„Ich wusste schon im Studium, dass ich selbstständig arbeiten möchte.“
Im Rahmen unserer Themenwoche wollen wir darüber sprechen, was euch bewegt, wenn ihr an die Zukunft denkt. Im Gespräch mit jungen Gründern fühlen wir den Machern unter uns auf den Zahn und fragen, was es bedeutet, etwas eigenes auf die Beine zu stellen, was nach der Idee kommt und worauf es ankommt, wenn man sich gegenüber der Konkurrenz durchsetzen will.
Heute stellen wir euch Kim Wittfeld (auf dem Foto rechts) vor. Er gründete noch während des Studiums mit Freunden eine digitale Kreativagentur in Köln. Mit ihm haben wir über Marktlücken, Internet und Generation Start-Up gesprochen.
Was ist eine digitale Kreativagentur? Man soll erst mal gar nicht wissen was ihr macht, stimmt’s?
Die Kreativagentur kommt aus dem Bereich der Werbung und versucht mit kreativen Mitteln und Ideen Aufmerksamkeit, Bekanntheit, Image-Aufbau, Produktpräsentation – und so weiter, für Kunden zu erstellen.
Also eine Weiterführung der Werbung ins digitale Zeitalter?
Nein, das erst mal noch gar nicht. Der Name ist auch bei uns Thema, der ändert sich auch immer wieder. Ich bin auch mit dem Namen Agentur gar nicht zufrieden. Ich sehe uns nicht als Agentur, eher als Digital-Design-Studio. Das ist nie konstant. Allein das Medium ist vorgegeben, das Internet.
Und was macht ihr genau?
Wir erstellen individuelle Ideen und Konzepte, die Film und Web kombinieren. Design spielt dabei eine große Rolle, aber eben auch Kampagnen. Also sind wir weder ein reines Designstudio noch eine Werbeagentur.
Wann kam bei dir der zündende Funke dich selbstständig zu machen?
Ich wusste schon im Studium, dass ich auf irgendeine Weise selbstständig arbeiten möchte.
Wir haben alle zusammen Mediendesign studiert und kannten uns deshalb schon. Dennis und ich wollten uns auf den Bereich Bewegtbild im Internet spezialisieren. 2011 war dann die Gründung von Dunckelfeld.
Habt ihr damals eine Nische gesehen?
Einerseits fanden wir das Internet als Medium spannend. Zum anderen war das eine Zeit, als man plötzlich hochwertige Filme mit Spiegelreflexkameras drehen konnte, mit vergleichsweise wenig Budget. Das hat uns gereizt. Dennis kam dazu noch aus dem Bereich Videojournalismus. Und so haben wir dann mit kleinen Projekten angefangen.
Welche Skills hat jeder von euch mitgebracht?
Dennis war immer derjenige, der für die Umsetzung von Projekten zuständig war. Also für das Filmen oder Schneiden. Meine Aufgaben liegen darin, das Produkt zu verkaufen, den Kundenkontakt zu pflegen.
Ist es einfacher gemeinsam zu gründen als allein?
Auf jeden Fall. Ich würde nicht unbedingt alleine gründen, da einem auch der Austausch fehlt. Wenn einer von beiden mal einen schlechten Tag hat, ist das nicht so schlimm. Man ergänzt sich einfach.
Brauche ich bereits großes Know-How in Business Administration oder Entrepreneurship, wenn ich eine Firma gründen will?
Ich denke, es schadet nicht. Aber entscheidend ist es nicht. Es kommt darauf an, dass man eine Nische findet, in dem, was man macht. Man muss ehrlich sich selbst gegenüber sein, für die Idee brennen und eine gewisse Leidenschaft mitbringen. Flexibilität und Offenheit sind auch wichtig, um Chancen zu sehen und sie dann auch zu nutzen. Es gibt natürlich auch immer Glück und Zufall. Aber wichtiger ist es, die Möglichkeiten für das Unternehmen zu erkennen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Hattet ihr im Gründungsprozess auch mal richtige Tiefpunkte?
