Depressionen im Studium: Wie kommt man wieder raus aus dem Tief?

03.02.2015

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Author: Joanna
Autor*inJoanna
Studierende vergräbt weinend ihr Gesicht in den Händen

Leistungsdruck, organisatorisches Chaos, Überlastung und Selbstzweifel, Schlafprobleme.

Und plötzlich geht nichts mehr: Keine Lust morgens aufzustehen, zur Uni zu gehen, Freund*innen zu treffen, Sport zu machen. Oder irgendetwas anderes. Stattdessen Trostlosigkeit und Leere und das seltsame Schamgefühl: Kann man denn als junger Mensch, als Student*in, der sich doch eigentlich nur um sich selbst kümmern muss, Depressionen im Studium haben? Oder übertreibt man es vielleicht nur grad mit der miesen Laune?

Mehr als nur ein Durchhänger

Laut Schätzungen ist jede*r dritte Student*in in Deutschland depressiv oder leidet an einem Burn-Out-Syndrom. Der extreme Leistungsdruck, das Gefühl alles immer schneller und immer besser tun zu müssen, machen einen auf Dauer krank. Äußern tut sich dies in einer Veränderung des Verhaltens der Betroffenen. Am markantesten ist dabei das Gefühl der Leere, man fühlt sich dumpf und kann sich über kaum etwas freuen. Mehr denn je stehen Studenten unter Leistungsdruck, besonders bei der Konfrontation mit Prüfungen oder während der Bachelorarbeit staut sich die viele Arbeit und der Stress mit meist zu wenig Schlaf, zu wenig Freizeit und zu vielen Gedanken zu einem Knäuel, das sich mehr und mehr verheddert. Aus der Depression kommt man dann allein nicht mehr raus.

Meistens traut man sich gar nicht, anderen mitzuteilen, wie schlecht es einem in Wahrheit geht. Man fürchtet oft eine saloppe Reaktion vom Typ: “Ah, hör doch auf zu Jammern!” oder “Das ist doch nur ‘ne Phase, geh mal etwas öfter an die frische Luft.” Solche Sprüche, die jeglicher Empathie und Bereitschaft zuzuhören entbehren, kriegt man dann tatsächlich gesteckt und sie machen die Sache nur noch schlimmer. Kein Wunder also, dass Krankheiten wie Depression, Burn-out oder Angststörung in unserer Leistungsgesellschaft, in der man am besten fehlerfrei und stets einsatzbereit wie ein Roboter funktionieren sollte, ein Tabu darstellen und den Betroffenen erst recht den Mut nehmen, sich jemandem anzuvertrauen.

Anzeichen für ein Burn-Out-Syndrom im Studium:

  1. Die Uni stresst dich über die Maßen

  2. Du bist schon beim Aufstehen völlig erschöpft

  3. Dir wird alles zu viel, und du siehst kein Ende

  4. Du bist reizbar, fährst ständig aus der Haut

  5. Es gelingt dir nicht mehr, dich zu entspannen

  6. Du leidest unter Schwindel, Kopfschmerz und schmerzhafter Muskelverspannung

  7. Am liebsten würdest Du nur noch schlafen

  8. Du fühlst Dich lust- und hoffnungslos

  9. Es gibt nichts, worauf du dich freust

  10. Du fühlst in dir eine unerklärliche Leere

  11. Du bist ständig nervös und unruhig

  12. Du hast Probleme mit deiner Konzentration

Wenn diese Punkte auf dich zutreffen, dann bist du in jedem Fall körperlich und mental erschöpft, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit leidest du aber auch an einem Burn-Out-Syndrom bzw. einer Depression, die du nicht auf die leichte Schulter nehmen solltest. Hilfe findest du in nahezu jedem Studentenwerk, das psychologische Ansprechpartner*innen bietet, die dir bei deinen Problemen helfen können und vor allem zuhören. Reicht ein solches Gespräch nicht aus, dann solltest du dich nach einem Psychotherapeuten umsehen, der eine längerfristige Behandlung vornehmen kann. Im Normalfall werden diese Kosten von den Krankenkassen übernommen.

Wie man aus der Depri-Phase rauskommt

Die gute Nachricht vorweg: Depressionen im Studium kann man sehr gut behandeln. Oft hilft es schon, sich der besten Freundin, dem/der Partner*in oder einem Familienmitglied ehrlich anzuvertrauen. Nicht jeder sieht einem an der Nasenspitze an, wie man sich innerlich fühlt. Wenn man die Möglichkeit dazu hat, sollte man sich eine kleine Auszeit nehmen, ein Tapetenwechsel ist meist schnell getan und kann Wunder bewirken. Grundsätzlich sollte man vermeiden, sich ständig zu überfordern und 10 Dinge auf ein Mal erledigen zu wollen. Und, auch wenn man es nicht so gern hören mag, aber Bewegung tut dem Körper wahnsinnig gut. Gemeint ist damit nicht etwa Ausdauersport von einem Tag auf den anderen. Ein langer Spaziergang, bei dem man die Gedanken mal schweifen lassen kann oder täglich eine Runde Joggen, die Einkäufe nur noch mit dem Rad erledigen, sind schon erste Erfolge. Verkriechen hilft in so einer Situation auch nicht weiter, ab und zu muss man sich einen kleinen Ruck geben, um was mit den Freund*innen zu unternehmen oder sich selbst aus der Bude holen und einfach mal ein paar Stündchen auf der Wiese liegen und den Geräuschen, um einen herum zuhören, die Ruhe genießen. Oft entstehen Depressionen nämlich daraus, dass man ständig hetzt und nur große Projekte als Erfolg wertet. Dabei sind es doch die kleinen Dinge, die das Leben genauso lebenswert und schön machen und die einem ohne großen Aufwand von alleine zufliegen. Man muss sie nur bemerken.