Weil du es dir wert bist: So bringst du dein Gehaltsgespräch gekonnt über die Bühne
Gedanken an das Gehaltsgespräch treiben einem häufig Schweißperlen auf die Stirn. Es gibt viele verschiedene Kriterien zu beachten und es erfordert ein gewisses Verhandlungsgeschick. Nicht jeder ist der Wolf of Wall Street, aber jeder hat einen Wert, den er kennen und für ihn einstehen sollte. Es ist kein Hexenwerk. Wir haben für euch Tipps auf Lager, die dabei helfen können, sich richtig vorzubereiten. Auf das allererste Lohngespräch und auf die erste Gehaltsverhandlung nach einem Jahr Arbeit. Wir empfehlen allerdings dringend, euch beide Abschnitte durchzulesen, da einige Punkte durchaus auch zur jeweils anderen Situation passen.
Jobanfänger: Taste dich gewissenhaft heran
Als Jobanfänger ist das Thema Gehalt für dich meistens noch immer Teil des Bewerbungsgesprächs. Also lieber nicht zu sicher fühlen, wenn der Personaler endlich von Geld spricht. Auch hier musst du überzeugen. Deshalb ist es wichtig, sich vorher zu informieren. Dies kann durch Gespräche mit Freunden aus ähnlichen Berufszweigen geschehen, oder aber durch Eigenrecherche nach gängigen Gehältern innerhalb der Branche. Ein Hinweis hierzu: Nicht alle Internetgerüchte, die durch Foren und Kommentare sozialer Netzwerke geistern, müssen stimmen. Hier ist ein klarer Kopf von Nöten, der hinterfragt und sich durch eine zweite Meinung absichert.
Bringe dich in Position
Ein Problem, welches dir in ersten Gesprächen begegnen könnte, ist folgendes: Meist existieren in Unternehmen fixe Einstiegsgehälter, von denen sich Personaler nur schwer abbringen lassen, vor allem bei Trainee-Stellen. Im öffentlichen Dienst oder bei Unternehmen, die nach Tarif zahlen , leitet sich das Gehalt von Qualifikation, Position und Berufsjahren ab. Alles andere ist Verhandlungssache. Wenn du also über eine gewisse Vorerfahrung verfügst, sprich sie ruhig an. Warum? Du musst dich selbst fragen bzw. deinem Gegenüber folgende Frage beantworten können: Sind einige deiner Kompetenzen so wichtig und gewinnbringend, dass es sich lohnen könnte in Sachen Gehalt noch einmal miteinander zu sprechen? Aus- und Weiterbildungen, erworbene Fähigkeiten aus Praktika und Studentenjobs, soziale Kompetenzen, ehrenamtliches Engagement. All diese Dinge können Verkaufsargumente für dich sein.
Erkenne deinen Marktwert
Nehmen wir mal an, es kommt zur Verhandlung im Gehaltsgespräch. Ein großer Fehler wäre jetzt erst im Gespräch selbst zu überlegen, welchen Lohn du dir denn nun vorstellst. Raten oder einfach viel zu hohe Summen können deine Chancen ebenso mindern. Komm auf den Punkt! Es ist normal und menschlich für seine Arbeit fair bezahlt werden zu wollen. Welche Summe du auch im Hinterkopf hast, sie sollte nicht zu gering sein. Sonst droht dir bei späteren Gesprächen über Gehaltserhöhungen Stagnation. Übrigens ist es kein cleverer Schachzug bei Unentschlossenheit eine zu große Spanne zu nennen, zum Beispiel 2.000 bis 2.500 Euro. Je größer die Spanne, desto eher setzt dein Gegenüber unten an. Am besten nennst du eine Unter- oder Obergrenze mit Verhandlungsspielraum, keine konkrete Zahl. Ein Tipp: Nimm dein Wunsch-Nettogehalt und ziehe unter Beachtung von Lohnsteuerklasse und möglicher Freibeträge einen Brutto-Gehaltsrechner hinzu. So erhälst du eine Zahl, um die herum du deine Gesprächstaktik aufbauen kannst.
Wenn du dich mit all diesen Dingen auseinandergesetzt hast, kannst du beruhigt und souverän dein erstes Gehaltsgespräch führen. Behalte dabei aber noch zwei Punkte im Hinterkopf: Erstens, versuche im Bewerbungsgespräch herauszuhören, ob du viele Mitbewerber hast. Wenige treiben deinen Preis hoch. Viele eher weniger. Umso wichtiger ist es, dass du informiert und entschlossen in das Gespräch gehst. Zweitens, praktische Erfahrung und erste berufliche Beziehungen sind nicht weniger wichtig. Gutes Gehalt reicht nicht. Gerade zu Beginn gibt es Faktoren, die für dich genauso wichtig sein sollten. Dazu gleich aber noch mehr.
