Privat studieren: Lohnt sich das?

02.11.2015

Privates StudiumRatgeberStudiumUni
Author: Nina
Autor*inNina
Zwei Studierende unterhalten sich auf dem Weg zur Universität

Nach der Schule solltet ihr alle potentiellen Möglichkeiten einer Weiterbildung kennen und abwägen, welche für euch am sinnvollsten ist. Eine dieser Möglichkeiten spiegelt der Weg an eine private Universität wider. Wir haben für euch die Vor- und Nachteile zusammengefasst, beliebte Privat-Unis gefunden und die Berufseinstiegschancen betrachtet.

Ein junges Modell

Privat-Universitäten haben eine kurze Geschichte in Deutschland. Erst seit 1990 breitet sich dieses Konzept der Hochschulform aus. Ein Großteil der privaten Unis befindet sich in Berlin. Die erste noch heute erfolgreiche entstand in Witten/Herdecke 1983. Professor*innen wollten gegen den vermeintlichen Stillstand staatlicher Universitäten vorgehen und ihr idealistisches Bild einer Hochschule, die ein neues Bildungszeitalter einläuten sollte, umsetzen. Heute werden dort verschiedene Fächer gelehrt, unter anderem Philosophie, Business Economics und Humanmedizin.

Mittlerweile haben sich mehr als 100 private Hochschulen in Deutschland etabliert, die im Schnitt pro Monat circa 500 bis 1000€ kosten.

So viel Geld? Für was?

Es gibt eine bunte Palette von Gründen, um eine Privat-Uni zu besuchen. Exotische Fächer, ein riesiges Netzwerk, die außergewöhnlichen Freizeitangebote, die super Ausstattung, der NC-freie Zugang… aber jetzt einmal von Anfang an.

Eine Privat-Uni bietet viele Vorteile, aber vor allem eine sehr individuelle Betreuung, da die Kurse meist in kleinen Gruppen stattfinden, bei denen jeder zu Wort kommt. Das Verhältnis von Lehrer*innen zu Studierenden unterscheidet sich wesentlich von dem in staatlichen Hochschulen. Während in diesen Professor*innen in Vorlesungen gut und gerne mal um die 200 Studierenden, die sich auf den Boden quetschen, da die Hörsäle überfüllt sind, im Zaum halten müssen, sind die Vorlesungen an privaten Unis selten mit mehr als 30 Wissbegierigen gefüllt. Dieser Umstand scheint mitverantwortlich dafür zu sein, dass rund 90% der Privatstudierenden ihr Studium in der Regelzeit abschließen.

Ebenso wie die kleine Gruppengröße verhilft auch das moderne Equipment, das besonders in medialen Fächern das der staatlichen Hochschulen um Längen übertrifft, zu einem erfolgreichen Studium. Das umfangreiche praktische Angebot könnte ein Grund dafür sein, dass die Abbruchquote an privaten Hochschulen so niedrig ist. 2020 lag diese bei 7,8%, an staatlichen Hochschulen bei 21%. Ein weiterer Grund für diese niedrige Quote liegt wohl in der hohen finanziellen Belastung. Meist sind die Studierenden auf die finanzielle Unterstützung mehr angewiesen, als der “Durchschnittsstudent”. Der Druck erfolgreich zu sein und das Studium durchzuziehen steigt, je mehr die Eltern in einen investieren.

Ein Studium an einer privaten Uni bietet einen bequemen Unialltag, da alles von Anfang bis Ende für jeden einzelnen durchgeplant ist. Die Organisation ist beachtlich. Während sich Studierende an staatlichen Hochschulen durch komplizierte Systeme zur Erstellung des Stundenplans kämpfen müssen, werden an privaten Hochschulen diese Informationen auf einem Silbertablett serviert. Kleiner Kritikpunkt: Selbstständigkeit wird kaum verlangt, obwohl doch auch dieser Aspekt erstrebenswert ist. Die Verschulung an privaten Unis kann für Individualisten abschreckend wirken, aber ist für eher unorganisierte Studierende ein großer Vorteil.

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil von Privat-Unis hingegen ist der schnellere Einstieg in die Berufswelt, der durch enge Kooperationen mit Unternehmen zu Stande kommt. Rund 90% der privaten Dualstudierenden werden nach ihrer Ausbildung übernommen, da sie sowohl praktisch als auch theoretisch ausgebildet wurden und die Unternehmen aus nächster Nähe kennenlernen konnten. Die Studieninhalte werden dynamisch an den Bedarf der Wirtschaft angepasst. Durch Gastdozent*innen und Praktika können so wertvolle Kontakte für die Zukunft geknüpft werden. Führungspositionen erlangen dennoch auch an Privat-Unis nur die Leistungsstärksten.

Wie soll ein*e Student*in das finanzieren?

Die riesigen Kosten wirken auf viele abschreckend und führen zu der gedanklichen Kategorisierung von normaler (staatlich) und Elite Universität (privat). Jedoch gibt es einige Möglichkeiten um sich das Studium zu finanzieren. So besteht der Anspruch auf BAföG auch, wenn die Entscheidung auf eine staatlich anerkannte Privat-Uni fällt. Staatlich anerkannt sind solche Hochschulen, die Prüfungen abnehmen dürfen und Hochschulgrade verleihen. Zwar deckt BAföG kaum die Semesterbeiträge ab, allerdings wird der Lebensunterhalt gesichert.

