Zwangsstörung: Wenn Zwänge das Studium zum Albtraum werden lassen

09.12.2014

Glücklich seinMentale GesundheitStudiumUniZwangsstörung
Author: Joanna
Autor*inJoanna
Studierende sitzt verzweifelt auf dem Boden und vergräbt ihren Kopf in den Händen

Ein typischer Morgen für Studentin Laura: Bevor sie in die Uni gehen kann, muss sie mindestens 10 Mal nachgucken, ob sie das Bügeleisen ausgemacht hat. Und den Herd. Und sind die Fenster alle wirklich zu? Hat sie die Haustür auch richtig verschlossen? Also noch mal Hochrennen zur Wohnung und alles checken. Oft noch ein zweites Mal, nicht selten auch ein drittes. Die Hölle am Morgen, aber Laura kann nicht anders. Sie leidet unter einer Zwangsstörung.

Wenn der Zwang nicht mehr loslässt

Zwänge sind keine Seltenheit: 2 bis 3 % der deutschen Bevölkerung quälen Zwangshandlungen. Dazu zählen zum Beispiel der Waschzwang, der Kontrollzwang sowie der Zähl- und Ordnungszwang. Zwangsstörungen sind psychische Erkrankungen, bei denen der Betroffene wie ferngesteuert bestimmte Handlungen ausführen muss. Diese Handlungen sind zumeist sehr zeitaufwändig, sodass sie den normalen Tagesablauf enorm beeinträchtigen. Laura schafft es grundsätzlich nie, pünktlich zu ihrer ersten Vorlesung zu kommen und auch an der Uni fühlt sie sich nicht wohl, denn Panikattacken überkommen sie immer häufiger, sie zieht sich zurück, weil sie vor den Reaktionen der anderen Angst hat und hat folglich immer seltener Kontakt zu ihren Kommiliton*innen, wird immer einsamer. Ein Teufelskreis…

Ursachen und Symptome

Teufelskreis Zwangsstörung

Wer unter einer Zwangsstörung leidet, der ist auf keinen Fall ein Freak! Trotzdem schämen sich Betroffene für ihre Handlungen und fühlen sich missverstanden. Für Außenstehende ist schwer nachvollziehbar, dass die Betroffenen ihre “unsinnigen” Handlungen nicht einfach beenden können. Doch eine Zwangsstörung kommt nicht mal eben so um die Ecke, sondern ist in den meisten Fällen Ursache von psychischer Belastung, zu viel Stress, zu vielen Sorgen oder auch einer Krankheit. Bei Laura fing alles damit an, dass sie in eine neue Stadt zog, kurz nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hatte. Alles sollte auf Anfang zurück und sie freute sich auf ihr Studium. Doch nach und nach kamen unverarbeitete Gefühle hoch, Laura fühlte sich deprimiert, weil sie nicht gleich Anschluss fand, der Unialltag und ihr Nebenjob wurden immer mehr zur Belastung. Sie fing an, Dinge zu kontrollieren, bis der Gedanke daran immer größer in ihr wurde und sie ihn nicht abstellen konnte.

Zwangsstörungen fangen oft schleichend an wie bei Laura, bis die Betroffenen merken, dass sie nicht einfach so aus dem Haus gehen können ohne alles dreifach zu kontrollieren. Oder dass sie sich vor unbekannten Umgebungen und fremden Menschen ekeln und sich als Folge dessen die Hände wund und rot waschen. Die Symptome können unterschiedlich sein. Meistens verspüren sie einen starken inneren Drang, diese Dinge ständig zu denken und auch zu tun, obwohl sie sie ja selbst eigentlich für unsinnig oder übertrieben halten. Abstellen jedoch lassen sich Zwänge nicht von heute auf morgen und sind daher für viele oft ein jahrelanges Martyrium, denn mit den Zwängen kommt meist zeitnah die soziale Isolation und eine ständige Angst, die sich in Panikattacken, Schlaflosigkeit und Depression widerspiegelt.

Hilfe suchen

Laura merkte, dass sie nicht mehr voran kam in ihrem Leben. Das Studium wurde für sie zur Zerreißprobe, sie stand vor dem Abbruch. Gleichzeitig schämte sie sich für ihre Zwänge und hatte Angst, dass man sie als verrückt abstempeln würde, wurde dadurch immer einsamer. Sie wandte sich schließlich an die psychotherapeutische Beratungsstelle des Studentenwerks, die es an jeder Uni gibt. In mehreren Gesprächen wurde ihr klar, was der Auslöser für ihre Zwangsstörung war und warum nicht mehr sie selbst über sich bestimmen konnte, sondern ihre Zwänge. Laura hat ihr Studium wieder aufgenommen und steht kurz vor dem Examen. Sie ist weiterhin in psychologischer Behandlung. Ihre Zwangsstörungen haben deutlich nachgelassen und sie weiß mittlerweile, wie sie besser damit zurechtkommt, wenn sie sich wieder einschleichen. Sie trifft sich auch wieder mit ihren Kommiliton*innen und weiß jetzt, dass jeder so seine Macken hat, dass man sich aber helfen lassen muss, wenn der Leidensdruck zu stark wird und man alleine keinen Rat weiß.

Jobmensa findet: Versucht nicht zu perfekt zu sein und euch ständig mit anderen zu vergleichen! Das führt früher oder später zu großem Frust und der hat keine guten Auswirkungen auf euer Leben.