Ehrenamt machen im Studium – Ist das was für dich?
Du warst schon in der Schulzeit Klassensprecher und hast dich selbstverständlich in der SMV engagiert? In deiner Freizeit warst du als Jungscharleiter tätig, Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und hast alten Damen über die Straße geholfen? Oder ist es genau umgekehrt? Du bist Mitte 20 und verspürst langsam so eine unangenehme Leere, weil sich dein ganzes Leben nur um dich selbst dreht und du dich manchmal fragst, wo eigentlich der große Sinn liegt?
In beiden Fällen ist ein Ehrenamt im Studium möglicherweise genau das Richtige für dich. Im ersten Fall, um deine überschüssige Energie umzusetzen. Im zweiten Fall, um Einblick in einen ganz neuen Arbeitsbereich zu gewinnen und dabei vielleicht auch ganz neue Qualitäten an dir selbst zu entdecken.
Das Studium mit seinen flexiblen Arbeitszeiten eignet sich gut dafür, ein Ehrenamt auszuüben. Und auch in deiner Vita ist soziales Engagement gern gesehen. Aber Vorsicht! Wenn du nur ehrenamtlich tätig wirst, um deinen Lebenslauf zu pimpen, wird dich das Ehrenamt nicht glücklich machen.
Was wirklich für ein Ehrenamt spricht und bei welchen Aspekten du Vorsicht walten lassen solltest, erfährst du wie immer bei Jobmensa! Hier kommt unsere Pro- und Kontra-Liste:
PRO:
Wovon du bei einem Ehrenamt profitieren kannst…
Persönliche Entwicklung
Ein Ehrenamt gibt dir die Möglichkeit, ganz neue Erfahrungen zu sammeln, die dich oft herausfordern werden, an denen du aber auch wachsen kannst. Vielleicht arbeitest du mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen, mit suchtkranken Menschen oder Menschen mit Handicap.
Oder du gehst außergewöhnlichen Interessen nach bei der Arbeit im Tierheim, als Rettungsschwimmer oder als Lesepate, lernst neue Leute kennen und wirst für deinen Arbeitsbereich speziell ausgebildet.
In deinem Ehrenamt wirst du erfahren, was es heißt, wenn andere sich auf dich verlassen und wirst Selbstbewusstsein gewinnen, wenn dir gelingt, was du dir vorgenommen hast. Für die meisten Ehrenamtlichen ist es die Hauptmotivation, dass sie sich durch die besonderen Herausforderungen in ihrer Persönlichkeit weiterentwickeln und Lebenserfahrung dazugewinnen.
Praxiserfahrung
Der Uni-Alltag ist ja im Allgemeinen sehr theoretisch orientiert. Die Studenten sind zwar Meister der Kopierkarten und Vielleser, doch die Personalchefs vermissen bei ihren jungen Bewerbern häufig den Praxisbezug. Vielleicht hast auch du das Gefühl, dass dir zwischen all den Büchern und Arbeitsblättern etwas fehlt. Du hast den Drang, etwas zu tun, etwas in die Hand zu nehmen. Die ehrenamtliche Arbeit kann diesbezüglich sehr sinnstiftend sein. Oft siehst du die Auswirkungen deiner Tätigkeiten sofort und nicht wie im Studium erst am Ende des Semesters. Und anstatt dir nur Gedanken zu machen und Theorien zu diskutieren, kannst du im Ehrenamt deine Ideen auch in die Tat umsetzen.
Team- und Kommunikationsfähigkeit
Wenn du ein Ehrenamt übernimmst, wirst du mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit auf viele sehr motivierte und engagierte Leute treffen. Austausch und Kommunikation stehen da an der Tagesordnung. Schließlich hat jeder seine eigenen Ideen und Ansätze und bei freiwilligen Arbeiten ist der Elan, diese durchzusetzen oft besonders groß. Du wirst dich also in ein Team integrieren und einen Standpunkt dort finden. Ähnlich wie bei Nebenjobs schätzen es Arbeitgeber, wenn junge Bewerber bereits in Teams gearbeitet und sich als teamfähig erwiesen haben.
Kontakte
Gerade wenn du ein Ehrenamt ausübst, das eine Verbindung zu deinem beruflichen Bereich hat, kann dir deine freiwillige Tätigkeit hilfreiche Kontakte einbringen. Es ist sowieso interessant, dass man im Ehrenamt meist mit ganz unterschiedlichen Menschen zu tun hat – nicht nur mit den Menschen, die du möglicherweise betreust, sondern auch mit den anderen Ehrenamtlichen. Sie haben die unterschiedlichsten Backgrounds, sind unterschiedlich alt und gehen unterschiedlichen Berufen nach. Sie holen dich aus deinem vermutlich sehr studentisch geprägten Umfeld in die gesellschaftliche Realität zurück. Und mit etwas Glück kann dir vielleicht eines deiner Teammitglieder ein interessantes Praktikum vermitteln oder dir mit Tipps für den Berufseinstieg weiterhelfen.
