Studienabbruch: Jeder Vierte geht ohne Abschluss!
8 von 10 Abiturienten gehen an die Hochschule. Wohin sonst mit der Hochschulreife? Allerdings ist die Abbrecherquote in Bachelorstudiengängen so hoch, wie seit fast 10 Jahren nicht mehr: Jeder Vierte beendet sein Studium ohne Abschluss. Wer ist nun gescheitert? Student oder System?
Die Kritik am Bachelor/Master System ist nicht neu. Studenten geht es zu schnell, der Schwerpunkt sei falsch gesetzt, es ginge nicht mehr um’s Menschwerden, sondern nur noch um Credit-Points. Doch eine Studie des Bildungsministeriums verrät jetzt, dass jeder Vierte (28%) sein Bachelorstudium nicht zu Ende bringt. Damit sind nicht etwa Fach- oder Hochschulwechsler gemeint, sondern nur die, die ihre akademische Laufbahn ohne Abschluss beenden.
MINT-Fächer: Platz 1 beim Thema Studienabbruch
Die Studie, die unter anderem von Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) aufgegeben wurde, trägt den Titel “Die Entwicklung der Studienabbruchquoten an den deutschen Hochschulen” und betrachtet genau diese auf der Basis des Absolventenjahrgangs 2012. Hierbei gibt es Unterschiede zwischen Universität (mehr Abgänger) und den Fachhochschulen. Aber auch zwischen den Fachbereichen gibt es große Differenzen: Die Spitzenreiter sind die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). An den Universitäten brechen dort im Schnitt 4 von 10 Studenten (39%) ab, während an Fachhochschulen nur jeder Dritte (34%) das Handtuch wirft. Dicht gefolgt sind die MINT Fächer von Ingenieurwissenschaften, wo an Unis mehr als jeder Dritte (36%) vorzeitig abdankt. Im Vergleich zur letzten Hochrechnung von 2010 ist das allerdings eine Verbesserung. Damals hielt nur jeder 2. das Studium durch (Abbrecherquote: 48%). An Fachhochschulen sind es weniger, hier brechen “nur” 31% ihr Studium ab, allerdings ist dieser Wert seit 2010 um 1% gestiegen.
Die wenigsten Abbrecher verzeichnen Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, wobei hier immerhin auch knapp jeder Dritte abbricht (35%). An der Fachhochschule sind es dafür nur 15%. Auffällig ist außerdem, dass deutlich mehr Studenten ihr Masterstudium durchziehen. An der Uni sind es 11%, die ihr Masterstudium abbrechen, an der Fachhochschule sogar nur 7%. Lehramtsstudenten werden in dieser Studie nicht berücksichtigt.
Scheitern der Studenten oder Scheitern des Systems?
Wenn man nun bedenkt, dass die Abbruchsquote in Fächern mit Staatsexamen vergleichsweise gering ausfällt (13%) und sich auch bei den “alten” Studienformen Diplom und Magister nur 22% für einen anderen Berufsweg als den akademischen entscheiden, stellt sich die Frage, ob die hohen Quoten nicht eventuell am System liegen könnten. Studenten, Dozenten und Absolventen verrieten Deutschlandfunk ihre Verbesserungsvorschläge. Studenten wollen vor allem mehr Zeit. Die Regelstudienzeit sei utopisch, wenn man nebenher noch jobben muss, meint eine Studentin. Es besteht aber auch der Wunsch nach mehr Transparenz und Kontakt zu den Dozenten. Diese kritisieren eher die Studienorganisation und fordern ein modernes, digitales Datenverwaltungssystem. “Das spart den Sekretariaten und den Studierenden unglaublich Zeit”, meint Professor Andreas Nölke von der Frankfurter Uni. Allerdings bleibt auch den Studenten selbst keine Kritik erspart. Eine Masterstudentin und Tutorin vermisst das Durchhaltevermögen bei Studenten, die denken, Uni sei wie Schule.
Die Reaktion der Bildungsministerin Wanka äußert sich in Form einiger Pilotprojekte, mit denen sie den Studienabbrechern unter die Arme greifen will. Gescheiterte Akademiker sollen in Zukunft handwerkliche Berufe erlernen, bei denen aber ihre Studienleistungen anerkannt werden sollen. Sicher peilen viele eine Ausbildung an, allerdings sollte das immer noch jeder für sich selbst entscheiden können. Lisa merkte beispielsweise erst kurz vor dem Staatsexamen, dass sie eigentlich keine Rechtsanwältin, sondern Schneiderin werden will. Sie meint “was verliert man schon, außer ein bisschen Zeit?”
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