Arm, aber glücklich: Praktikanten sch… auf den Mindestlohn
Eine aktuelle Befragung zeigt, dass Geld längst nicht alles ist im Leben studentischer Praktikanten. Im Gegenteil: Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, auch unterhalb des Mindestlohns von 8,5 Euro pro Stunde (sehr) zufrieden mit dem Gehalt zu sein. Brauchte es die Diskussion um gesetzlich geregelte Bezahlung im Praktikantenbereich also gar nicht?
Wenn man sich vor Augen hält, wie heftig die politische Debatte um die flächendeckende Einführung des Mindestlohns von 8,5 Euro je Arbeitsstunde geführt wurde, kann dieses Ergebnis nur verwundern: Studenten ist der Lohn im Grunde wurscht – zumindest im Praktikum.
Dabei hat der Gesetzgeber extra auch für diesen Bereich des vorberuflichen Arbeitens von Studenten explizite Leitplanken in der Lohngestaltung eingezogen. Konkret heißt es hierzu, dass bei freiwilligen Praktika mit Laufzeit von mehr als 3 Monaten automatisch der Mindestlohn greift. Damit sind in dieser Konstellation seit Anfang des Jahres 8,5 Euro die Stunde Pflicht.
770 Euro fürs Praktikum? Reicht vollkommen!
Jedoch: Geht es nach dem Votum der Studenten, hätte man sich die Debatte um angemessene Minimalbezahlung zumindest im Praktikantenbereich sparen können. Der Grund: Verdient wurden hier 2014 – also vor Einführung des Mindestlohns – im Schnitt 770 Euro pro Monat, was deutlich unter der heutigen Minimalvergütung von etwa 1.200 Euro liegt.
Dennoch zeigten sich die Studierenden zum Zeitpunkt der Befragung sehr zufrieden mit den finanziellen Rahmenbedingungen des Praktikums. Beachtliche 64 Prozent teilten diese Meinung. Er sei überrascht davon, „dass die Vergütung eine so untergeordnete Rolle spielt“, betonte der zur Durchführung der Studie beauftragte Marketing-Professor Marko Sarstedt auf Nachfrage.
Erhebliche Differenzen beim Verdienst
In der Tat dürfte angesichts der öffentlichen Diskussion auch die Wissenschaft mit anderen Ergebnissen gerechnet haben. Aber so ist er nun einmal, der Student: geheimnisumwittert und unberechenbar. Doch Spaß beiseite, denn die Untersuchung des Magdeburger Professors hat noch andere, zum Teil sehr interessante Details zutage gefördert. Hier ein paar davon…
→ Alt sticht Jung: Die „älteren“ Master-Studenten erhielten pro Monat durchschnittlich annähernd 820 Euro fürs Praktikum, wohingegen die „jüngeren“ Bachelor-Studenten mit 715 Euro deutlich weniger auf der Habenseite verbuchen konnten.
→ Kurzpraktika nicht angesagt: Über 50 Prozent der Befragten gaben an, sich für ein mindestens 6-monatiges Praktikum entschieden zu haben. Kürzere Praktika waren unterrepräsentiert.
→ Beratung schlägt Kultur: Die Monatsverdienste der befragten Praktikanten wichen zum Teil deutlich voneinander ab. Am schlechtesten erging es diesbezüglich mit 545 Euro denjenigen, die im Kultur-, Freizeit oder Sportbereich gearbeitet haben – gefolgt von den Medien (564 Euro). Wesentlich besser dran waren mit 890 Euro Praktikanten aus dem Banken- und Versicherungsbereich sowie Beschäftigte der Arbeitgeber „Beratung“, „Wirtschaftsprüfung“ und „Rechtsanwalt“ (durchschnittlich 920 Euro).
→ Nah weit vor Fern: Mit Blick auf den Ort der Tätigkeit ist zu sagen, dass etwa 50 Prozent beim Praktikum den Arbeitgeber um die Ecke bevorzugten. Doch mit 33 Prozent Zustimmung schnitt auch der fern gelegene Arbeitgeber gut ab. Zugrunde lagen hier Unternehmen in mindestens 200 Kilometern Entfernung ab Wohnort.
Jobmensa meint:
Es wäre in der Tat schön und sinnig, die für junge Menschen wichtige Institution „Praktikum“ nicht zwischen den unterschiedlichen Lohninteressen von Politikern und Arbeitgebern zu zerreiben. Die zuvor zitierte Untersuchung leistet hierzu einen ersten Beitrag. Jedoch werden weitaus tiefer gehende Befunde nötig sein, um den Praktikumsmarkt auch nach Einführung des Mindestlohns zu beleuchten. Man darf gespannt sein, wohin sich das Praktikum entwickelt.
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Bilder: Yulia Mayorova/shutterstock.com
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