Die Bibliothek, ein Ort der Ruhe und der Konzentration – wer’s glaubt!
Klack macht das Fahrradschloss, und ich gehe langsam auf das große Betongebäude zu. Mir steht ein Tag voller Bücher, Karteikarten und Textmarkern bevor: ein Tag in der Bibliothek meiner Uni.
Nicht nur Texte und Bilder werden meine Gedanken umgeben, sondern auch eine tiefe Stille, die nur sehr selten mal von dem zarten Hauch einer umgeblätterten Seite unterbrochen wird. Denkste. Im Kontrast zu der “Außenwelt” ist es im Lesesaal der Uni Bonn, unter Bonnern besser bekannt als ULB, zunächst sehr leise. Doch der Schein trügt.
Lost in Concentration
Nachdem ich mich an meinem Platz eingerichtet habe und die ersten 10 Minuten eher noch durch den Text durch gucke, als dass ich ihn tatsächlich lese, fällt es mir auf: das Tippen, das Brummen der Laptops, das Nase schnäuzen, das Husten und das – ganz und gar nicht zarte – Zerknüllen von Papier, der dichte Klangteppich benebelt mein Gehirn so sehr, dass ich mich gar nicht mehr konzentrieren kann, und mir wird klar, das werde ich nicht mehr los. Denn es ist ja allseits bekannt, wenn dir einmal etwas aufgefallen ist, sei es eine nervige Eigenschaft an einem Freund, die lauten Essgeräusche deines Mitbewohners, oder der kleine Riss an der Decke, dann kannst du das in Zukunft nie wieder ausblenden. Es sei denn, deine Konzentration ist unschlagbar. Aber wir wollen ja nichts überstürzen. Es geht nämlich eigentlich schon bei der Platzsuche los. Ich war heute sehr spät dran und war erstaunt überhaupt noch einen Platz zu finden, sogar noch einen mit Blick auf den Rhein. Denn bereits um 10 Uhr (sie öffnet um 8 Uhr) sind während der Klausurphase kaum noch Plätze frei. Dann ist man manchmal gezwungen, sich zwischen Microscanner und Din A1 Kopierer ein lauschiges Plätzchen im Kopierzentrum, mit angenehmem statischen Surren im Hintergrund zu suchen. Aber gut, der frühe Vogel fängt eben doch den Wurm. Wenn dann allerdings ein um die 60-jähriger brummender, hustender, und – ja, manchmal auch – triefender älterer Herr neben mir Zeitung liest, während Studenten auf dem Boden sitzend auf einen Platz warten, frage ich mich schon, was er gegen ein Café oder die im Zeitschriftenmagazin aufgestellten Sessel hat.
Die Bib, Place-to-be auf Zeit
In dieser Zeit mutiert die Bib nämlich zum absoluten Trendspot. Es geht um’s Sehen und Gesehen werden. Diesen Ansatz nehmen manche allerdings doch zu ernst, und verwechseln die Gänge zwischen den Tischreihen wohl mit einem Laufsteg. Das geht dann so weit, dass man sich im Gammeloutfit (Pulli und Jeans) fühlt wie der letzte Mensch. Obwohl zu Hause doch niemand im hübschen Kleidchen und mit auftoupierten Haaren am Schreibtisch sitzt. Und wenn doch, kommt diese Person vielleicht gerade von einer durchzechten Nacht zurück und hat zufällig einen Motivationsanfall erlitten, also unwahrscheinlich. Jedenfalls bekommt man ordentlich was zu sehen im Lesesaal, was natürlich auch alles andere als förderlich für konzentriertes Lernen ist. Aber die schönste Beschäftigung bleibt es eben doch, andere zu beobachten. Macht ja auch so viel mehr Spaß, als Bücher zu wälzen. Was studiert eigentlich meine Nebensitzerin? Medizin, wie schön.
Ja, und dann wäre da noch der Rhein. Wer nicht in einer Bib mit Flussblick arbeitet, der wird nicht nachvollziehen können, wie interessant es sein kann, Frachtschiffen dabei zuzusehen, wie sie in 5 Minuten 100 Meter zurückzulegen. Und so kommt es, dass der bereits bekannte Klangteppich auch ab und zu von einem “Oh, ein Schiff” unterbrochen wird.
Inzwischen bin ich eine knappe Stunde hier und finde, ich habe mir eine kleine Stärkung verdient. Ich schreibe eine Nachricht in unsere What’s App Gruppe: “Wer hat Lust auf Kaffee?” und bekomme auffallend schnell drei identische Antworten: “Ich!”, “Ich!”, “Ich!”. Naja, von Smartphones als Gegenstand mit hohem Ablenkungspotenzial muss ich, glaube ich, gar nicht erst anfangen zu erzählen. In diesem Sinne: Frohes Schaffen!
Jobmensa wünscht euch weiterhin viel Erfolg und Durchhaltevermögen!
Bilder: Voyagerix/shutterstock.com
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