Kuchentratsch: Hier gibt’s Kuchen wie bei Oma
Apfelstreuselkuchen von Oma Bärbel, Käsekuchen von Opa Norbert und veganer Schoko-Kuchen von Oma Elfi: In einer Münchener Backstube zaubern Omis und Opis für euch köstliche Kuchen nach ihren bewährten Geheimrezepten. Die Rede ist von dem Social Startup Kuchentratsch: Zwei mutige Studentinnen gründeten das Unternehmen gleich nach dem Bachelor. Wir haben mit den sympathischen Gründerinnen Katharina und Katrin über ihr Projekt, den Weg vom BWL-Studium zum Jungunternehmertum und ihre Lieblingskuchen gesprochen.
Das Konzept hinter Kuchentratsch ist so einfach wie genial: Viele Senioren fühlen sich nicht gebraucht, häufig wohnen die Kinder und Enkel nicht mehr in derselben Stadt und die Tage können ganz schön lang werden. Bei Kuchentratsch backen die Omas und Opas auf Minijob-Basis. Die Kunden freuen sich über traumhafte Backwaren wie aus Kindertagen – und die Senioren haben eine verantwortungsvolle Beschäftigung, eine Anlaufstelle und sind Teil einer Gemeinschaft. Obendrauf wird viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt: Biomehl und Co. kommen von regionalen Lieferanten.

Euer Unternehmen backt nicht nur süße Köstlichkeiten, sondern tut dabei noch etwas Gutes für unsere Gesellschaft. Wie ist die geniale Idee zu eurem appetitlichen Social Startup entstanden?
Katharina: Ich wollte schon immer etwas im sozialen Sektor machen und ich sehe einfach unglaubliches Potenzial in den Seniorinnen. Es gab bei mir nie einen Magic Moment in dem ich auf die Idee von Kuchentratsch gekommen bin, da haben ganz viele Faktoren mitgespielt.
Katrin: Kuchen und Oma sind einfach zwei Dinge die für uns zusammen gehören. Omas Kuchen ist nun mal der Beste. Mit Kuchentratsch haben wir eine absolute Win-win-Situation, die Senioren haben wieder eine Aufgabe, fühlen sich gebraucht und die Münchner bekommen leckeren Kuchen.
In eurer Backstube schwingen statt ausgebildeter Bäckermeister Omis und Opis den Schneebesen. Wie findet ihr eure rüstigen MitarbeiterInnen?
Katrin: Die finden im Moment tatsächlich uns, wir hatten einiges an Pressearbeit. Die Seniorinnen und Senioren lesen dann davon und rufen bei uns an oder schreiben eine E-Mail ob sie mal vorbei kommen können.
Ihr beiden habt euch beim Management-Studium in Innsbruck kennengelernt und studiert aktuell BWL und VWL in München. Inwiefern hat euch die Uni auf eure Unternehmensgründung und eure tägliche Arbeit vorbereitet?
Katrin: Ich würde sagen es ist vor allem das unternehmerische Denken, welches an unserer Hochschule vermittelt wurde. So ein paar Grundlagen in Buchhaltung, Logistik oder auch Marketing schaden nie, wenn man versucht sein eigenes Unternehmen aufzubauen.
Katharina, du hast vor deinem Studium eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht. Oft wird ja bemängelt, die Hochschulen würden zu wenig Praxiswissen vermitteln. Was würdest du sagen hat dir für den Berufsalltag mehr gebracht, die Berufsausbildung oder das Studium?
Katharina: Die Kombination aus beidem war eine sehr wertvolle Erfahrung. Der Praxisbezug bei meiner dualen Ausbildung hat sehr wichtige Grundsteine in meinem Leben gesetzt. Deshalb war mir auch bei der Auswahl meiner Hochschule der hohe Praxisbezug sehr wichtig.

Katrin: Wir mussten das Studium erstmal pausieren, da es für uns nicht möglich ist neben einem Fulltime-Job in einem Start-Up noch nebenbei Vorlesungen zu besuchen geschweige sich ernsthaft auf eine Prüfung vorzubereiten. Wir wollen beide noch irgendwann einen Master machen, aber das ist jetzt erstmal nach hinten aufgeschoben.
Bleibt bei all dem Erfolg eures Projekts überhaupt noch Zeit für ein bisschen typisches Studenten-Leben?
Katharina: Nachdem wir im Frühling richtig stressige Wochen hatten, haben wir es im Sommer etwas langsamer angehen lassen und den genialen Sommer auch etwas genossen. ☺
Mit Mitte 20 könnt ihr bereits auf fast zwei Jahre Erfahrung in der Unternehmensgründung blicken. Was würdet ihr anderen Studenten mit Startup-Ambitionen raten?
Katrin: Durchhalten und sich nicht von der Idee abringen lassen! Es gibt immer wieder Durststrecken und man muss sich bewusst machen, dass ein eigenes Start-Up einiges mehr an Arbeit und Verantwortung mitbringt, als ein normaler Werkstudentenjob. Wir haben beide zuerst unseren Bachelor abgeschlossen, und sind dann erst richtig in Kuchentratsch eingestiegen. Uns war es wichtig eine abgeschlossene Ausbildung zu haben und sich dann voll und ganz auf sein Projekt konzentrieren zu können. Aber das ist Typsache und muss jeder für sich selber entscheiden.
Ihr beiden seid ja nicht einfach nur Geschäftspartner. Ihr kennt euch schon länger und seid befreundet. Welche Bedeutung hat eure Beziehung zueinander für Kuchentratsch?
Katharina: Wir sind verheiratet! ☺ So kommt es einem zumindest manchmal vor. Wir verbringen jeden Tag miteinander und wissen immer genau Bescheid, was bei dem anderen gerade alles neben Kuchentratsch noch passiert. Wir haben einen sehr vertrauten Umgang miteinander und es hilft uns manchmal schnell Entscheidungen für Kuchentratsch zu treffen. Und es ist einfach ein angenehmes Arbeitsklima.
Was wünscht ihr euch für euer Projekt für die Zukunft?
Katrin: Wir wünschen uns für Kuchentatsch, dass es sich zu einem Vorzeigeunternehmen entwickelt. Wir möchten zeigen können, dass gesellschaftliche Probleme sich auch mit einem wirtschaftlichen Modell lösen lassen.
Und zu guter Letzt natürlich die Frage aller Fragen: Was sind eure Lieblingskuchen?
Katharina: Ich esse am liebsten Karottenkuchen mit Frischkäsetopping.
Katrin: Und mein absoluter Lieblingskuchen ist Zwetschgendatschi mit extra vielen Streuseln.
Bilder: Flickr Katrin Blaschke, Fotografen: ©Katrin Blaschke, ©Michael Ruder, ©Moritz Roeder
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