Der sichere Weg zum Erfolg – wie viel ist der Doktortitel noch wert?
Es gab eine Zeit, in der wurde den Hochschulabsolventen reihenweise der Erwerb eines Doktortitels empfohlen. Er galt als Garant für den sicheren und lukrativen Einstieg in die berufliche Karriere. Dies hat sich in vielen Branchen radikal geändert. In der globalisierten Welt von heute raten manche Firmenchefs ihren promovierten Mitarbeitern sogar, sich ohne Titel vorzustellen. Kulturschock oder Befreiungsschlag? Wo sich der Doktortitel weiterhin lohnt und wo er durchaus verzichtbar ist, erfährst du hier.
Während es in den anglo-amerikanischen Ländern stets unüblich war, den Doktortitel zu jeder Gelegenheit seinem Namen voran zu stellen, galt er zumindest in Deutschland lange Zeit als verlässliches Prestige- und Qualitätsmerkmal. Dem stolzen Inhaber verlieh er den ein oder anderen Vorteil bei der Jobsuche und der Gehaltsverhandlung. Und gleich vorne weg: Dies ist in vielen Branchen auch immer noch so. Doch sollte sich ein jeder vorneweg versichern, ob ein Titel für die Karriere tatsächlich förderlich ist.
Nur noch Herr Bock bitte…
Die Unternehmenswelt geriet einen Moment in Aufruhr, als der Vorstandsvorsitzende der BASF Dr. Kurt Bock sich 2013 mit einer Videobotschaft an seine Mitarbeiter wand. Ab sofort mögen alle promovierten Angestellten bitte bei der internen wie auch externen Kommunikation auf ihren Titel verzichten. Zu intellektuell, zu abgehoben, zu deutsch? Es ist tatsächlich so, dass es in manchen Branchen eher hinderlich als förderlich für den Karriereeinstieg sein kann, die Jahre nach dem Hochschulabschluss in eine Promotion gesteckt zu haben als in die Praxiserfahrung. Im Marketing beispielsweise zählt die nämlich durchaus mehr als ein schicker Titel. In den oberen Rängen des Chemielabors ist er dagegen immer noch unerlässlich.
Der Aufwand wird belohnt
In vielen Naturwissenschaften ist der Schritt zur Promotion durchaus immer noch Normalfall. Dies macht sich auch in den Einstiegsgehältern bemerkbar. Rund 8400 Euro mehr im Jahr verdienen promovierte Einsteiger, im Gegensatz zu den Absolventen mit Masterabschluss. Doch ist der Doktor in dieser Fachrichtung in vielen Fällen auch generelle Vorraussetzung für eine Anstellung. In den Ingenieurwissenschaften ist der Doktortitel zwar nicht die Norm, auch nicht um eine Führungsposition zu erreichen. Jedoch kann ein promovierter Ingenieur auf über 11000 Euro jährlich mehr hoffen als der Masterabsolvent.
In den Rechtswissenschaften macht sich der Titel nicht nur finanziell deutlich bemerkbar. Insbesondere in Top-Kanzleien, die mit hochrangigen Klienten zusammenarbeiten, gilt der Dr. jur. oftmals als Einstellungskriterium. Absolventen eines Master of Laws (LL.M.) überzeugen hingegen oft mit sehr guten Englischkenntnissen und Auslandsaufenthalten. Wer vorrangig international arbeiten möchte, profitiert von einem LL.M. möglicherweise mehr. Auch unter Ökonomen mag sich eine Promotion zumindest in Deutschland noch erkennbar auf das Einstiegsgehalt auswirken. Doch ebenso wie in Jura bekommt der englische MBA (Master of Business Administration) zunehmend an Bedeutung. Viele Unternehmen stellen ihre Mitarbeiter auch gerne frei, damit sie sich einer Promotion oder einem MBA widmen können.
Prestige oder Praxis
In den Geistes- und Kulturwissenschaften verhält es sich sehr unterschiedlich. Wer den Weg in die Forschung einschlägt, kommt sicher nicht ohne eine Promotion aus. Auch in einigen Berufsgruppen, wie beispielsweise Bibliothekarswesen, Museumskunde oder unter Philologen, wird oftmals eindrücklich eine Promotion erwartet. In jungen, schnelllebigen Branchen, insbesondere in Medien- und Internet-Unternehmen, ist der frühe Einstieg in die Arbeitswelt dagegen meist sinnvoller. Ein Doktortitel kann sogar als überqualifiziert und zu intellektuell bewertet werden und der Karriere damit entgegenwirken. Finanziell macht sich eine Promotion in den Kultur- und Sprachwissenschaften eher selten bemerkbar. Die Einstiegsgehälter liegen etwa bei 35.000 Euro im Jahr. Mit oder ohne Doktortitel.
Leidenschaft und Durchhaltevermögen
Ob sich eine Promotion lohnt muss letztlich jeder selbst entscheiden. Vorraussetzung sollte in jedem Fall eine gewisse Leidenschaft für das Thema sein. Schließlich wird die Auseinandersetzung damit mindestens drei, in vielen Fällen jedoch auch fünf Jahre des Lebens in Anspruch nehmen. Auch wird man in dieser Zeit weitaus weniger verdienen als Berufseinsteiger. Viele kommen mit einer halben Stelle auf gerade mal 1100 Euro netto im Monat, doch mittel- bis langfristig kann sich das durchaus lohnen. Natur- und Ingenieurwissenschaftler haben es oft etwas leichter, da sie während der Promotion bereits zusätzlich in Unternehmen oder an der Universität arbeiten können. An geisteswissenschaftlichen Instituten sind die Kapazitäten geringer, demnach auch halbe Stellen häufiger. Experten raten zudem, sich alle Nebentätigkeiten und Qualifikationen während der Promotion zertifizieren zu lassen. Wer den Kampf nicht durchhält, hat so zumindest Nachweise für seine geleistete Arbeit.
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Bilder: Lolostock/shutterstock.com
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