Ich bin dann mal in Afrika – Von Entwicklungsarbeit und Urlaubsreisen
Unzählige Reiseorganistationen locken Jahr für Jahr Abiturienten für Entwicklungsarbeit nach Afrika. Traurige Kinderaugen wieder zum Strahlen bringen und genau denen helfen, die auf den Bildern immer so hoffnungslos und ausgemergelt in die Kamera gucken. Das Geschäft mit den armen Menschen in Afrika und den reichen, karrierefanatischen Studienanwärtern boomt. Aber wie sinnvoll ist deine Arbeit dort? Warten die ganzen afrikanischen Kinder nur auf dich oder hilfst du mit einem Jahr in Afrika vor allem dir und dem Tourismus?
Die ganz große Nummer
Es ist die alte Geschichte. Regelstudienzeit, Praxiserfahrungen, Auslandsaufenthalte, Unternehmen erwarten immer mehr von ihren Arbeitnehmern und vor allem von den Berufs-Einsteigern. Lange vor oder nach dem Studium in der Welt rumtingeln gibt es nicht mehr, da kann man sich die große Karriere gleich von der Backe putzen. Ein ganzes Jahr im Ausland kann sich keiner mehr erlauben, auch wenn viele Unternehmen Auslandserfahrungen auf jeden Fall erwarten.
Zum Glück haben sich dieser Dramatik schon viele, viele Organisationen angenommen. Im Lebenslauf machen sich übrigens soziale Projekte besonders gut. Und wo kann man so viel helfen wie in Afrika? Du hast nur 6 Wochen Zeit? Gar kein Problem für die Auslandserfahrung im Schnelldurchlauf. Zack, 6 Wochen Soziale Arbeit bei einer gemeinnützigen Organisation in Ghana inklusive Sprachkurs und Zertifikat. Deine Arbeitgeber werden begeistert sein. Und das Beste, du zahlst für den ganzen Spaß nur schlappe 2000 Euro. All inklusive versteht sich, abgesehen von Flug und Impfungen.
Ist das dein Ernst?
Diese Vorstellung klingt für dich nach einem super-spaßigen Auslandsaufenthalt, den du direkt buchen solltest? Perfekt. Du bist schon mal jemand, den die Menschen dort drüben in Afrika schon mal nicht gebrauchen können.
Oder ist dir das doch zu abgedroschen? Herzlichen Glückwunsch, mit dir können wir arbeiten. Es stimmt natürlich nicht, dass du dir deine Karriere abschminken kannst, wenn du nach deinem Abi oder Studium ausgiebig die Welt bereisen willst. Uns wird das zwar häufig eingebläut, die Realität sieht zum Glück aber doch anders aus.
Bevor du eine solche Reise antrittst oder überhaupt buchst, solltest du dich fragen, wo du helfen willst und wieviel zu Zeit du hast. Es ist auf jeden Fall ehrenwert, ins Ausland zu gehen und dort Menschen zu unterstützen die von unserem Lebensstandardt hier nur träumen können. Wenn du allerdings wirklich nur 6 Wochen Zeit hast empfiehlt es sich nicht in ein Waisenhaus oder eine Schule zu gehen. Du baust dort schließlich im besten Fall eine enge Beziehungen zu den Kindern auf und es wäre nicht fair, wenn du sie nach 6 Wochen schon wieder verlässt. Dann bietet sich vielleicht eine Farm oder ein Reservat mehr an. Dort kannst du auch sozial tätig werden, brichst aber niemandem das Herz, wenn du nach ein paar Tagen schon wieder verschwindest.
Im Internet findest du eine Menge Ideen, wo es dich in deiner Auslandszeit hinziehen soll und wie du deine Zeit richtig ausnutzt.
Ist das hier richtig?
Aber Vorsicht, eben gerade im Internet findest du auch zahlreiche „seriöse“ Reiseveranstalter, die eigentlich gar nicht so seriös sind. Viele versuchen mit den armen Kindern in Afrika einen riesigen Profit zu machen, ohne auch nur 1 Pence an die tatsächlich Bedürftigen ab zudrücken.
Ein guter Veranstalter versucht also nicht nur dir etwas zu bieten, sondern auch einen Mehrwert für die „sozialen Projekte“ zu gewährleisten.
Natürlich kannst du auch auf eigene Faust losziehen und versuchen so an einen Job zu bekommen, allerdings sind gerade die ärmeren Gegenden in Afrika nicht zu unterschätzen und können insbesondere für alleinreisende Frauen ziemlich gefährlich werden. Mit ein wenig Mühe findest du aber sicher ein Unternehmen, dass deine Reise plant und auf dich aufpasst ohne andere auszubeuten. Hier lohnt sich die Investition dann.
Gutes Indiz für einen seriösen Veranstalter ist die Kostenverteilung. Die solltest du direkt auf der Homepage des Veranstalters einsehen können ohne lange danach zu suchen. Fällt dir auf, dass ein großer Teil deines Geldes ins Unternehmen selbst geht und kaum oder vielleicht sogar gar nichts an das Projekt, kannst du davon ausgehen, dass du dort sicher nicht sonderlich viel Spaß haben wirst. Oft kriegst du auch telefonisch einen guten Eindruck von dem Veranstalter. Ruf doch dort einfach mal an und stell ein paar Fragen.
Wird meine Hilfe überhaupt gebraucht?
Auch bei der Frage nach dem Sinn, kommt es stark auf deinen Reiseveranstalter an. Es gibt solche, die im 14-Tage-Takt neue Freiwillige zu Projekten karren, eine kurze Einführung geben und sich dann nicht mehr um ‚ihre“ Freiwilligen scheren. Diese werden an Schulen und Heimen gar nichts erst mit ins Programm einbezogen. Du kannst mit den Kindern in der Pause spielen und dich nach zwei, drei Wochen auch einfach wieder verziehen.
Aber dann gibt es glücklicherweise auch noch die Veranstalter, die die Freiwilligen intensiv auf ihre bevorstehende Arbeit vorbereiten. Diese werden auch gerne in die Projekte einbezogen und können verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen.
Hier spielt deine Zeit übrigens erneut eine große Rolle. Je länger du bleibst, desto stärker kann man dich in das Projekt integrieren. Es hängt letztlich also auch von dir ab, wie sinnvoll deine Arbeit ist und wie sehr du gebraucht wirst. Bei der richtigen Organisation wirst du aber sicherlich gebraucht.
Jutes Jeld, Jute Reise
Wenn du die Augen aufhälst, nicht das erste beste Unternehmen wählst und mit Willen und Verstand an deine Reise rangehst, wirst du sicher eine unvergessliche Zeit in Afrika haben. Unsere Ratschläge beziehen sich hier übrigens nicht nur auf Afrika, sondern auf alle Länder. Afrika ist einfach nur ein Paradebeispiel. Um dir deine Reisekasse etwas aufzubessern, findest du übrigens in unserer Jobbörse einige hilfreiche Jobs. Vielleicht sogar einen in der Tourismusbranche. Gute Reise!
Bilder: Volodymyr Burdiak/shutterstock.com
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