt.
Papa, ich will nicht lernen!
Du hast dich lange mit Modulhandbüchern, Studiengängen und Co auseinandergesetzt und im besten Fall sogar ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung gemacht? Perfekt, dann schnapp dir deinen Studienplatz. Um dich an einer staatlichen Hochschule zu bewerben, brauchst du natürlich Abitur und einen NC zwischen 2,0 und 3,0.
An Fachhochschulen kannst du dich teilweise mit Fachabitur oder sogar ganz ohne Hochschulreife, dafür aber mit praktischer Vorerfahrung bewerben.
Das kommt ganz auf die Hochschule und dein Bundesland an. Informiere dich am besten frühzeitig über deine Möglichkeiten und die Bewerbungsvoraussetzungen.
Mama, wie lange noch?
Hast du dich dann erfolgreich eingeschrieben, geht auch schon bald dein Studium richtig los. Sei dir aber bewusst, dass Soziale Arbeit keineswegs eine Ausbildung zum Erzieher ist. Im Studium gehst du sehr viel theoretischer und wissenschaftlicher an die Arbeit und hast erst nach ein paar Semestern die ersten praktischen Stunden.
In den ersten vier Semestern sammelst du Grundwissen in den Bereichen Sozialwesen/-arbeit, Sozialwissenschaften, Psychologie, Ethik, Soziales Recht und Sozialwirtschaft.
Im 5. und 6. Semester absolvierst du nun dein praktisches Jahr in dem Bereich deiner Wahl. Das kann in einer Kindertagesstätte sein, beim Jugendamt, in einer Obdachlosenunterkunft oder einem Mutter-Kind-Haus. Hauptsache du sammelst praktische Erfahrung, die du dann in deine Bachelorarbeit einbinden kannst, mit der du dein Studium abschließt.
Danach kannst du noch einen Master dranhängen, allerdings ist Soziale Arbeit eines der wenigen Studienfächer, bei dem du auch ohne Master schon ganz schön weit kommst. Nichts desto trotz ist ein Master aber nie eine schlechte Idee.
Und daaaannn, Papa?
Nach erfolgreich abgeschlossenem Studium steht dir die Sozialwelt offen. Wir erwähnt, ist das Berufsfeld mit einem Abschluss in Sozialer Arbeit sehr breit. Du kannst in die Kinder- und Jugendhilfe gehen, Senioren pflegen, Gewaltopfer betreuen oder im Gefängnis seelsorgen.
Aber auch Obdachloseneinrichtungen, Psychiatrien und pyschiatrische Einrichtungen, Mutter-Kind-Häuser, Flüchtlingshilfe und Beratungsstellen suchen immer Menschen, die sozial arbeiten wollen.
Falls du aber im Studium dein Interesse für die wissenschaftlichen Aspekte deines Studiums entdeckt hast, ist das auch kein Problem. Dann gehst du einfach in die Forschung oder promovierst.
Mama, darf ich das haben?!
Sicher willst du wissen, wie viel du verdienen wirst. Das kann man so pauschal natürlich nicht sagen, aber wenn du Soziale Arbeit studieren willst, geht es dir wahrscheinlich mehr um den sozialen Aspekt und weniger darum, mit dem neusten Porsche vor zu fahren.
Grundsätzlich kann man etwa sagen, dass ein Sozialarbeiter (Notiz: mit Sozialarbeiter meinen wir nicht den Beruf „Sozialarbeiter“, sondern eher den sozial Arbeitenden, also der Mensch der „Soziale Arbeit“ studiert hat.) zwischen 2.000 Euro und 3.500 Euro verdienen kann. Was du an Dankbarkeit wieder bekommst kann man natürlich gar nicht in Geld aufwiegen.
Papa, warum ist das so?
Bis vor kurzem waren Soziale Arbeit und Pädagogik noch zwei verschiedene Studiengänge. Mittlerweile laufen sie aber einfach unter dem Begriff Soziale Arbeit. Das Wort Pädagogik leitet sich von dem griechischen Wort“paidagogía ab, das soviel wie Erziehung oder Unterweisung bedeutet.
Die (Kinder-)Erziehung ist ein Teilaspekt der Sozialen Arbeit und deswegen hat man die Studiengänge Soziale Arbeit und Pädagogik einfach zusammen gefasst.
An vielen Unis kann man übrigens trotzdem noch seinen Master in Pädagogik machen.
Mama hilf mir!
Soziale Arbeit ist nicht nur Kinderunterhaltung und Hausaufgaben kontrollieren. Es kann oft auch ein nicht zu unterschätzender, harter Job sein. Du wirst Dinge sehen und hören, die du niemandem wünschst und dich sicher häufiger fragen „wie man so sein kann“. Das gehört zu deinem Job dazu und deswegen ist es wichtig, dass du deine Arbeit am Abend und am Wochenende einfach Arbeit sein lassen kannst.
Du musst lernen deine Arbeit so nah an dich heran zulassen, dass du richtig und mitfühlend handeln kannst, aber nicht so sehr, dass du nicht mehr professionell entscheiden kannst und die Probleme deines Klienten dich seelisch kaputt machen. Damit ist nämlich niemandem geholfen. Man spricht hier von Nähe und Distanz. Für deine Klienten bist du ein bedeutender Teil ihres Lebens, vielleicht sogar ihr Freund. Für dich sind sie deine Arbeit.
Du willst ihnen helfen sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien, das kannst du aber nur, wenn du professionell und mitfühlend agierst. Je schneller du das im Studium schon lernst, desto leichter wird es dir in deinem Beruf später fallen. Sei mit dem Herzen dabei, aber pass auch gut auf, dass es an deiner Arbeit nicht zerbricht.
Still jetzt Kind und geh los arbeiten!
Es macht sich für spätere Bewerbungen übrigens immer gut, wenn du schon während deiner Studienzeit sozial tätig warst. In unserer Jobbörse findest du sicher den ein oder anderen Job, der dir Geld einbringt und gleichzeitig deinen Lebenslauf aufpeppt. Schau doch hier direkt mal vorbei!
Bilder: I Believe I Can Fly/shutterstock.com
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