„I will survive!“ – Überleben an der Massenuni
Köln, München, Hamburg, Bochum: Massenunis mit 40.000 Studierenden und mehr gibt es einige in Deutschland. Wo sich andernorts so viele Menschen auf eine ganze Kleinstadt verteilen, gehören sie hier alle zum Mikrokosmos der Universität. Vorlesungen mit 1000 Studierenden vor einem Prof und Seminare mit knapp 100 Teilnehmern sind keine Seltenheit. Optimale Betreuung hört sich anders an. Wie lässt sich also auch an einer Massenuni gut studieren? Wir verraten es euch.
Massenuni = lieber doch nicht?
Ein riesiger Campus, lauter unbekannte Gesichter um einen herum und im Vorlesungssaal um einen Sitzplatz kämpfen: das ist Alltag an den größten Universitäten der Bundesrepublik. Mit mehr als einer halben Million Erstis zu den Wintersemestern wachsen die Universitäten stetig.
Dass sich die deutschen Massenunis gerade in Köln, München und Hamburg befinden, ist kein Zufall. Denn oftmals wählen Studierende ihren Studienort nicht unbedingt nach den Voraussetzungen der Uni aus, sondern nach der Stadt. Dabei fällt auf: die coolen Großstädte ziehen besonders viele Studierende an, hier pulsiert das Studentenleben. Unis wie die in Bochum und Dortmund sind zudem im bevölkerungsreichen Ruhrgebiet stark frequentierte Pendlerunis. Das führt dazu, dass gerade hier die Zahl der Studierenden Jahr um Jahr weiter in die Höhe schießt. Die böse Überraschung wartet dann im Seminar, wenn der Dozent dich nicht mit Namen anspricht oder du dich ohne Probleme einen ganzen Tag an der Uni aufhalten kannst, ohne auch nur ein einziges bekanntes Gesicht zu sehen. War die Entscheidung für die Massenuni also wirklich die Richtige?
An der Massenuni ist nicht alles mies!
Sollte man also versuchen, Massenunis konsequent zu meiden? Nicht unbedingt. Denn auch das Studium an einer Massenuni kann erhebliche Vorteile bieten. Da wäre zum einen das Forschungsgeld, mit dem sich eine Uni finanziert. Hier lautet die Rechnung ganz simpel: je mehr Studierende – desto mehr Kohle gibt es auch für die Universität, von der im Optimalfall dann auch die Studierenden profitieren können. Weiterhin kann eine große Universität auch eine erhebliche Fächervielfalt anbieten und innerhalb eines einzelnen Faches meist ein gutes Kursangebot zusammenstellen. Hier bieten sich für die Studierenden mehr Auswahlmöglichkeiten.
Weiterhin bieten sich an der Massenuni oft gute Gelegenheiten, um sich ein großes Netzwerk aufzubauen. Denn viele Kommilitonen bedeuten auch: viele potenzielle Kontakte, die dir nicht nur privat, sondern später unter Umständen auch beruflich von Nutzen sein könnten. Mit der Massenuni lässt sich zudem gut im Lebenslauf punkten, denn der Arbeitgeber sieht somit auf den ersten Blick, dass du in der Lage bist, dich selbst zu organisieren.
Natürlich spielt auch die Stadt eine große Rolle! Was nützt einem die optimalste Betreuung an einer Uni, wenn man sich am Studienort furchtbar langweilt. Das Studentenleben gehört immer noch zum Studentendasein dazu!
Wichtig ist vor allem, dass man bei seiner Studienwahl ehrlich zu sich selbst ist. Möchte ich lieber individueller gefördert werden, oder in eine große Stadt mit einer großen Uni? Das ist definitiv Typsache. An einer Massenuni ist es beispielsweise sehr von Vorteil, eher ein extrovertierter und offener Typ zu sein. Nicht nur findet sich so besser Anschluss, sondern man kommt auch leichter mit Dozenten und Professoren ins Gespräch. Wem es eher schwer fällt, auf andere zuzugehen, der fühlt sich vielleicht in einem kleineren und privateren Rahmen aufgehobener.
Tipps für das Überleben an der Massenuni
Auch wenn man sich bewusst für eine Massenuni entschieden hat, kann einem der studentische Alltag an der Uni trotzdem ab und an ziemlich auf den Senkel gehen. Doch mit den richtigen Tipps kannst du auch an einer großen Uni gut studieren und dich zurecht finden.