Ein Jahr im Job. Und jetzt?
Nach einem Jahr im Job sollte definitiv über das Gehalt nachgedacht und gesprochen werden dürfen. Vergiss nicht, dass es auch hier wichtig sein kann, sich Infos von Freunden, Gewerkschaften, Personal- oder Betriebsräten einzuholen. Schaue dir Studien von Personalvermittlern an, suche nach Informationen durch Berufsverbände oder Neuigkeiten durch die Wirtschaftsnachrichten.
Anders als beim ersten Gespräch kommt es hier vor allem auf den richtigen Zeitpunkt an. Hast du gerade mit einer besonders guten Leistung auf dich aufmerksam gemacht? Befindet sich dein Arbeitgeber aktuell vielleicht im Aufschwung? Dann ist dies ein guter, richtiger Zeitpunkt. Analysiere deinen Arbeitgeber. Läuft es im Moment rund? Befindet sich dein Arbeitgeber in Ballungsräumen oder gehört einer Branche an, die im Moment stark im Kommen ist? Dann sind das Indizien dafür, es mal zu versuchen. Befindet sich dein Arbeitgeber im Moment in einer Krise oder liegt er in einer ungünstigeren Region? Dann wird es eher schwierig die gängigen Zahlungsgewohnheiten zu durchbrechen.
Es geht nicht nur um bares Geld
Diesen Tipp solltest du auch schon als Einsteiger beachten, aber spätestens nach den ersten Erfahrungen sollte er unbedingt wertgeschätzt werden. Bist du zufrieden mit deinen Arbeitszeiten oder der Anzahl an Urlaubstagen? Wie bewertest du deine Work-Life-Balance? Ist alles mit Versicherungen zufriedenstellend geregelt? Diese Frage solltest du dir nicht stellen, damit du beim enttäuschenden Gespräch ein Trostpflaster hast, sondern weil bei diesen Punkten Abzüge entstehen könnten, sobald die Firma auf deine Gehaltsforderungen eingeht.
Mache dir Gedanken über Geldwerte. Je nach Position kann es für dich wichtig und entlastend sein, sollten dir zum Beispiel ein Dienstwagen oder Materialien wie Laptops, Smartphones oder Home-Office-Pakete gestellt werden. Je nach Familienplanung sind Mutterschafts- bzw. Vaterschaftsurlaube zu beachten, die vielleicht auch mal verlängert werden können. Umzugkosten, die gestellt werden, Fahrtkostenerstattung, Essensgeld. Das alles sind Faktoren, die im Alltag ebenfalls einen gewissen Wert besitzen können. Für viele sind außerdem Direktversicherungen spannend. Hier können Beiträge von Monatsgehältern abgezogen und in die Rentenversicherung eingezahlt werden. Einkommensteuer und Sozialversicherungsbeiträge werden dadurch reduziert. Achte auf ein angemessenes Verhältnis all dieser Punkte.
Ganz wichtig: Die eigene Argumentation
So, sagen wir jetzt mal es kommt zum Gehaltsgespräch. Was hast du außer deinen mittlerweile bekannten Kompetenzen zu bieten? Solltest du in viel mehr Bereichen viel mehr Verantwortung übernommen haben, als es noch im Bewerbungsgespräch angekündigt wurde, kann das ein Argument sein. Ebenso, wenn du verdeutlichen kannst, dass dein Arbeitsaufwand gewachsen ist. Sollten dir Gegenargumente wie mangelnde Erfahrung, geringes Budget, Lernfaktor oder tolles Networking entgegengebracht werden: Bleib bei deinem Ziel. Sie stehen in keinerlei Relation zu den vorher genannten Fakten. Nicht falsch verstehen, Kompromissbereitschaft solltest du unbedingt an den Tag legen. Jeder Personaler hat sich vor dem Gespräch ein Limit gesetzt. Im besten Fall nähert sich dein persönlich festgelegtes Ziel diesem Limit an. Läuft es gut, kannst du ja zusätzlich nach Weiterbildungsmöglichkeiten fragen. Diese sind übrigens in manchen Branchen zwingend notwendig, daher nicht immer ein Argument, sollte man dir diese als Zusatz anpreisen.
Fazit
Gehe nicht mit dem Kopf durch die Wand in dein Gehaltsgespräch. Zeige deinem Gegenüber, dass du auf dem Laufenden bist, was aktuelle Gehälter in deiner Branche und deiner Position betrifft. Bringe schlüssige Argumente, schätze deinen Wert richtig ein mit dem Ziel, dass anschließend beide Gesprächsparteien den Raum mit dem Gefühl einer Win-Win-Situation verlassen. Wirke bescheiden. Sei offen, selbstbewusst, ehrlich, informiert und am wichtigsten: Nimm deine Chance wahr und führe das Gespräch unbedingt.
Bilder: piramidonforte/shutterstock.com
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