Hirndoping: Bessere Noten und weniger Uni-Stress aus der Apotheke?
Die Last-Minute-Hausarbeit muss bis Übermorgen noch irgendwie fertig werden und in den nächsten 3 Wochen stehen gefühlt 10 Klausuren auf dem Plan: Stress im Studium kennt wohl jeder Student. Kein Problem, packen wir doch einfach das Pillendöschen aus! Rosa für die Konzentration, die lustige Gelbe für die Nachtschicht in der Bib und die kleine Blaue zum Einschlafen. Sieht so wirklich die Realität an deutschen Hochschulen aus? Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) zur Stresskompensation und Leistungssteigerung bei Studierenden hat jetzt untersucht, wie verbreitet “Hirndoping” an unseren Unis tatsächlich ist.
Werfen Studenten ständig irgendwelche Mittelchen und Medikamente ein, um leistungsfähiger zu sein? Die Ergebnisse der Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit sprechen jedenfalls gegen die Mär vom dopenden Studenten: Nur 6% der ca. 6700 befragten Studierenden gaben an, verschreibungspflichtige Medikamente oder illegale Drogen zu konsumieren, um länger lernen zu können, Stress zu kompensieren oder Prüfungsangst zu kontrollieren. Mit 8% ist auch die Quote derer, die frei verkäufliche Mittel wie Koffein– oder Vitamintabletten, Energy Drinks oder Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmittel zu sich nehmen, um besser mit dem Studium klar zu kommen, gering. Für die Mehrheit (71%) kommt die Einnahme leistungssteigernder Substanzen überhaupt nicht in Frage. Allerdings gaben 31% an, zumindest jemanden zu kennen, der bereits zu verschreibungspflichtigen oder frei verkäuflichen Mittelchen gegriffen hat, um seine geistige Leistungsfähigkeit im Studium zu verbessern. Unter den Medikamenten zur Leistungssteigerung sind bei den befragten Studenten Schlaf- oder Beruhigungsmittel und Antidepressiva am verbreitetsten. Illegale Drogen werden hingegen kaum zur Leistungsverbesserung eingenommen.
Unterschiede zwischen Studienfächern
Überdurchschnittlich viele Studenten der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften greifen zur Pillendose, um den Anforderungen des Studiums gerecht zu werden: Insgesamt 16% der Befragten dieser Studienrichtungen haben bereits mit frei verkäuflichen oder verschreibungspflichtigen Substanzen versucht, ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Am wenigsten verbreitet ist das Doping der grauen Zellen bei den Ingenieurwissenschaftlern.
Stress als Ursache für Hirndoping?
Wer in der Umfrage angab Hirndoping zu betreiben, ist mit seinem Leben und dem Studium insgesamt unzufriedener, als die nicht dopenden Studenten: 71% der Hirndopenden gaben ab, durch das Studium sehr gestresst und belastet zu sein. Betroffene Studenten haben etwa Probleme damit Wissenslücken aufzuarbeiten, den Lernstoff zu bewältigen, bei der Prüfungsvorbereitung, dem Anfertigen schriftlicher Arbeiten oder allgemein mit den Leistungsanforderungen ihres Fachs. Wer sich im Studium dauerhaft überfordert und extrem gestresst fühlt, hat scheinbar ein höheres Risiko zu leistungssteigernden Mitteln aus der Apotheke zu greifen.
Jobmensa meint: Hirndoping ist an deutschen Unis offensichtlich nicht besonders verbreitet. Trotzdem leidet mehr als die Hälfte der Studenten Studien zufolge regelmäßig unter Stress. Wenn der Stundenplan für das neue Semester mal wieder viel zu voll ist, lass dich nicht stressen! Gute Organisation ist im Studium schon die halbe Miete. Wer sich dauerhaft überfordert fühlt, sollte lieber seinen Uni-Alltag an die eigene Leistungsfähigkeit anpassen als den Körper mit irgendwelchen Mittelchen aus der Apotheke zu pushen.
Bilder: Yulia Grigoryeva/shutterstock.com
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