Ich bin dann mal weg! Warum Millennials so häufig den Job wechseln
Einen Job finden und dort bis zur Rente bleiben? Für die neue Generation von Mitarbeitern ist das keine Option: Eine Studie hat herausgefunden, dass die meisten ihr Unternehmen in den nächsten vier Jahren am liebsten schon wieder verlassen würden. Sind Millennials einfach nicht loyal? Von wegen – oft hapert es an der Unternehmenskultur.
Die Zeiten, als man nach dem Studium einen Job fand und den dann bis zur Rente machte, sind vorbei. Fast kein Student rechnet heute noch mit der Sicherheit und Planbarkeit, die unsere Eltern hatten. Diese Veränderung ist aber nicht nur den Entwicklungen am Arbeitsmarkt zuzuschreiben – die sogenannten Millennials, die heute 18- bis 36-Jährigen, wollen sich selbst nicht lange auf einen Arbeitgeber festlegen. Zu dem Schluss ist eine internationale Studie gekommen. Die provokante These der „2016 Deloitte Millennial Survey“: Millennials sind ihren Arbeitgebern gegenüber wenig loyal und mit einem Fuß schon wieder aus der Tür. Zwei von drei Befragten gaben an, dass sie hoffen, ihren aktuellen Arbeitsplatz bis 2020 wieder zu verlassen.
Aber woher kommt dieses angebliche Loyalitätsproblem, mit dem die Unternehmen zu kämpfen haben? Geht es dabei um Undankbarkeit oder unrealistisch hohe Erwartungen der Generation Y? Klischees über Millennials gibt es viele. „Generation Weichei?“, fragt die FAZ, „Wollen die überhaupt arbeiten?“, sorgt sich die Zeit.
Sinn und Perspektiven fehlen
Um dem auf den Grund zu gehen, wurden Personen befragt, die nach 1982 geboren sind, einen Hochschulabschluss haben und in Vollzeit arbeiten. Selbst Mitarbeiter, die es in Führungspositionen geschafft haben, sind nach den Ergebnissen der Studie teilweise unzufrieden. Undankbarkeit? Von wegen. Jungen Angestellten fehlen Perspektiven und Sinn bei der Arbeit: Die Mitarbeiter, die in einer höheren Position arbeiten, gaben an, dass sie keine Möglichkeit sehen, die persönliche Zukunft oder die des Unternehmens durch die eigene Arbeit voranzutreiben.
Die Umfrage zeigt außerdem, dass der Wille, sich eine neue Stelle zu suchen, bei Frauen grundsätzlich noch stärker ausgeprägt ist, weil sie seltener erst überhaupt für Führungspositionen in Erwägung gezogen werden. Wer Chancenungleichheit wahrnimmt oder das Gefühl hat, mit der eigenen Arbeit nichts erreichen zu können, denkt natürlich eher über einen Stellenwechsel nach.
Warum Millennials Freiheiten und Werte wichtiger sind als Geld
Wichtig sind der sogenannten Generation Y aber nicht nur Geld und Aufstiegschancen. Die Befragung hat gezeigt, dass junge Mitarbeiter einen Großteil ihrer beruflichen Entscheidungen von ihren Wertvorstellungen abhängig machen: Ein fairer Umgang miteinander, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit, Toleranz gegenüber Mitarbeitern anderer Herkunft und soziale Faktoren wie Zuverlässigkeit führen zu einer Unternehmenskultur, in der sich auch junge Mitarbeiter wohlfühlen.
Für die Zufriedenheit im Arbeitsalltag ist auch wichtig, dass die vielbeschworene Work-Life-Balance stimmt. Das bedeutet aber nicht, dass ihre Verfechter sich auf die faule Haut legen wollen. So wie es Millennials wichtig ist, dass die eigene Arbeit einen Sinn hat und etwas bewirkt, wird ihre Motivation durch Freiheiten und flexiblere Arbeitszeiten gesteigert. Eigenverantwortliches Arbeiten und Homeoffice müssen nicht zu einem Verlust von Produktivität führen. Im Gegenteil. Wer sich seine Zeit flexibel einteilen und eigene Entscheidungen treffen kann, übernimmt Verantwortung, ist motivierter und damit produktiver – so die Meinung der Millennials.
Das Problem sind veraltete Unternehmenskulturen
Alles abgehobener Schnickschnack? So eine Haltung können sich Firmen schon lange nicht mehr leisten. Es wird Zeit, dass Unternehmen anfangen, die Erwartungen, Sorgen und Wünsche der Millennials ernst zu nehmen. Denn: Schon bis zum Jahr 2025 wird diese Generation weltweit einen Anteil von bis zu 75 Prozent der Arbeitnehmerschaft ausmachen. Daher stellen Chefs und Chefinnen ihre eigene Firma auf wackelige Beine, wenn sie es nicht schaffen, auf junge Mitarbeiter einzugehen. Das angebliche Loyalitätsproblem der Arbeitnehmer scheint nach näherer Betrachtung der Studie vielmehr ein Problem von veralteten Unternehmenskulturen zu sein: Millennials sind engagiert, sie wollen arbeiten, mitentscheiden und sich einbringen. Ihre Chefs müssen sie nur lassen. Das erfordert Vertrauen – wird sich aber auszahlen.
Bilder: Mooshny/shutterstock.com
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