Homeoffice – Fluch oder Segen?
In den Niederlanden haben Mitarbeiter mittlerweile ein Recht auf Homeoffice-Tage und zwar dann, wenn sie einen triftigen Grund nennen können. Das kann zum Beispiel ein krankes Kind oder ein pflegebedürftiger Familienangehöriger sein. Wenn der Arbeitgeber das nicht glaubt, so liegt die Beweislast bei ihm.
Was in den Niederlanden schon Alltag ist, muss sich in deutschen Büros noch durchsetzen. Hierzulande wird das Bürokonzept Homeoffice mit sehr kritischen Argus-Augen betrachtet – vor allem von älteren Arbeitnehmern. Studenten, so zeigt sich, bewerten die flexible und ortsunabhängige Arbeitweise mehrheitlich als großen Vorteil.
Flexibilität – wichtiger denn je
In einer Welt, in welcher der Weg zur Arbeit für viele mehr und mehr zum Spießrutenlauf wird, stellt der Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden eine große Entlastung dar. Pendler haben tagtäglich mit verstopften Autobahnen und Innenstädten und hoffnungslos überlasteten Regionalzügen zu tun. In der Bahn schon einmal die Tagesordnung für das morgendliche Meeting durchgehen? In dieser stickigen, überfüllten und lauten Atmosphäre ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit. Vor allem dann, wenn mal wieder kein Sitzplatz frei ist. So schlecht es um die Verkehrsnetze bestellt ist, umso besser kommen die verschiedenen virtuellen Kommunikationsmittel daher. Schon vor Jahrzehnten haben zum Beispiel Gewerkschaften erkannt, dass es an der Zeit ist für neue und innovative Arbeitsformen, die dem Arbeitnehmer mehr entgegenkommen. Diese können ihren Job dank der geschaffenen Flexibilität viel besser an den persönlichen Tagesrhythmus und ihr Familienleben anpassen. Außerdem birgt das Homeoffice-Konzept auch für den Arbeitgeber viele Vorteile: So kann beispielsweise Büroraum eingespart werden, da nicht jeder Mitarbeiter einen eigenen festen Arbeitsplatz hat. Außerdem motiviert die gewonnene Flexibilität den Mitarbeiter, da dieser seine Zeit und Arbeitsphasen freier einteilen kann ohne sich ständig beobachtet zu fühlen. Studien haben gezeigt, dass die Produktivität im Homeoffice fast immer größer und nicht kleiner ist als am herkömmlichen Arbeitsplatz. Vor allem bei Aufgaben, die viel Konzentration erfordern, stören Nebengeräusche und Aktivitäten der Kollegen den Workflow erheblich.
Den Heimvorteil richtig nutzen
Natürlich kann bei einem Arbeitskonzept, das in so hohem Maße auf Vertrauen basiert, auch sehr viel schief gehen. Vorab sei eines gesagt: Nicht jeder Mitarbeiter ist für die Arbeit im Homeoffice geeignet. Einflüsse, die auf den einen motivierend wirken, können beim anderen eine vollkommen gegenteilige Wirkung erzielen. Nicht jeder kann mit dieser Art von Freiheit umgehen. Das Homeoffice erfordert vom Mitarbeiter ein sehr hohes Maß an Selbstdisziplin. Außerdem müssen klare Regeln aufgestellt werden, denn ansonsten läuft der Homeoffice-User Gefahr, vielmehr zu arbeiten, als ihm gut tut. Er muss auch seinem Privatleben Raum lassen und darf nicht beginnen, das Homeoffice als seinen Lebensraum zu betrachten. Wie die Regeln aussehen, muss individuell entschieden werden. Viele Unternehmen tendieren dazu, ihren Mitarbeitern eine Art Mischkonzept anzubieten: Einige Tage der Woche arbeiten sie von Zuhause aus in Heimarbeit, die übrige Arbeitszeit verbringen sie im Büro. Für Meetings und den persönlichen Austausch im Team bleibt so genug Zeit und schwierige Aufgaben können in der Ruhe des häuslichen Umfelds erledigt werden. Flexibles Arbeiten wird immer beliebter und wird den nine to five Arbeitstag über kurz oder lang ablösen. Je früher man sich daran gewöhnt, desto besser.
Warum Deutschland noch nachhängt
Obwohl Unternehmen mit flexiblen Homeoffice-Konzepten vor allem junge Nachwuchstalente für sich gewinnen könnten, nutzen viele Verantwortliche diesen Vorteil immer noch nicht. Das mag daran liegen, dass ein großes Misstrauen gegenüber der großen geschenkten Freiheit besteht. Doch nicht nur die Arbeitgeber stellen sich quer – teilweise fühlt sich auch die Stammbelegschaft von so grundlegenden Veränderungen überrumpelt und übergangen. Als Microsoft 2013 500 Mitarbeiter an Arbeitsplätze in deren eigenen vier Wänden outsourcen wollte, wehrten diese sich gegen die Umstrukturierungspläne – und bekamen Recht. Zu viele organisatorische Fragen, von der Finanzierung der Büroausstattung, über die Besteuerung des Dienstwagens bis hin zu versicherungstechnischen Gründen – an allen Ecken gab es noch zu viel Klärungsbedarf. Flexibilität kann eben nicht erzwungen werden, sondern sollte mit Bedacht und etappenweise, unter Berücksichtigung der individuellen Mitarbeiterbedürfnisse, etabliert werden.
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