Mein Ticket zur Karriere: lieber schlichten als richten – Jura studieren
Jura – lange Robe, schlagfertig im Kreuzverhör und immer siegessicher. Spätestens seit der amerikanischen Anwaltsserie „Suits“ haben viele Fans schon mal mit dem Gedanken gespielt auch ein so glorreicher Anwalt zu werden, in den besten Restaurants der Stadt zu dinieren und die spannendsten Fälle so ganz nebenbei zu gewinnen, während Zuhause die super scharfe Freundin wartet. Aber ist der Juristen-Beruf wirklich so ruhmreich und geht es nicht vielleicht doch mehr um Recht und Ordnung, als um Ruhm und Reichtum?
Schulbank-drücken ist Pflicht
Wer Jurist werden will, muss die Schulbank drücken. Da führt leider – gerade bei Jura – kein Weg dran vorbei. Nur im Bundesland Brandenburg ist das Jura-Studium auch an einer FH, also mit Fachabitur möglich. Ansonsten brauchst du die Fachoberschulreife um an einer der 42 juristischen Fakultäten in Deutschland studieren zu dürfen.
Mit dem Abi alleine ist es allerdings leider noch nicht getan. Jura ist begehrt und das hat einen recht hohen NC zur Folge. Zwischen 1,3 und 2,9 sollte deine Abschlussnote liegen, um gute Chancen auf einen Platz zu haben. An beliebten Universitäten wie Köln oder Berlin ist der Numers Clausus natürlich deutlicher höher als an anderen.
Wie lange dauert es noch?
Anders als die meisten Studiengänge schließt du Jura (meistens) nicht mit Bachelor oder Master ab. Stattdessen legst du nach 9 Semestern Regelstudienzeit die Prüfung für das 1. Staatsexamen ab. Wurde dieses erfolgreich bestanden folgt das 2-jährige Referendariat und gegebenenfalls das 2. Staatsexamen. In deinem 4-semestrigen Grundstudium werden die Grundlagen wie Bürgerliches Recht, Öffentliches Recht und Strafrecht vermittelt.
Im darauffolgenden Hauptstudium hast du neben der Vertiefung der Grundlagenfächer, Vorlesungen in Arbeits- Sozialrecht, Erbrecht, Familienrecht und Sachrecht und kannst dich zusätzlich noch auf Europäisches Recht, Kriminalwissenschaften, Medienrecht, Medizin- und Pharmarecht, Umweltrecht oder Wirtschaft und Wettbewerb spezialisieren, je nachdem welchen Karriereweg du gehen möchtest.
Nach bestandenem 1. Staatsexamen bist du nun befähigt das zweijährige Referendariat zu absolvieren. Auch hier läufst du verschiedene Stationen ab, wie das Land- oder Amtsgericht, die Staatsanwaltschaft oder das Strafgericht und das Verwaltungsgericht oder eine jeweilige Behörde. Da dieses Referendariat bereits ein hartes Stück Arbeit ist und du dich dieser voll und ganz widmen sollst, zahlt dir der Staat eine „Unterhaltsbeihilfe“ in Höhe von knapp 800 Euro brutto monatlich.
Auf das Referendariat folgt nun das 2. Staatsexamen. Erst mit diesem darfst du dich „Volljurist“ nennen und als Anwalt, Richter oder Notar arbeiten.
Aus dir wird noch was
Dein Erfolg steht und fällt gewissermaßen mit deiner Examensnote. Wenn du dein Studium mit dem Prädikat beendest, also mindestens die Note Voll-Befriedigend erreichst, hast du es sozusagen in die Königsklasse der Juristen geschafft und gute Chancen auf einen der begehrten Jobs im Staatsdienst.
Besonders beliebt sind Tätigkeiten als Rechtsanwalt, Richter, Notar, Staatsanwalt oder höherer Verwaltungsbeamter. Als Rechtsanwalt vertrittst du deine Klienten vor Gericht und kannst entweder in einer Kanzlei angestellt sein oder selbst eine gründen. Über das Schicksal des Klienten entscheidet der Richter, der in Deutschland ein hohes Ansehen genießt, gut bezahlt ist und verbeamtet ist. Entscheidest du dich als Richter tätig zu werden, bist du erst maximal 5 Jahre Richter auf Probe und anschließend „Richter auf Lebenszeit“.
Damit es aber überhaupt erst zur Anklage kommen kann, muss der Staatsanwalt den Fall prüfen und – im Falle einer Anklage – den Staat vertreten. Abseits des Gerichtes arbeitet der Notar, der Rechtsgeschäfte beurkundet und dafür sorgt, dass Hochzeiten, Testamente, Kaufverträge etc. rechtskräftig werden. Manche dieser Urkunden prüft dann wiederum der höhere Verwaltungsbeamte der leitende Aufgaben in der Verwaltung oder dem Bauamt übernimmt.
Keine Panik auf der Titanic…
Gut auf der vielleicht schon, weil deren Anwälte nach ihrem Untergang ziemlich in die Bredouille geraten sind (zu wenig Rettungsboote etc.). Aber du brauchst keine Panik zu haben, selbst wenn du kein Prädikat erreicht hast.
Behörden, Großkonzerne, Hochschulen und Versicherungen sind immer auf der Suche nach Juristen (auch ohne Prädikat) und auch Medienunternehmen oder Verlage brauchen immer wieder den Rat eines Anwalts.
Nur weil du nicht zu den theoretisch allerbesten Juristen gehörst, heißt das nicht, dass du kein guter Anwalt sein kannst.
Juristen verdienen ein Vermögen
Das stimmt – wie zu erwarten – nur begrenzt. Je besser deine Abschlussnote, desto begehrter deine Person und umso attraktiver natürlich auch dein Gehalt. Durchschnittlich verdient ein Jurist in Deutschland etwa 3.100 Euro. Im Staatsdienst kannst du sogar auf Verdienste von bis zu 11.170 Euro monatlich hoffen. Je mehr du arbeitest, desto mehr verdienst du.
Große Kanzleien locken oft mit sehr hohen Einstiegsgehältern, erwarten dann aber auch entsprechende Leistung. Schichten bis nach 23 Uhr und Wochenendearbeit sind da keine Seltenheit, die so berüchtigte „Work-Life“-Balance ist bei diesen Jobs leider gar nicht so balanced. Wenn dir das egal ist, kannst du dort eine steile Karriere als Anwalt hinlegen. Aber auch in kleineres Kanzleien lässt es sich gut arbeiten, vielleicht sogar besser, weil die Balance einfach besser ist.
Last but not least
Mit dem Jura-Studium stehen dir unterschiedliche Berufszweige offen und du wirst ein sehr geachteter Teil der Gesellschaft sein. Deine Arbeit wird geschätzt und du wirst hohes Ansehen genießen. Im Staatsdienst bist du finanziell – teilweise sogar auf Lebenszeit – abgesichert.
Jemand der über Recht und Unrecht entscheidet wird immer gebraucht werden. Allerdings solltest du die Verantwortung und Arbeit, die auf dich zukommen wird, nicht unterschätzen. In unserer Jobbörse werden immer wieder Juristen gesucht, schau doch dort vorbei, um einen Überblick über deine potentiellen Jobs zu bekommen.
Bilder: r.classen/shutterstock.com
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