Aussagen, die Studenten nicht mehr hören können
Es gibt einige Klischees und Aussagen über Studenten, die im Laufe der Jahre ziemlich überstrapaziert wurden und den Studis inzwischen ganz schön auf die Nerven gehen. Denn auch das Studium hat sich verändert. Und wer beginnt, Studenten Faulheit, Ahnungslosigkeit und Weltfremdheit zu unterstellen, sollte sich lieber mal darüber informieren, wie das studentische Leben heute tatsächlich in den meinsten Fällen aussieht.
Nerv-Aussage Nummer 1:
„Arbeiten – Studenten haben doch keine Ahnung, was das bedeutet.“
Warum Studenten diese Aussage nicht mehr hören wollen:
Fast zwei Drittel der deutschen Studenten haben neben ihrem Studium einen passenden Studentenjob. Na und, das sind doch höchstens 20-Stunden-Wochen, sagen ein paar Schlaumeier. Dabei vergessen sie aber, dass die Nebenjobs bei den Studis noch zu ihrem Uni-Pensum, das oft mit einem Vollzeit-Job vergleichbar ist, dazukommen. Von der Uni zur Arbeit und dann noch zum Lernen an den Schreibtisch – so sieht bei vielen Studenten der Arbeitsalltag aus. Und anders als andere Arbeitnehmer, wissen sie, dass ihr Arbeitstag mit dem Feierabend noch nicht beendet ist. Zu tun gibt es immer etwas!
Nerv-Aussage Nummer 2:
„Studenten schlafen bis in die Puppen.“
Warum Studenten diese Aussage nicht mehr hören wollen:
Die Zeiten, in denen Studenten bis in den Nachmittag faulenzen, sind vorbei. Heute beginnen Uni-Seminare häufig um acht Uhr morgens. Sogar die cum-tempore-Regelung wurde an vielen Hochschulen schon abgeschafft. Da aufgrund des Massenandrangs an den Universitäten Raumnot herrscht, werden Seminare zu unmöglichen Zeiten abgehalten, welche von sieben Uhr morgens bis 21 Uhr abends stattfinden können. Oder auch als Blockseminare an den Wochenenden. 6-Tage-Wochen sind für viele Studenten nicht unüblich.
Nerv-Aussage Nummer 3:
„Das kann man studieren?!?“
Warum Studenten diese Aussage nicht mehr hören wollen:
Mit einem ungläubigen Blick bedacht und einer abfälligen Betonung des Wortes „Das“ werden Studenten häufig mit einer Verwunderung konfrontiert, die im Subtext die Sinnhaftigkeit ihres Studiums in Frage stellt. Warum glauben Leute, die im Berufsleben stehen, beurteilen zu können, wie weltfremd ein Studium der Sinologie, Regionalstudien Lateinamerika oder Philosophie ist? Meistens haben diese Leute sich selbst seit Jahren nicht mehr über Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt informiert, sie kennen weder Inhalte noch Niveau der jeweiligen Studienfächer und es fehlt ihnen die Fantasie nachzuvollziehen, dass jemand seine Karriere auf seinem leidenschaftlichen Interesse aufbauen will.
Nerv-Aussage Nummer 4:
„Wann bist du eigentlich mit dem Studium fertig?!“
Warum Studenten diese Aussage nicht mehr hören wollen:
In dieser ganz harmlos formulierten Frage schwingt meist der Vorwurf mit, wann man denn endlich mit dem Studium fertig sei. Und dabei kommt die Frage oft gar nicht von den Eltern, die den Studenten während des Studiums finanziell unterstützen, sondern von fremden Leuten. Die wissen dann weder, wie hoch die durchschnittliche Studiendauer in dem jeweiligen Fach ist, sie kennen nur die Vorgaben von Bachelor und Master, noch sind sie informiert darüber, ob man überhaupt noch von elterlicher Unterstützung oder BAföG lebt oder nicht längst auf eigenen Beinen steht und seinen Lebensunterhalt mit Nebenjobs oder als Werkstudent selbst bestreitet.
Nerv-Aussage Nummer 5:
„Es muss auch die Leute geben, die die Arbeit machen.“
Warum Studenten diese Aussage nicht mehr hören wollen:
Studenten wird oft eine gewisse Arroganz gegenüber Leuten, die eine Ausbildung oder Lehre gemacht haben, unterstellt. „Studenten wollen sich eben nicht die Finger schmutzig machen.“ „Aber wenn alle nur Herumtheoretisieren würden, dann käme ja nie etwas zustande.“
Studenten wollen sich auch nur ihrem Interesse widmen, wie viele andere in ihrer Ausbildung auch. Sie erhalten für ihr Studium, anders als die Azubis kein Geld und sie starten auch deutlich später in den Beruf. In der Zeit leben sie dann mit einem ziemlich kleinen Geldbeutel. Und in einigen Branchen ist es kaum noch möglich, gehaltsmäßig diejenigen „einzuholen“, die schon seit zehn Jahren im Berufsleben stehen. Man sollte also aufhören, Studenten von Vorneherein ein Kalkül zu unterstellen. Jeder muss das Recht haben, sich seinen beruflichen Weg selbst auszuwählen.
Welche Sprüche über Studenten könnt ihr langsam nicht mehr hören?
Bilder: Aleshyn_Andrei/shutterstock.com
Das könnte dir auch gefallen:
ALG/Hartz IV im Studium – wer bekommt’s?
Als Student oder Absolvent die Unterstützung von Arbeitslosengeld oder Hartz IV in Anspruch nehmen? Das ist möglich. Alle Infos findet ihr hier.
„Ich werde viel Eigeninitiative zeigen müssen“: Wie Studenten über Karriere und Berufseinstieg denken
Welche Rolle spielen die Themen Berufseinstieg und Karriere für Studenten? Wir haben mit Studierenden über ihre Karrierepläne nach dem Studium gesprochen.
10 Dinge, für die wir kein Geld mehr verschwenden sollten
Das studentische Budget ist knapp - trotzdem geben wir zu viel Geld für unnütze Dinge aus. Welche das sind? Das erfährst du hier!