Viele Privat-Unis bieten zudem eine Finanzberatung an. Für Interessierte besteht die Möglichkeit sich auf diverse Stipendien zu bewerben, bei denen auch nicht immer die Noten im Fokus stehen, sondern auch (zum Beispiel) soziales Engagement belohnt wird. Steht einem weder BAföG zu, noch wird ein Stipendium erreicht, kann ein Studienkredit aufgenommen werden. Diese haben niedrigere Zinsen als übliche Kredite. An Privaten-Unis kann zudem teilweise dual studiert werden. In diesem Fall verdient ihr Geld, das ihr in euer Studium investieren könnt. Bei einem Vollzeitstudium besteht zudem oftmals dennoch die Möglichkeit, einen Nebenjob auszuüben und sich dadurch über Wasser zu halten.

Was beinhaltet das Bewerbungsverfahren?

Ein weitverbreitetes Vorurteil ist, dass es nur nötig ist ein Kind reicher Eltern zu sein, die einem dann den Platz an der Uni erkaufen, da der NC für den Platz an einer staatlichen Hochschule nicht gereicht hat. Dabei werden mehrere Dinge außer acht gelassen: Zum einen bieten private Hochschulen oftmals andere Studiengänge an, als die staatlichen Unis. Manchmal sind es auch die gleichen Fächer, dafür mit einer praxisbezogeneren Umsetzung. Zum anderen gibt es an privaten Unis richtige Bewerbungsverfahren, die manchmal mehrere Tests beinhalten. Bei diesen können die reichen Eltern dann auch nicht mehr helfen. Die eigene Leistung steht im Mittelpunkt und entscheidet über die Zukunft. Die angehenden Studierenden müssen sich in Assessment-Center, Eignungstest und Auswahlgesprächen gegen ihre Konkurrenz durchsetzen. Als alles gar nicht mal so einfach...

3 beliebte Privatuniversitäten in Deutschland, was sie kosten und was sie bieten

Die folgenden Privat-Unis sind immer wieder ganz vorne in den verschiedenen Hochschulrankings mit dabei. Diese Privat-Unis liegen in Deutschland verteilt und glänzen mit unterschiedlichen Merkmalen.

1. Jacobs University Bremen

Diese Universität punktet durch ein großes Fächerangebot. Das Studienangebot umfasst 20 Bachelor-, 24 Master- und 2 MBA-Programme. Dieses Angebot wird von mehr als 1200 Studierenden mit über 110 verschiedenen Nationalitäten auf Englisch in Anspruch genommen. Besonders die Forschung ist für den Ruf der Universität von Bedeutung. Für den Preis von 20.000 € pro Studienjahr im Bachelor plus die Kosten von 500€ im Monat für die Unterbringung und Verpflegung ist immerhin auch ein umfangreiches Freizeitangebot, zum Beispiel Rudern, mit inbegriffen.

2. WHU - Otto Beisheim School of Management

Diese Universität zählt zu den angesehensten in Europa im Bereich der Betriebswirtschaftslehre. An zwei Standorten in Deutschland (Düsseldorf und Vallendar) wird gelehrt. Der Lehrplan sieht drei Praktika und ein Auslandssemester vor, um die praktische Erfahrung zu gewährleisten. Besonders die Ausstattung und der Berufsbezug bilden die Stärken der Universität, die deutschlandweit das größte Netzwerk mit 160 Partneruniversitäten weltweit vorzuweisen hat. Durch dieses Netzwerk und die enge Beziehung zu großen Unternehmen wird der Berufseinstieg für die Absolvent*innen erleichtert. Auch die Einstiegsgehälter für die BWL Student*innen sind hoch. Dafür belaufen sich auch die Studiengebühren auf 5.900€ pro Semester.

3. Witten/Herdecke

Witten/Herdecke ist nicht nur die mit erste Privat-Universität Deutschlands, sondern auch die einzige Privat-Uni für Medizin. Der NC ist absolut unwichtig für das Aufnahmeverfahren, dafür sind die Bewerbungstests gefürchtet. Jedes Jahr gibt es viel zu viele Bewerber*innen für viel zu wenige Plätze. Rund 1400 Studierende konnten überzeugen und studieren ihren Wunschstudiengang. Auch an dieser Uni sind die Kosten beachtlich: Ein Studium der Humanmedizin kostet 48120€ - die aber auch nach und nach gezahlt werden können, wobei dann allerdings Zinsen entstehen.

Fazit

Ob sich eine private Universität lohnt,muss jeder individuell für sich abwägen: Besitzt man die finanziellen Mittel? Besteht die Bereitschaft einen Kredit aufzunehmen, um den Wunschstudiengang zu studieren? Gibt es Alternativen? Wie wichtig ist einem das Ansehen der Universität? Wie wichtig die Partner-Unis und die internationale Vernetzung? Reizt einen die Selbstorganisation an staatlichen Unis vielleicht sogar mehr? Wer sich hierzu sorgfältig Gedanken macht und vielleicht sogar die Möglichkeit hat, jemanden zu befragen, der an einer Privat-Uni studiert hat, der trifft mit Sicherheit eine gute Entscheidung.

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