Deutschlands Überakademisierung? Gibt’s nicht!
Es scheint, als könnten sich Öffentlichkeit und Politik nicht ganz entscheiden – zunächst wird von einem Akademikermangel gesprochen, dann hat man auf einmal Angst vor einer Überakademisierung und dass auf Grund der hohen Studienanfängerzahlen der Mangel an Auszubildenden noch größer wird. Ein Vergleich mit anderen OECD Staaten zeigt jedoch nun: Deutschlands Akademikeranteil liegt unter dem Durchschnitt. Welche Entwicklung prognostiziert wird und wie Deutschland bei seiner Akademikerausbildung dasteht, erfahrt ihr hier.
Die Abiturienten zieht es ins Studium
Zu Beginn: womit die Panikmacher vor der so genannten Akademikerschwemme Recht haben: die deutschen Abiturienten zieht es mehr und mehr an die Universitäten und Fachhochschulen. Im Jahr 2000 lag die Studienanfängerquote im Abiturjahrgang bei etwa 33 Prozent. 2008 hatte der Bund auf dem Dresdner Bildungsgipfel das Ziel gesetzt, die Prozentzahl der Studenten eines Jahrgangs auf 40 % Prozent zu steigern. Diese Vorgabe wurde mehr als erfüllt – im Rekordjahr 2013 mit dem Doppeljahrgang lag die Studienanfängerquote bei 57%. Trotzdem hat die OECD Deutschland schon des öfteren gerügt, dass wir im internationalen Vergleich den Anschluss zu verlieren drohen.
Deutschlands Akademikeranteil unterdurchschnittlich
Denn seit der Jahrhundertwende hat sich der Anteil der Absolventen eines Studiums um nur zwei Prozentpunkte auf 28 gesteigert. Wie ist die Zahl im Vergleich zu den anderen 34 Mitglieds- und Industriestaaten der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) einzuordnen? Im Durchschnitt liegt der Anteil an Akademikern hier bei etwa 33 Prozent. Und auch wenn man sich die jüngere Alterklasse von 25 bis 34 Jahren anguckt, hat Deutschland mit seinen 21% Akademikeranteil noch einiges aufzuholen – der OECD Durchschnitt liegt hier bei 32 Prozent.
Wie wird sich die Akademikerquote entwickeln?
Nur auf Grund der steigenden Zahlen von Studienanfängern von einer Überakademisierung zu sprechen, wäre demnach weit überzogen. Vielmehr wird sich Deutschland durch diese Entwicklung in den nächsten Jahren erst einmal an den Durchschnitt der anderen OECD Staaten annähern. So wird eine Steigerung des Akademikeranteils unter jungen Menschen auf in etwa 31% Prozent geschätzt. Jedoch: eine maßlose Steigerung der Studienanfängerzahlen nur um dem internationalen Durchschnitt zu entsprechen, wäre sicherlich auch der falsche Weg. Eine gemäßigte Entwicklung, in der die Qualität der Lehre gesichert bleibt, ist weitaus erstrebenswerter. Weiterhin muss auch das duale Bildungssystem der Ausbildung für Abiturienten attraktiv bleiben, um freie Lehrstellen und einen größer werdenden Fachkräftemangel zu vermeiden.
Was jedoch als Botschaft für uns Studenten bleibt ist: eine Akademikerschwemme gibt es nicht. Vielmehr ist für Deutschland sogar noch Luft nach oben und der Weg in ein Studium muss für mehr junge Leute geöffnet werden.
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Bilder: wavebreakmedia/shutterstock.com
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