Die Bachelorarbeit: Bloß ein wertloses Stück Wissenschaft?
Die Bachelorarbeit sollte die Krönung deiner akademischen Laufbahn sein. Sozusagen das Tüpfelchen auf dem i, die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, die bunten Streusel auf dem Softeis. Leider lässt die Bedeutung der ehrwürdigen Arbeit in Zeiten des Turbo-Studiums stark nach.
Wissenschaftliches Arbeiten auf der Überholspur
In einem Bachelorstudium soll man lernen, eigenständig wissenschaftlich zu arbeiten. Bewiesen wird das jedoch in den meisten Fällen durch eine einzige Arbeit am Ende des Studiums. In allen anderen Veranstaltungen hat der Lehrende kaum Zeit, das angelernte Wissen durch Hausarbeiten abzufragen. Multiple Choice und Oberflächlichkeit ist da manchmal der einzige Ausweg. Doch wie aussagekräftig ist das Ganze überhaupt noch? Zum einen ist es fraglich, dass ein Student mit einer einsamen, zwanzigseitigen Arbeit die Kunst des wissenschaftlichen Arbeitens von der Pike auf erlernt. Zum anderen stehen viele Studenten vor einer riesigen Herausforderung: Da bekommen sie ein Thema vorgesetzt und sollen doch bitte sofort klarkommen. Wie realistisch ist das noch? Manche Unis beugen mit speziellen Seminaren zum wissenschaftlichen Arbeiten vor, die meistens Pflichtprogramm sind. In ein paar Sitzungen wird da aufgeholt, was 5 Semester über kaum wichtig war. In Sachen Bildung muss halt alles schneller, effizienter, getakteter laufen. Wer über die eigenen Füße stolpert, hat Pech gehabt. Das Studium ist nun mal kein Tanzverein.
Freie Themenwahl ist Luxus
Dass viele Studiengänge vollkommen überlaufen sind, ist kein Geheimnis. Der Dozent unterrichtet ein Kollektiv, nicht einzelne Personen. Er freut sich über jeden, der nicht ständig die Sprechstunde besucht. Bei dieser Masse an Studenten kann man ihm da auch keinen Vorwurf machen, Studieren sieht eben heutzutage so aus. Fehlende Zeit für individuelle Betreuung hat aber natürlich auch den Nachteil, dass die freie Themenwahl bei der Abschlussarbeit Schnee von gestern ist. Die Themenvergabe verläuft in großen Jahrgängen “zentral”. Die Studenten können eine präferierte Fachrichtung angeben und hoffen, dass es bei beliebten Auswahlmöglichkeiten zumindest die zweite Wahl wird. Manch einer mag sogar glücklich damit sein, erspart man sich doch zumindest die aufwändige Suche nach einem Forschungsgegenstand und die Zusammenstellung einer geeigneten Literaturliste.
Ist Neugier out?
Studenten kleinerer Studiengänge haben da schon bessere Karten. Sie dürfen sich meistens ihren Betreuer und auch ein Thema, das sie interessiert, selbst auswählen. Darum geht es doch auch beim wissenschaftlichen Arbeiten, oder? Das Ziel sollte es doch sein, die eigene Neugier über einen Sachverhalt zu befriedigen. Antworten zu hinterfragen und neue Aspekte aufzuzeigen. Darum, einen im Studium angesprochenen Lerninhalt zu vertiefen, weil man ihn als zu oberflächlich behandelt bewertet. Klar, manch eine Hausarbeit handelte vielleicht von Themen, die einen Studenten eher so peripher tangieren. Aber reicht das auch für die Bachelorarbeit?
Wenn die Note stimmt, wird die Massenabfertigung verziehen
Wenig Zeit und langweilige Themen werden im Allgemeinen verziehen, wenn die Note am Ende stimmt. Dann waren die Mühen immerhin nicht umsonst und der Student hat keinen Grund, unzufrieden sein. Doch Note ist nun einmal nicht gleich Note. Einen Standard bei Bachelorarbeiten, der fach- und hochschulübergreifend gültig ist, existiert einfach nicht. Die einen müssen maximal 20 Seiten abgeben, um die in Korrekturen erstickenden Prüfer zu entlasten, die anderen müssen ein Werk von mindestens 60 Seiten einreichen. Außerdem ist nicht festgelegt, wer so eine Arbeit überhaupt prüfen darf: Manche Hochschulen betrachten es als ein Sakrileg, wenn der Betreuer selber korrigieren darf, anderswo sieht so die ganz normale Prozedur aus. Aber was soll’s, die paar läppischen Credit Points, die das Ganze am Ende zählt, machen den Hahn eben auch nicht fett.
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Bilder: Dragon Images/shutterstock.com
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