„Einfach machen“ – Deutschlands „Student des Jahres“ Christoph Lüdemann im Interview
Eine große Ehre: Christoph Lüdemann wurde aus über 100 vorgeschlagenen Studierenden zu Deutschlands erstem „Student des Jahres“ gewählt. So etwas wird man, wenn man neben einem Doppelstudium der Wirtschaftswissenschaften und der Medizin – aktuell sitzt er gerade seiner Doktorarbeit in der Krebsforschung – auch noch Vorstand des eigenen Hilfevereins l’appel in Ruanda ist.
Ausgezeichnet wurde der 29-jährige FC Köln- und Karnevalsfan vom Deutschen Hochschulverband. Im Interview haben wir mit ihm über seinen Werdegang gesprochen, der anfangs überraschenderweise noch gar nicht so „besonders“ war:
Hallo, Christoph. Als Einstieg eine Bitte – erkläre uns doch kurz, wie man „Student des Jahres“ wird.
Das ist eigentlich ganz einfach. Wenn es jemanden gibt, der gerne eine Person beim Deutschen Hochschulverband (DHV) vorschlagen möchte, kann er/sie dies relativ formlos tun. In meinem Fall war es der langjährige Weggefährte von L’appel und ehemaliger IHK-Chef Tillmann Neinhaus.
Du hast Fächer studiert, für die unsereins jeweils schon lange braucht. Hast du Tipps, wie das alles zu schaffen ist?
Es ist alles eine Sache der Übung. In den ersten Semestern war ich – wie wahrscheinlich jeder in seinen ersten Uni-Tagen – mit Stoff und der Selbstorganisation in nur einem Fach überfordert. Dass es nun zwei sind, hat sich einfach so ergeben und ist eher Ergebnis von großem Interesse an beiden Fächern und der Unfähigkeit sich für eins von beiden zu entscheiden. Es ist teilweise schon viel und die Koordination von Prüfungsterminen, Lernzeiten oder Seminaren stresst sehr. Mit der Zeit wurde ich aber immer effizienter im Lernen oder dem Schreiben von Hausarbeiten. Mir hilft es oft die Dinge einfach zu machen und dran zu bleiben.
Welchen deiner Studiengänge empfindest du als den schwierigsten?
Das kommt immer ganz darauf an, in welcher Dimension man das misst. In Sachen Quantität und Masse an Faktenwissen ist die Medizin schon ein ziemlich dickes Brett. Schwer fallen mir in den Wirtschaftswissenschaften aber auch Dinge wie Recht, Rechnungswesen oder Statistik. Wenn man sich für etwas nicht begeistern kann, ist es schwer Inhalte aufzunehmen.
Was bedeutet dir die Auszeichnung mit Blick auf deinen Lebenslauf und deine Referenzen. Bringt sie dir Vorteile?
Ich fühle mich sehr geehrt, zumal die Auszeichnung zum ersten Mal vergeben wurde und man mir vom DHV sagte, dass man vor allem darauf schaue, dass der erste Preisträger „eine richtige Nummer ist“. Das freut mich. Auf meinen Lebenslauf gucke ich derweil nicht. Ich möchte gerne ein guter Arzt werden – da kommt es erstmal nicht auf Auszeichnungen, sondern auf Fachwissen und soziale Intelligenz an. Ob Sie Vorteile bringt müssen diejenigen beurteilen, die meinen Lebenslauf lesen möchten.
Neben der Studiengänge engagierst du dich ja auch sozial sehr stark in Ruanda und Sierra Leone – auf die Gefahr hin, uns zu wiederholen: Wie machst du das?
Das Gute ist, dass ich das ja nicht alleine mache. Ein super Team und ein bärenstarker Co-Vorstand, Jakob, machen die Sache einfacher. Zudem macht es unglaublich viel Spaß etwas Eigenes zu erschaffen, ein eigenes kleines Business das auch noch Gutes bewirkt. Da verdränge ich die Uni allzu oft – schlechtere Studienleistungen sind da sicher ein Preis, den ich zahle.
Mit dem Preisgeld wolltest du deinen Studienkredit abbezahlen. Reicht das?
Das wird nicht reichen, nein. Aber es ist ein entlastender Anfang.
Hast du während deines Studiums auch praktisch gearbeitet?
Während des Studiums habe ich verschiedene Praktika gemacht. Bei einem Automobilzulieferer, in der Pharmabranche und in einer Unternehmensberatung. Die Arbeit bei L’appel ist zudem mehr als praktisch. Sie bietet mir mehr als jedes Praktikum.
Rückblickend auf deine jetzt schon beachtlichen Erfolge: Gibt es etwas, das du gerne anders gemacht hättest?
Mittlerweile bin ich fest davon überzeugt, dass alle Entscheidungen die ich Rahmen meines Studiums getroffen habe richtig waren – weil sie mich zu dem Menschen machen, der ich heute bin. Ganz egal ob ich erst mit etwas anderem angefangen habe und nun viel länger studiere als ich das jemals wollte. Ich bin froh, dass es genauso gekommen ist.
Sollten sich Studenten generell mehr engagieren? Und wenn ja, welche ersten Schritte könntest du empfehlen?
Auch ich war lange Zeit in der Situation neben dem Studium einem Nebenjob nachgehen zu müssen. Wenn es finanziell knapp war, habe ich auch nicht darüber nachgedacht mich auch noch ehrenamtlich zu engagieren. Wenn das aber entspannter ist, kann ich jedem nur empfehlen, sich sozial zu engagieren, etwas Eigenes zu erschaffen, andere von der eigenen Idee zu begeistern. Es lehrt einem mehr als jedes Seminar in der Uni. Mein Tipp ist auch hier: Einfach machen!
Der Klassiker zum Schluss: Was sind deine nächsten Ziele und Karriereschritte?
Das nächste Ziel ist das Staatsexamen in der Medizin im Oktober, danach dann das PJ. Gerne würde ich bis zum Ende des Studiums auch meine Doktorarbeit fertig haben. Ein Traum, den ich schon seit den ersten Tagen in der Uni hege ist es, für längere Zeit im Ausland zu forschen. Vielleicht wird es die USA, vielleicht aber auch Schweden – ich freue mich in jedem Fall über die Fülle an Möglichkeiten. Und L’appel wird in dieser Planung immer eine zentrale Rolle spielen.
Bilder: Christoph Lüdemann
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