Eigentlich nicht, weil wir sehr einfach angefangen haben. Wir haben ja noch während des Studiums erste Projekte umgesetzt und erst mal noch nicht viel gebraucht. Ab und zu eine Kamera oder anderes Equipment. Aber wir haben nie Geld aufgenommen oder uns verschuldet. Es gab also so gut wie kein großes Risiko.
Was war das erste Projekt?
Das war eine Online- Kampagne für Fair Trade mit Videospot. Darin wurde dazu aufgerufen mithilfe einer von uns programmierten Facebook App spielerisch ein Remix des Musikstücks aus dem Spot zu erstellen und bei einem Wettbewerb mitzumachen. Das spiegelt ganz gut wieder, wie wir Film und Internet verbinden.
Hast du davor im Studium schon viel nebenbei gearbeitet?
Ja, ich habe hin und wieder für kleine Kunden beispielsweise Logos entwickelt, oder als Grafiker gefreelanced.
Was sind wichtige Schritte auf dem Weg in die Selbstständigkeit?
Man sollte schon wissen, was man machen will und was man kann, sich den Markt anschauen und herausfinden, womit verdienen die anderen ihr Geld. Wir haben festgestellt, bestimmte Sachen können wir besser. Wir sind ja in erster Linie Dienstleister, das ist was anderes als ein Start-Up. Wir mussten nie Investoren überzeugen.
Dazu gibt es zahlreiche Veranstaltungen für Gründer und Kreativunternehmer, wie CreativeMornings. Dort kann man viele Menschen kennenlernen und sich vernetzen, wenn einem noch Leute fehlen, um eine Idee wirklich umsetzen zu können. Wichtig ist, dass man sich gut ergänzt, also jeder etwas Eigenes mitbringt.
Ihr seid also kein Start-Up? Ist das nicht sowieso nur ein neuer hipper Name für etwas, was es schon lange gibt?
Wir sind ein junges Unternehmen, kein Start-Up. Start-Ups sind Unternehmen, die darauf angelegt sind schnell zu wachsen und dann verkauft zu werden. Das haben wir nicht vor. Wachstum ist zwar wichtig, aber nicht das oberste Ziel. Ich glaube auch, dass dieser Hype wieder abklingen wird. Viele denken, sie müssten nur ein Start-Up gründen, fünf Jahre arbeiten und dann sind sie Millionär. Doch so einfach ist das nicht.
Ist es durch den Start-Up Boom einfacher geworden zu gründen?
Ich glaube, es ist schon einfacher geworden. Es gibt beispielsweise heute mehr Informationen, mehr Investoren. Aber gleichzeitig gibt es natürlich auch mehr Menschen, die gründen. Die Konkurrenz ist größer.
Was sind die weiteren Pläne für Dunckelfeld?
Wir wollen internationaler arbeiten. Dafür müssen wir auch bekannter werden. Wir sind zwar ein kleines Unternehmen mit gerade mal 10 festen Mitarbeitern. Aber wir sind überzeugt von dem was wir können. Das muss aber natürlich auch bei den großen Marketing Chefs ankommen.
Wenn ihr die Jungs ein bisschen besser kennenlernen wollt, findet ihr sie unter dunckelfeld.de
Du bist auf der Suche nach einem Studentenjob in einem Startup? Finde hier Startup Nebenjobs in deiner Nähe!
Bilder: dunckelfeld.de
Das könnte dir auch gefallen:
Kuchentratsch: Hier gibt’s Kuchen wie bei Oma
Kuchen wie bei Oma! Wir haben mit den jungen Gründerinnen von Kuchentratsch über ihr Social Startup, das Studium und Kuchen getratscht.
Eine Jobbörse für Flüchtlinge – zwei Studenten wagen das Projekt
Ein gewagtes Projekt mit Zukunft: Die Jobbörse für Flüchtlinge ist ein positiver Impuls in die richtige Richtung.
Student mit Crowdfunding gescheitert – „Ich würde es wieder probieren“
Architektur-Student Deniz Dagtekin wollte sich sein Traum-Studium per Crowdfunding finanzieren. Trotz zu wenig Spenden bleibt er im Interview optimistisch.