10 Gründe, warum es unserer Generation so schwer fällt, sich zu verlieben
Die Elterngeneration der heutigen Mittzwanziger kann nur verständnislos den Kopf schütteln. Wann nur wollen ihre Kinder endlich erwachsen werden? 30-jährig brechen sie gerade ihr zweites Studium ab, bringen jedes Jahr eine neue Flamme mit zum Weihnachtsfest („Ist aber nichts Ernstes“) und reden ununterbrochen von Selbstfindung und Selbstverwirklichung, mit der sie dann demnächst anfangen wollen. Dabei haben die Eltern das Gefühl, es ginge schon seit Jahren immer nur um Selbstfindung und Selbstverwirklichung. Gewohnte Werte wie Ehe, Kinder oder ein eigenes Heim spielen in dieser Generation scheinbar keine Rolle mehr. Doch wie kann es dazu kommen? Jeder will doch den Mann oder die Frau fürs Leben finden oder nicht? Warum fällt es unserer Generation so schwer, sich zu verlieben?
1. Bindungsangst
Noch nie war sie in einer Generation so weit verbreitet – die Bindungsangst. „Ich habe eigentlich nie Beziehungen, die sind nicht so mein Ding“ heißt es dann, mal von Männern, mal von Frauen und schon wird das erste zaghafte Kennenlernen im Keim erstickt. Man will sich nicht binden, um sich nicht einschränken zu müssen. Ein festes Commitment gefährdet die persönliche Freiheit, man wird mit Ansprüchen konfrontiert, muss im schlimmsten Fall vielleicht sogar zurückstecken. Eine schwierige Situation für eine Generation von Individualisten.
2. Schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit
Heute trägt jeder sein eigenes Päckchen an vergangenen Erfahrungen und Verletzungen mit sich herum. Das Modell, den ersten Freund oder die erste Freundin kennen zu lernen und gleich zu heiraten, gibt es heute kaum noch. Stattdessen treffen mit Ende 20 immer häufiger traumatisierte Frauen auf immer häufiger traumatisierte Männer. Beide Seiten haben Angst sich zu öffnen, sich schon wieder auf jemanden einzulassen, nachdem sie schon so oft verletzt wurden.
3. Schlechte Erfahrungen im Umfeld
Noch nie gab es so viele Scheidungen wie in der Generation der eigenen Eltern. Oftmals haben Mittzwanziger in ihrer eigenen Kindheit schon zu Genüge Erfahrung mit scheiternden Beziehungen gesammelt. Misstrauisch beäugen die Scheidungskinder seitdem jede sich anbahnende Beziehung und fragen sich: Wird mir dasselbe passieren? Aber auch alle anderen kennen in ihrem Umfeld die verschiedensten Fälle von Seitensprüngen, heimlichen Affären und anderweitigen Zerwürfnissen. Früher hätte man über so etwas nie gesprochen. Heute fragt man sich manchmal, ob es überhaupt noch funktionierende Beziehungen gibt.
4. Flexibilität
Gerade bahnt sich eine etwas ernstere Liaison mit der Kommilitonin an, da beginnt auch schon ihr Auslandssemester. Der smarte Arbeitskollege wird in eine andere Filiale versetzt. Die Nachbarin packt gerade schon wieder ihre Umzugskartons. Die wachsende Flexibilität innerhalb der unserer Generation hat ihren Preis. Wer flexibel sein muss oder sein will, der fühlt sich durch feste Verbindungen leicht eingeschränkt. Immer wieder neue Arbeitsstellen, Wohn- und Aufenthaltsorte – da fällt es schwer, Wurzeln zu schlagen. Und natürlich zerbrechen auch viele Wochenend- und Fernbeziehung an der mangelnden Nähe und Kontinuität.
5. Unrealistische mediale Bilder
Aufgewachsen sind die heutigen Mittzwanziger mit Hollywood-Romanzen und Disneyfilmen und die haben, so die Theorie, falsche Erwartungen geweckt. In den Filmen läuft immer alles perfekt, dagegen wirkt das eigene Leben wie eine Ansammlung von Misserfolgen. Auch der Traumprinz kommt in der Realität nicht auf dem Pferd angeritten. Und anders als in den immer glücklichen Familien aus der Werbung, kommt es in jeder Beziehung mal zu Krisen und Unstimmigkeiten. Doch leider neigt unsere Generation dazu, sich mit den medialen Vorbildern zu vergleichen.
