Ich studiere Präsident – Und du so?
“Du willst ein hohes Amt in der Politik? Dann studiere diese Fächerkombination!” Vorgefertigte Studiengänge an ausgewählten Unis sollen den großen Erfolg versprechen! Stimmt das? Und wenn ja? Woran liegt das?
Vor allem in Ländern mit bekannten Elite-Unis, wie England, Frankreich oder Amerika, hört man solche Sätze immer öfter. Unter den Studienanfängern gilt es als eine ungeschriebene Regel, dass es für bestimmte Ämter bereits vorgefertigte Fächerkombination gibt. Aber nicht jeder der Präsident studiert, wird auch Präsident. Im Gegenteil. Was hat es also mit den vielversprechenden Studiengängen auf sich?
Gute Ausbildung oder gutes Vitamin-B?
Ein Abschluss an einer der Elite-Unis der Ivy League, Oxford, Cambridge oder der ENA in Frankreich gilt als erfolgsverheißend. Aber warum? Liegt es an der qualitativ hochwertigen Ausbildung, oder doch an den Kontakten, die man während seiner Studienzeit in ausgewählten Kreisen knüpft? Die Meinungen darüber teilen sich. Chris Ballinger, Dozent und ehemaliger Student an Oxford verteidigt den “Präsidentenstudiengang” PPE (Philosophy, Politics and Economics): „Das intellektuelle Level in Oxford ist einfach sehr hoch, und viele Oxford-Absolventen machen in allen möglichen Bereichen erfolgreich Karriere. Wir lesen nur mehr über PPE-ler, weil sie mehr im Rampenlicht stehen“. Doch genau dieser Studiengang brachte bereits einige bekannte Gesichter hervor. Kein Geringerer als der jetzige Premierminister David Cameron, vier seiner Minister, sowie der Oppositionsminister Ed Miliband und der frühere Familienminister Ed Balls, studierten PPE in Oxford.
Die Gemeinschaft an privilegierten Persönlichkeiten bleibt also unter sich. Aber auch in Frankreich sind solche Kreise gegeben. Präsident Hollande besuchte beispielsweise die Elite-Uni ENA (École National d’Administration), die auch als Karriereautobahn bekannt ist, und knüpfte dort wichtige Kontakte. Die Institution brachte zwei Präsidenten, sieben Ministerpräsidenten und unzählige Minister und Präfekten hervor. Hollande lernte dort zunächst die Mutter seiner Kinder und Präsidentschaftskandidatin von 2007 Ségolène Royal kennen. Außerdem dürfen sich der spätere Ministerpräsident Dominique de Villepin, der Minister Michel Sapin und andere aktuelle Spitzenpolitiker zu den “Enarquen” zählen. Frankreichs Elite sei undurchdringbar und „reproduziert sich und ihre dominante Weltsicht“ immer wieder selbst, so der Soziologe Pierre Bourdieu. Der Zirkel hält sich also doch relativ klein. Zufall? Die Zahlen sagen anderes: In England kommen 43% der Studienanfänger von Privatschulen, die sich nur sehr wohlhabende Eltern leisten können; und nur 7% der Schüler besuchen eine solche Privatschule.
Was sagen die Studenten?
Den Studenten fällt das allerdings nicht sonderlich auf, jedenfalls in England nicht. „So ziemlich der gesamte Jahrgang unter mir kommt von staatlichen Schulen, und die Leute hier kommen aus allen erdenklichen Verhältnissen“, sagt Ihsaan Faisal, Student in Oxford. Und auch die Lehrmethoden genießen hohes Ansehen bei den Studenten. Vor allem die wöchentlichen Tutorien zeichnen die Elite-Uni aus. Hier müssen die Studenten einzeln oder zu zweit ihre Essays vor dem Dozenten verteidigen. Und das kommt gut an: „Die Tutorien machen das Lernen jede Woche aufs Neue spannend“, findet Ihsaan Faisal: „Wer in den Essays etwas drin lässt, das nicht wirklich Sinn ergibt, wird garantiert danach gefragt. Man muss wirklich wissen, wovon man redet“. Diese Methode bereitet natürlich auf den politischen Schlagabtausch vor, das muss man dem Studiengang lassen. Aber was meinen die Studenten? Wollen sie überhaupt in die Politik?
In Frankreich trifft das schon eher zu. Viele Studenten der Uni Science Po, die auch als Vorbereitung für die ENA gilt, brüsten sich damit, das angebliche Spitzenpolitikerstudium zu belegen. In Oxford jedoch sehen das einige Studenten gelassener: „Immer, wenn ein Zeitungsartikel wieder Cameron mit PPE verbindet, haben wir ein bisschen etwas zu lachen“, sagt Victoria Rees, „Kaum jemand von meinen Freunden hier will Politiker werden.“ Ob Politik oder nicht, ein gut bezahlter und einflussreicher Beruf ist den Absolventen dieser Unis allerdings trotzdem ziemlich sicher. Dafür ist sicher der privilegierte Kreis nicht unnütz. Einer an der Spitze hatte allerdings doch schon ein Gespür für die soziale Ungerechtigkeit: Hollande hatte sich dafür eingesetzt, dass erfolgreiche Politiker einen Teil ihres Gehaltes abgeben um mittellosen Studenten ebenfalls ein Studium an den renommierten Unis zu ermöglichen. Bislang musste er sich jedoch, wie viele andere auch, von den alteingesessenen “Enarquen” geschlagen geben.
Jobmensa meint: Gute Berufschancen bekommst du nicht nur durch ein super Studium an einer renommierten Uni, sondern auch durch Berufserfahrung während des Studiums. Und wo findest du die passenden Jobs? Bei uns!
Zitate: Spiegel Online
Bilder: SFIO CRACHO/shutterstock.com
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