Bildung für alle: Berliner Student gründet Uni für Flüchtlinge
Kein Pass, keine Papiere – kein Studium. Als Flüchtling an einer deutschen Hochschule zu studieren, ist schwer bis unmöglich. Die bürokratischen Hürden sind zu hoch. Ein Berliner Student glaubt an das Konzept Bildung für alle: An der Kiron University sollen Flüchtlinge künftig online studieren können – ganz ohne Bürokratie.
Immer mehr Menschen sind weltweit auf der Flucht. Kriege, Verfolgung, politische Unruhen, Armut oder Naturkatastrophen zwingen auch junge Menschen ihre Heimat zu verlassen. Wer es über die europäische Außengrenze bis nach Deutschland schafft, strandet meist in überfüllten Flüchtlingsunterkünften, darf nicht arbeiten und hat kaum Zugang zu Bildungsangeboten.
Keine Papiere, kein Studium
Für die Einschreibung an einer Hochschule sind zahlreiche Dokumente, Nachweise und Zeugnisse nötig – wer flüchtet, hat häufig aber nur, was er am Körper trägt. Der Weg in die Hörsäle bleibt verschlossen, selbst wenn man im Heimatland bereits mehrere Semester studiert hat und eigentlich kurz vor dem Abschluss steht. Die Politik betont gerne, Bildung sei der Schlüssel zu Integration – für Flüchtlinge gibt es diesen Schlüssel allerdings nicht.
Uni für Flüchtlinge: “Ohne Gebühren, ohne NC”
Über studentische Initiativen zur Flüchtlingshilfe haben wir bereits berichtet. Die Idee des Berliner Studenten Markus Kressler geht allerdings über Deutschkurse und Hilfe bei Behördengängen hinaus: Zusammen mit seinem Team will er mit der Kiron University eine Online-Uni für Flüchtlinge ins Leben rufen. Hier soll jeder, unabhängig von seinem Aufenthaltstitel und seinen Papieren, einen international anerkannten Abschluss machen können. Dem Magazin Vice gegenüber sagte Kressler: “Wir wollen die Hürden verschwinden lassen, die man für den Zugang zum Bildungssystem braucht und eine echte Uni werden: Ohne Gebühren, ohne NC”. Entscheidend sei die Qualifizierung und nicht, welche Dokumente man vorzeigen könne.
Erste Kurse ab Oktober
Studiengänge in Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Ingenieurswissenschaften sind bislang in der Planung. Losgehen soll es mit den ersten Kursen bereits im Oktober. Alles, was man dann zum Studieren braucht, sind ein Internetanschluss und ein entsprechend internetfähiges Gerät. Problematisch ist allerdings noch die langfristige Finanzierung: Im Interview mit Vice sprach der junge Gründer von geschätzten 650 Euro jährlichen Kosten pro Student. Da die Kiron University auf Studiengebühren verzichten will, ist das Projekt auf Fördergelder angewiesen. Die Nachfrage seitens potenzieller Studenten ist jedenfalls gewaltig: Nach kurzer Zeit habe man bereits 3000 Anmeldungen erhalten.
Jobmensa meint
Klasse, mutige Idee aus studentischer Feder! Aufenthaltstitel hin oder her: Wenn junge, motivierte Menschen aus bürokratischen Gründen von Bildung ausgeschlossen werden, läuft in der Tat etwas falsch. Umso mehr freuen wir uns, dass deutsche Studis sich in Sachen Flüchtlingshilfe engagieren. Wir bei Jobmensa sind gespannt und wünschen dem Projekt einen guten Start!
Bilder: AnnaTamila/shutterstock.com
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