6. Hohe Anspruchshaltung
Die hohe Anspruchshaltung ist allgemein ein Problem unserer Generation. Heutzutage muss es überall reibungslos laufen: Ein Job mit gutem Verdienst und interessanten Aufgaben, ein gesunder Lifestyle, Fitness und gutes Aussehen, ein außergewöhnliches und abwechslungsreiches Freizeitleben, tolle Reisen und Auslandserfahrungen – ergänzend dazu werden eben auch besonders hohe Ansprüche an den Partner gestellt. Selbstbewusst soll er sein und trotzdem sensibel, gut verdienen, aber auch kinderlieb sein und humorvoll, spontan und trotzdem zuverlässig. Nicht selten scheitern Beziehungen an einer Erwartungshaltung, die wenig Abweichung duldet und somit meist unerreicht bleibt.
7. Berufliche Unsicherheit
Eine Belastung für die Generation Y ist die allgegenwärtige berufliche Unsicherheit. Eine Karriere in Gang zu bringen, erfordert heute so viel Energie und Aufmerksamkeit, dass für andere Lebensthemen umso weniger Zeit bleibt. Wer am perfekten Lebenslauf bastelt, um auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen und immer bereit sein muss, neue Jobangebote und Chancen anzunehmen, der lässt sich eher auf kurzfristige Liaisons ein, denn die kann man auch leichter wieder aufkündigen und die große Liebe ist zwischen Tür und Angel nur schwer zu finden.
8. Unbegrenzte Möglichkeiten
Früher lebte man in seinem Heimatort und nahm dort eben irgendwann den nettesten Jungen oder das netteste Mädchen zum Mann oder zur Frau. Der Generation Y liegt währenddessen die Welt zu Füßen. Überall neue Erfahrungen, Möglichkeiten, Wahlfreiheit. Das führt zu der Panik, im Überangebot die falsche Entscheidung zu treffen. Wie kann man sich festlegen, wenn man nicht weiß, ob da draußen nicht doch noch etwas Besseres wartet? Wie kann man sich von der Angst befreien, etwas zu verpassen? Auf unsere generation strömt so viel ein wie auf keine Generation vorher. Da fällt es umso schwerer, sich von diesen Ängsten zu befreien.
9. Sexuelle Unabhängigkeit
Es soll Zeiten gegeben haben, da standen Sex und Beziehung in einem beinah untrennbaren Zusammenhang. Damit ist es heute vorbei. One Night Stands, Friends with Benefits und kurzfristige Affären sind vielerorts Gang und Gäbe. Und sie erscheinen vielen Angehörigen der Mittzwanziger unkomplizierter als feste Beziehungen. Keinerlei Verpflichtungen, die Möglichkeit fremdzuflirten und die Angelegenheit nach Lust und Laune zu beenden. Auf körperliche Nähe muss dabei trotzdem keiner verzichten.
10. Emotionale Abstumpfung
Irgendwie fühlt sich die heutige Generation oft leer und ausgebrannt. Sie hat Angst verletzt zu werden oder andere zu verletzen. Zu oft verstreichen intensive Gefühle zu schnell oder die gewünschte Intensität wird gar nicht mehr erreicht. Wenn die Generation nur wüsste, warum sich das Leben manchmal so anfühlt, als würde man es durch eine Schutzhülle wahrnehmen – dann stünden die Chancen, die wahre Liebe zu finden, sicher um einiges besser!
Doch man muss noch lange nicht verzweifeln. In vielen Fällen zeigt sich, dass die Generation der jetzigen Mittzwanziger gar nicht so beziehungsunfähig ist wie gedacht. Die 20 bis 30-jährigen sind oft einfach nur etwas später dran als früher. Und das liegt ja vielleicht auch daran, dass sie Konzepten wie der Liebe auf den ersten Blick nicht so recht trauen und ihre Partner lieber mit Sorgfalt auswählen. Und wer sagt denn, dass es immer die eine große Liebe sein muss? Viele stürzen sich einfach immer wieder gerne in neue schöne Beziehungen und fahren damit auch nicht unbedingt schlechter als ihre Eltern, die von der jahrelangen Ehe längst genervt sind.
Bilder: BigLike Images/shutterstock.com
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