Tipp 1: Selbstorganisation
An der Uni kannst du lange darauf warten, dass der Dozent dich fragt, ob du dich denn auch schon zur Prüfung angemeldet hast. Ebenso wenig wird dich jemand an die Hand nehmen, um dir den Weg zum Hörsaal zu zeigen oder dir deinen Stundenplan zusammenstellen. Dafür bist du selbst verantwortlich! Dein Studium und dich selbst zu strukturieren gehört zu deinen wichtigsten Angelegenheiten. Gerade an einer Massenuni warten viele organisatorische Schritte auf dich, die du selbst managen musst. Wichtig ist hier, den Überblick zu behalten. Erstelle dir einen Plan oder Kalender, in dem du die wichtigsten Daten einträgst: Stundenplanerstellung, Überweisung des Semesterbeitrags, Prüfungsanmeldung, Hausarbeitstermine und so weiter.
Zudem kann es helfen, dich vorher auf der Webseite der Universität genau zu informieren. Wo liegt Hörsaal B, welchen fachlichen Schwerpunkt hat Professor X und wie komme ich an meinen Bibliotheksausweis? An einer Massenuni ist aufgrund des riesigen Angebotes viel eigenständige Recherche erforderlich, aber wenn man einmal raus hat, wo man was findet, erledigt sich das meiste von selbst.
Tipp 2: Eigeninitiative
Um dich an einer Massenuni nicht allein und unsichtbar zu fühlen, musst du die Eigeninitiative ergreifen. Sprich in der Ersti-Woche Leute an, die du cool findest und finde so bereits vor Beginn der Vorlesungszeit die ersten Freunde. Das Seminar bei einem Dozenten hat dir besonders gut gefallen? Dann besuche weitere Veranstaltung der gleichen Lehrperson und falle durch gute Vorbereitung und Mitarbeit auf. Wetten, dann kennt selbst an der Massenuni der Prof bald deinen Namen? Weiterhin gibt es gerade an großen Unis zahlreiche Möglichkeiten, dich selbst einzubringen. Ob in der Fachschaft oder im AstA: hier lernst du schnell neue Leute kennen und nutzt deine Zeit dabei noch sinnvoll.
Auch in anderen Situationen zahlt sich deine Eigeninitiative aus. Wenn der Dozent seit Tagen nicht auf deine Mail antwortet oder du immer noch nicht deine Note aus dem Seminar von vor drei Semestern bekommen hast, dann mach Druck. Sprich die Verantwortlichen persönlich darauf an, freundlich, aber bestimmt. Wenn du deinem Gegenüber die Dringlichkeit deines Anliegens signalisierst, wird es aktiv werden. Immer dran denken: Dreistigkeit siegt!
Tipp 3: Die richtigen Anlaufstellen kennen
Es gibt Situationen an der Uni, an denen du mit Selbstorganisation nicht mehr weiter kommen wirst. Das ist gar kein Problem, das erwartet auch niemand von dir! Du musst dich nur an die richtigen Ansprechpartner wenden. Denn gerade an Massenunis gibt es viele Anlaufstellen, wo sich für dein Anliegen Zeit genommen wird. Egal ob die Fachschaft, Fachschaftsberater, Prüfungsamt, International Office oder Gleichstellungsbeauftragte: für jedes Problem findest du den richtigen Gesprächspartner.
Es liegt jedoch an dir, herauszufinden, wo du mit welchem Anliegen hingehen musst. So sparst du dir unnötiges Hin- und Hergerenne und findest direkt die Antworten, die du brauchst. Die Internetseiten der verschiedenen Anlaufstellen bieten dir Aufschluss und oft kannst du direkt online einen Sprechstundentermin vereinbaren.
Mit der richtigen Einstellung und Engagement kannst du dein Studium an einer Massenuni gut in den Griff bekommen. Das Studium ist immer das, was du daraus machst! Lass dich also nicht unterkriegen und nimm Hilfe in Anspruch, wenn du sie brauchst.
Bilder: Iakov Kalinin/shutterstock.com
Das könnte dir auch gefallen:
„Was einer nicht schafft, schaffen viele.“
Zwei Studenten gründen eine genossenschaftliche Bar und träumen bereits von der Weltherrschaft der Genossenschaft. Ein Interview.
„Was ich erleben will? Alles!“ – 3 Erstis über ihre Erwartungen ans Studium
Das Semester hat wieder begonnen und tausende Erstis strömen an die Unis. Aber: Was sind ihre Erwartungen ans Studium? Wir haben mit drei Erstis gesprochen.
„Wir hatten das Gefühl, jetzt ist die Zeit, einfach mal etwas auszuprobieren.“
im Rahmen der Zukunftswoche erzählen junge Gründer von ihren Anfängen.