Die Studiengebühren schon wieder…erleben wir bald ein Comeback?
Einige Jahre hatten Studenten für ihre Abschaffung gekämpft und schließlich Politiker überzeugt, dass Studiengebühren so gar nicht gut beim Volk ankommen. Nun prophezeit einer der angesehensten Bildungsökonomen, Ludgar Wößmann, dass spätestens 2020 eine Wiedereinführung zu erwarten ist. Und auch die Bevölkerung scheint dem gar nicht mehr so abgeneigt.
Die Nachricht klingt zunächst nicht sonderlich glaubhaft, geschweige denn erfreulich: Eine Studie des ifo-Bildungsbarometers ergab, dass 44 Prozent der Erwachsenen in Deutschland dafür sind, dass Studenten einen Teil ihrer Studienkosten selbst tragen sollten. Unerhört!
46 Prozent sind wohl noch dagegen und 10 Prozent unentschieden. Wir können jetzt getrost davon ausgehen, dass ein Großteil der 46 Prozent besonders von Gebühren betroffen sind, also Studenten und ihre Eltern. Denn ebenso ergab die Studie, dass die Studiengebühren mehrheitlich von Menschen ohne Abitur befürwortet werden.
Doch was sagt uns das nun? Menschen ohne Abitur sollten sich mal schön raushalten aus dieser Debatte, die wissen ja nicht wovon sie reden. Nein, so einfach ist es dann auch nicht.
Es geht um Gerechtigkeit
Studiengebühren können leider nicht vollkommen isoliert von der außerstudentischen Sphäre betrachtet werden. Die Kosten für jeden Studenten werden schlussendlich von Steuergeldern bezahlt, die die ganze Gesellschaft aufbringt, also auch von Menschen ohne Abitur. Die Assistentin des Anwalts finanziert demnach auch das Studium dessen Tochter, die später einmal mehr verdienen wird als die Assistentin, usw. Es geht also einerseits um Gerechtigkeit.
Das Studium ist eine Investition
Weiter geht es um die Annahme, dass ein Hochschulabsolvent später einmal so viel Geld verdienen wird, dass sich die Investition „Studium“ gelohnt hat. Und zwar mehr gelohnt als wenn er nicht studiert hätte. Auch das macht Sinn.
Doch im Moment des Studiums sind die meisten Studenten auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Investieren kann nur der, der Geld übrig hat. Besonders Geringverdiener, die ihre Kinder gerne an die Uni schicken wollen, schrecken Studiengebühren ab. Dabei ist es ja genau die Stärke des deutschen Bildungssystems, dass die Zugansgvoraussetzungen kaum noch von der sozialen Herkunft abhängen und im Grunde jedem Abiturienten – bald auch Fachoberschülern – die Möglichkeit eines Studiums offenstehen. Ohne hier nun auf soziale Reproduktion von Bildungsabschlüssen einzugehen, gehört das deutsche Hochschulsystem zu den demokratischeren im internationalen Vergleich und das liegt nicht zuletzt an den geringen Kosten, die Studenten zu tragen haben. Im Vergleich dazu zahlen Studenten in England fast 12.000 Euro im Jahr und müssen dafür hohe Kredite aufnehmen. Davon sind wir glücklicherweise weit entfernt.
Heute studieren, morgen zahlen?
Würden Studiengebühren wieder eingeführt werden, sprechen wir von 500 Euro pro Semester. Bei 2,7 Millionen Studenten wären das zusätzliche 2,7 Milliarden Euro pro Jahr. Um das Dilemma der vorübergehenden knappen finanziellen Lage vieler Studenten zu berücksichtigen, schlägt Wößmann das Modell der nachgelagerten Studiengebühren vor. Danach zahlt der Staat die Studiengebühren während des Studiums, der Student zahlt sie später zurück – vorausgesetzt er hat ein bestimmtes Einkommen erreicht. Dieses Modell befürworten laut Studie bereits 60 Prozent. Ebenso wie Politiker, insbesondere konservative, die Wößmanns Expertise in Bildungsfragen einholen.
Sollten teure Studiengänge höhere Gebühren verlangen?
Weiterführend stellt sich dir Frage ob es sinnvoll ist, auch die Kosten der einzelnen Studiengänge zu berücksichtigen. Die Ausstattung der Medizin ist vergleichsweise teurer als die der Germanistik. Doch gut ausgebildete Ärzte bringen essentielle Vorteile für die gesamte Gesellschaft. Sollten sie deshalb weniger Gebühren bezahlen oder aufgrund der hohen Kosten gerade mehr? Man sieht sofort die Gefahr, die diese Diskussion mit sich bringt – nämlich in eine Kosten-Nutzen-Spirale zu geraten und Abschlüsse auch nach ihrem sozialen und ökonomischen Ertrag für die Gesellschaft zu bewerten. Dies könnte wiederum die Wahl des Studiengangs beeinflussen. Doch wählen ja bereits heute viele Studenten einen Studiengang, der ihnen nützlich erscheint und stellen dann fest, dass sie unglücklich sind. Auch diese jahrelangen Fehlentscheidungen kosten Geld.
Wir wollen wissen: was haltet ihr von einer möglichen Wiedereinführung der Gebühren? Und wie steht ihr zu alternativen Bezahlmodellen?
Immer diese Finanzen. Knapp bei Kasse sind viele von uns ja auch ohne Studiengebühren. Wer noch auf der Suche nach dem passenden Nebenjob ist, findet bei Jobmensa bestimmt das richtige.
Bilder: Aaron Amat/shutterstock.com
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