Alphatier vs. Mäuschen: Haben Extrovertierte es im Studium leichter?
Wir sind nicht alle gleich. Der eine kann Bananen nicht ausstehen, der andere kriegt nicht genug davon. Der eine blüht bei 30 Grad im Schatten richtig auf, der andere würde an heißen Sommertagen am liebsten erst gar nicht das Haus verlassen. Und während einer in bloß fünf Minuten in einem Raum voller fremder Menschen mindestens zehn neue Freunde gewinnt, ist für den anderen eine Party mit lauter Unbekannten der blanke Horror. Die Lauten, die Leitwölfe, Sonnenscheine und Gute-Laune-Garanten auf der einen – die Leisen, Nachdenklichen, Zurückhaltenden auf der anderen Seite. Die Welt gehört den Extrovertierten, heißt es oft. Den Alphatieren. Doch haben die es auch im Studium leichter?
In der Ruhe liegt die Kraft
Extrovertiert, introvertiert – was bedeutet das eigentlich? Die Begriffe dienen der Beschreibung von Persönlichkeitsmerkmalen und gehen auf den Psychologen Carl Gustav Jung zurück. Extrovertierte Menschen sind eher nach außen hin orientiert, introvertierte Zeitgenossen richten ihre Aufmerksamkeit stärker nach innen. Während der Extrovertierte nach einem vollgepackten Wochenende mit zahlreichen Verabredungen und Partys vor Energie nur so strotzt, fühlt sich der Introvertierte ausgelaugt und urlaubsreif. Der Grund hierfür: Extrovertierte ziehen ihre Power aus ihrer Umwelt. Äußere Reize sind für sie wie Energie-Tankstellen. Für Introvertierte hingegen gilt: in der Ruhe liegt die Kraft. Sie brauchen mehr Zeit für sich alleine und bevorzugen die Gesellschaft von wenigen vertrauten Gesichtern. Entgegen der verbreiteten Meinung sind Introvertierte allerdings nicht automatisch schüchtern. Sie haben keine Angst vor anderen Menschen – ihre Gesellschaft macht sie nur einfach schneller müde und strengt sie an.
Introvertiert vs. extrovertiert
Damit wir uns in der ganzen Intro-vs-Extro-Debatte nicht missverstehen: Das Eine ist nicht besser oder schlechter als das Andere. Die meisten von uns befinden sich ohnehin irgendwo zwischen den beiden Polen. Allerdings leben wir in einer Gesellschaft, die die Lauten oftmals bevorzugt. Der ideale Charakter unserer Zeit ist offen, unternehmungslustig, gesellig und kommunikativ. Extrovertiert sein gilt als gute, lobenswerte Eigenschaft, introvertiert sein hingegen als Makel, für den es sich zu entschuldigen gilt: “Sie ist zwar ruhig aber eine ganz Liebe” heißt es dann zum Beispiel. Wird die neue Freundin des Mitbewohners mit den Worten beschrieben “Die ist toll, total offen und unbeschwert” ist die Reaktion verständnisvolles Nicken. Niemand wundert sich. Wer käme hingegen schon auf die Idee etwas zu sagen wie: “Die ist toll, so richtig schön zurückhaltend und still”?
Haben Extrovertierte es im Studium leichter?
Die Bevorzugung der Lauten zieht sich durch alle Lebensbereiche. In der Schule wird mündliche Mitarbeit bewertet, beim Flirten punktet wer offen auf sein Gegenüber zugeht und bei der Jobsuche geht die Stelle an den Bewerber, der sich besonders gut präsentieren konnte. Kreative Ideen, kluge Gedanken und Know-how zählen weniger als die Kompetenz der Selbstdarstellung. Doch wie sieht’s im Studium aus? Haben Extrovertierte es an der Uni leichter, als ihre leiseren Kommilitonen? WG-Partys, Auslandsaufenthalte, Referate vor prall gefüllten Hörsälen, im Studium gibt es viele Situationen, die es den “Extros” leichter machen als den “Intros” unter uns. Doch anders als in der Schule spielt mündliche Mitarbeit im Hörsaal eine untergeordnete Rolle. In Vorlesungen beschränkt sich die Studierendenrolle zu 90% auf passives Zuhören gepaart mit einem möglichst interessierten Gesichtsausdruck. Am Ende entscheidet meist eine Klausur über die Note.
Im Hörsaal nützt Smalltalk nichts
In Seminaren sieht es etwas anders aus, wer hier keine Scheu hat vor vielen Menschen zu sprechen, sich häufig zu Wort meldet und an Diskussionen beteiligt, der sammelt beim Dozenten Pluspunkte. Gerade in kleineren Studiengängen, kann sich das durchaus positiv auf die Hausarbeitsnote auswirken. Dennoch sind die Voraussetzungen für Intros und Extros wohl in kaum einem Lebensbereich derart gleich wie im Studium. Klausuren, Seminar- und Abschlussarbeiten und die Anonymität des Universitätskosmos lassen es nahezu bedeutungslos werden, wie gut jemand small-talken kann oder wie schnell er Kontakte knüpft. Ob du zu den Mäuschen oder Alphatieren gehörst macht für deinen Studienerfolg kaum einen Unterschied.
Wir bei Jobmensa finden: Egal ob du eher zu den intro- oder extrovertierten Studenten gehörst, akzeptiere dich so wie du bist. Die Lauten unter uns ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich, haben vielleicht einen größeren Freundeskreis oder verbreiten besonders viel gute Laune. Die Leisen punkten als besonders gute Zuhörer, können sich gut in ihre Mitmenschen hinein versetzen, sind gewissenhaft und zuverlässig. Beides hat Vor- und Nachteile und Menschen passen ohnehin nie wirklich in solche Schubladen. Also verbiegt euch nicht, weder im Studium, noch in der Jobwelt!
Bilder: /shutterstock.com
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