Dozenten in freier Wildbahn
Dozenten tauchen immer am falschen Ort und zur falschen Zeit auf. Auf der Toilette im Club nach dem fünften Wodka-Lemon, in der Online Single Börse als Franz59, oder wenn man gerade mit der besten Freundin in der Sauna sitzt. Definitiv nein! Aber wie fühlen sich die Dozenten eigentlich dabei?
Einen Dozenten außerhalb der Uni zu sehen ist, als würde man ein seltenes Tier in freier Wildbahn beobachten. Man traut sich nicht, näher ran zu gehen, sondern hält eher ehrfürchtigen Abstand. Wer weiß, ob sie beißen.
Schon alleine auf der Straße, das heißt bei Tageslicht, ist es also eine merkwürdige und außergewöhnliche Erscheinung. Bei vielen Studenten kommt noch dazu, dass eine Vorlesung aus mindestens 200 Zuhörern besteht. Das heißt, du kennst den Dozenten, aber er kennt dich möglicherweise nicht. Und sofort steckst du in einer zwischenmenschlichen Zwick-Mühle.
Alarmstufe Rot
Im Vergleich zu anderen Situationen ist das allerdings noch harmlos. Ich habe ohnehin schon das Gefühl, die Dozent-Student-Beziehung durch ein freundliches „Hallo“ auf der Straße aus dem Kontext zu reißen und auf ein zu privates Niveau zu setzen. Nett, aber merkwürdig.
Wenn jetzt auch noch die oberste Schicht des äußeren Erscheinungsbildes, nämlich die Kleidung, fehlt, dann herrscht buchstäblich Alarmstufe Rot. Denn dass mein Kopf in der Sauna hochrot angelaufen ist, lag nicht nur an der Hitze.
Peinlich – aber für beide!
Aber dann habe ich mir überlegt, wie ist das wohl für ihn? Für Professoren muss es doch auch peinlich sein, ihre Studenten privat zu sehen. Bei ihnen wird sicher auch eine Toleranzgrenze überschritten.
Wie fühlen sich Dozenten wohl, wenn wir sie dabei ertappen, wie sie abends alleine im Kino sitzen (oder vielleicht sogar schlimmer, in Begleitung)? Oder im Supermarkt den ein oder anderen fragwürdigen Gegenstand aufs Band legen? Alles, was uns im Erdboden versinken lassen will, ist auch für sie unangenehm.
Es geht sogar noch weiter. Ihre Unantastbarkeit fängt an zu bröckeln. Und plötzlich sieht man nicht nur die Respektsperson, sondern einen Menschen vor sich, der sein Jackett im Wühltisch mit 70% Rabatt kauft.
Es ist ja schön und gut, geklärt zu haben, dass uns eigentlich nichts peinlich sein muss, denn wir sind ja alle nur Menschen. Solange es nicht im Skandal endet, verbleibe ich dann aber doch lieber im Sinne von „Ich habe dich nicht gesehen, du hast mich nicht gesehen“.
Bilder: GaudiLab/shutterstock.com
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