Fazit:
Ohnehin muss man natürlich sagen, dass du von einem Ehrenamt im fachnahen Bereich nur profitieren kannst! Und natürlich sind das auch die Ehrenämter, die bei Personalchefs gerne gesehen sind. Sie zeigen, dass du dich auch außerhalb der Uni – nämlich in deinem alltäglichen Leben mit dem Thema befasst, dass es dir am Herzen liegt und du bereit bist in diese Erfahrungen Zeit und Engagement zu investieren.
Nichtsdestotrotz kann natürlich auch ein fachfremdes Ehrenamt einen guten Eindruck machen. Es vermittelt deine vielseitigen Interessen und deine Bereitschaft über den Tellerrand hinauszublicken. Dass du gleichzeitig deine Soft Skills schulst, ist ein positiver Nebeneffekt.
Dennoch gibt es ein paar Stolpersteine, die du beim Thema „Ehrenamt“ umgehen solltest – und um die geht es im nächsten Abschnitt.
KONTRA:
Worauf du beim Ehrenamt aufpassen solltest…
Lebenslaufkosmetik
Das größte Problem der freiwilligen Arbeit ist, wenn sie zur reinen Lebenslaufkosmetik missbraucht wird. Personalchefs kommen leicht dahinter, wenn die Absichten des Bewerbers gar nicht so idealistisch sind, wie er vorgibt. So wirkt es beispielsweise verdächtig, wenn eine ehrenamtliche Tätigkeit erst kurz vor der Bewerbungsphase aufgenommen wurde oder wenn der Bewerber auf Nachfragen zur Tätigkeit nur oberflächlich antworten kann. Vor allem ist es aber nie gut, wenn du ein Ehrenamt bekleidest, weil du deine Vita aufbessern willst, denn dann wird es dich selbst auch nicht zufrieden machen. Dass du bei den Personalchefs mit deinem Engagement gut ankommst, sollte ein positiver Nebeneffekt sein, nicht deine Hauptmotivation.
Zeitkonflikte
Auch wenn freiwillige Arbeit einen guten Eindruck macht, denke daran, dass für deinen Arbeitgeber das Engagement für deinen Beruf im Vordergrund steht. Du solltest dementsprechend nicht vermitteln, dass dein Ehrenamt für dich die Nummer 1 ist. Wenn der Arbeitgeber befürchten muss, dass du in jeder freien Minute im Pfadfinderlager anzutreffen bist, gedanklich in deinem Streetwork-Projekt feststeckst oder verschlafen im Büro erscheinst, weil du die Nacht über in der Telefonseelsorge gearbeitet hast, wird er deine Bewerbung mit Vorsicht genießen. Du solltest daher klarstellen, dass das Ehrenamt Teil deiner Freizeit ist und deine Arbeit selbstverständlich nicht beeinträchtigen wird.
Politische Differenzen
Vorsicht bei politischen Ehrenämtern! Die politische Gesinnung deines Arbeitgebers ist dir in der Regel unbekannt und du solltest dir gut überlegen, ob du diesbezüglich klar Fahne zeigen willst. Schließlich ist es allgemein üblich, am Arbeitsplatz diskret mit der politischen Einstellung umzugehen. Wenn du dein Ehrenamt nicht unter den Tisch fallen lassen willst, dann kannst du dich auch dazu entschließen, es neutral als „Parteiarbeit“ zu bezeichnen. Nur musst du dir dann wiederum überlegen, wie du mit genaueren Nachfragen im Bewerbungsgespräch umgehen willst.
Die richtige Dosis
Schließlich solltest du auch darauf achten, die geeignete Dosis Ehrenamt in deiner Bewerbung zu treffen. Bist du in mehreren Ehrenämtern tätig oder tätig gewesen, wäge ab, welche davon du angeben willst. Du sollst schließlich nicht wie ein wandelnder Helferkomplex rüberkommen. Entscheide dich stattdessen vielleicht für das Ehrenamt, das deiner beruflichen Ausrichtung am nächsten kommt, bzw. für das Ehrenamt, aus dem du den größten Nutzen für deinen Beruf ziehen kannst. Die meisten Personaler werden sich vor allem für Tätigkeiten interessieren, bei denen du in Kontakt mit Menschen gekommen bist, aber auch das ist natürlich Abwägungssache. Fängst du zum Beispiel in einem Unternehmen im Bereich Ökologie an, kommt ein Naturschutzprojekt umso besser an. In jedem Fall solltest du darauf verzichten, Uralt-Engagements aufzuwärmen, um zu zeigen, wie sozial du bist. Deine SMV-Arbeit von vor 15 Jahren anzubringen, kann leicht gestelzt wirken.
Fazit:
Ehrenamtliche Tätigkeit sollte mehr sein als hohle Angeberei und Lebenslaufkosmetik! Der Arbeitgeber wird merken, ob du wirklich hinter einer Sache stehst oder nur deine Fassade aufhübschen willst. Klar ist aber auch, dass dein ehrenamtliches Engagement nicht in Konflikt mit deiner Arbeit stehen sollte. Das Ehrenamt ist Teil deiner Freizeitgestaltung.
Und jetzt diskutiere mit auf Jobmensa: Ein Ehrenamt neben dem Studium, kommt das für dich in Frage und was erhoffst du dir davon?
Bilder: Suzanne Tucker/shutterstock.com
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