Exmatrikulation von Dauerstudenten – bye, bye Diplom und Magister?
Mehr als 15 Jahre ist die Umstellung der Studiengänge im Rahmen der Bologna Reform mittlerweile her. Seitdem wird das Studium in Bachelor und Master Studiengänge gegliedert, die alte Ordnung nach Diplom und Magister hat ausgedient – sollte man meinen. Doch immernoch sind in Deutschland rund 5% in der alten Studienordnung eingeschrieben und viele von ihnen werden einfach nicht fertig. Deshalb beginnen die Universitäten mittlerweile, diese Studenten zu exmatrikulieren.
Wer ist konkret davon betroffen?
Die Exmatrikulation durch die Universitäten betrifft Studenten, die noch in der Diplom und Magister Studienordnung immatrikuliert sind und die Regelstudienzeit mittlerweile weit überschritten haben. Die Universitäten sind seit Jahren dabei, in einer Übergangsphase die alten Studiengänge auslaufen zu lassen, an der Humboldt Universität in Berlin ist dies beispielsweise 2016 der Fall. Danach werden nur noch Fächer im Bachelor/Master System studierbar sein. Um sein Studium der alten Ordnung beenden zu können, haben die Universitäten für jedes Fach einen letzten Prüfungstermin anberaumt. Wer diesen nicht wahrnimmt, wird exmatrikuliert.
Welche Schritte stehen vor der Exmatrikulation?
Natürlich kommt bei keinem Studenten von heute auf morgen die Exmatrikulation ins Haus geflattert. Bevor diese Maßnahme ergriffen wird, muss die Universität einige Schritte einleiten, um den Studenten zu beraten. Dazu zählen zum einen individuelle Beratungsgespräche, bei denen besprochen wird, ob ein Wechsel ins Bachelor/Master System sinnvoll wäre. Darauf folgen schriftliche Informationen über das Auslaufen des Faches und die letzten Prüfungstermine. Am Schluss steht schließlich eine eindringliche schriftliche Warnung vor der Exmatrikulation, bis diese schließlich folgt. Der ganze Prozess der Übergangsphase kann sich über Jahre erstrecken.
Wo liegt der Streitpunkt zwischen Altstudenten und Universitäten?
Die Studenten, die gegen ihre Exmatrikulation geklagt haben, widersprechen der Auffassung der Universität, laut der ein Studiengang ausgelaufen ist, nachdem der letzte Prüfungstermin verstrichen ist. Für die Kläger kann ein Studiengang jedoch erst beendet werden, wenn jeder Student alle möglichen Wiederholungsprüfungen absolvieren konnte und seinen Abschluss erreicht hat.
Argumente der Langzeitstudenten
Die alten Diplom und Magisterstudenten bemängeln, dass die Umstellung der Studienordnung auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Ihrer Meinung nach dürfte kein einziger Student unter der Umstellung auf das neue System leiden. Zudem argumentieren viele Altstudenten mit der Härtefallregelung: wer im Studium unter einer langwierigen Krankheit gelitten hat, ein Familienmitglied pflegen musste, gesellschaftliches oder politisches Engagement gezeigt hat oder sein Studium selbst finanzieren musste, sollte einen Anspruch auf Verlängerung der Studiendauer haben. Das Plädoyer: “Jeder nach seiner Façon.”
Was spricht für eine Exmatrikulation?
Die Befürworter der Exmatrikulation sehen das natürlich ganz anders. Sie sind der Meinung, dass eine Studiendauer, die zwei bis dreimal so lang ist wie die Regelstudienzeit, ausreichen sollte, um sein Studium zu beenden – selbst in einem Härtefall. Wer weit mehr als zehn Jahre eingeschrieben ist, blockiert womöglich den Platz für neue Studenten. Außerdem wird vielen Langzeitstudierenden unterstellt, sie ließen sich für ihr Studium nur so lange Zeit, um so lange wie möglich in den Genuss studentischer Vorteile, wie das Semesterticket oder zahlreiche Rabatte, zu kommen. Laut der Befürworter müsse jeder Student auch irgendwann einmal anfangen, in die Rentenkasse einzuzahlen und sich nicht 15 Jahre auf seinem Studentenstatus ausruhen. Zudem ist es für die Hochschulen eine große Belastung, beide Studienordnungen parallel anzubieten, das reicht vom Lehrpersonal bis hin zum Raumkontingent.
Wie steht ihr zu der Exmatrikulation von Langzeitstudenten? Sollte jeder so viel Zeit bekommen, wie er benötigt, oder ist irgendwann auch mal Schluss mit Studium? Wir sind auf eure Meinungen gespannt! Wenn ihr mit eurem Studium gut durchkommt und nebenher noch Geld verdienen möchtet, dann sucht euch doch einen coolen Nebenjob bei Jobmensa.
Bilder: GaudiLab/shutterstock.com
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